Viele Besucher kommen beim Tag des offenen Denkmals in der Worfelder Fachwerkkirche. Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins geben Auskunft zur Historie des Gotteshauses.
Von Marc Schüler
Organist Dieter Graf erklärt beim Tag des offenen Denkmals die historische Knauth-Orgel.
(Foto: Vollformat/Marc Schüler)
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WORFELDEN - Sehr zufrieden waren der Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) sowie die evangelische Kirchengemeinde am Sonntag mit dem Besuch in der historischen Worfelder Fachwerkkirche. Mit Claudia Landsberger, Daniel Kroiß und Marcus Amft wechselten sich drei fachkundige HGV-Vertreter dabei ab, den Besuchern Fragen beantworteten und sie auf Wunsch auch über das Gelände führten. Zweimal kam zudem Organist Dieter Graf in die Kirche, um die historische Kauth-Orgel vorzustellen und darauf zu musizieren.
Eine kleine Kapelle stand zur Reformationszeit an der Stelle, wo heute die Worfelder Pfarrkirche zu finden ist, erläuterten die HGV-Vertreter. Sie entstand 1696. Immer wieder gab es Probleme wegen der Instandhaltung, sodass in den zwanziger Jahren gar an den Abbruch der Kirche gedacht wurde. Ein Granattreffer der den Rhein überquerenden Amerikaner beschädigte die Kirche am 23. März 1945 an der südwestlichen Giebelseite. „Die Spuren dieses Treffers sieht man noch an der Außenfassade am Fachwerk“, erklärte Daniel Kroiß den Besuchern. Am 20. Dezember 1950 wurde die Kirche gar wegen Baufälligkeit geschlossen, instandgesetzt, und am 12. August 1951 wiedereröffnet. Seit 1970 steht sie als älteste freigelegte Fachwerkkirche Südhessens unter Denkmalschutz.
„Eine Besonderheit dieser Kirche ist auch, dass die Glocken älter sind als die Worfelder Kirche selbst. Die älteste Glocke wurde 1590 von Christian Klapperbach in Mainz gegossen“, so Kroiß. Diese überstand auch den Zweiten Weltkrieg, in dem die kleinere, mehr als 350 Jahre alte Worfelder Glocke im Rahmen der Edelmetallsammlung abgegeben werden musste. Zwar wurde sie nicht ganz eingeschmolzen und 1950 im Hanauer Hafen aufgefunden, doch war sie zu sehr beschädigt, um gerettet zu werden, weshalb eine neue Glocke in Auftrag gegeben wurde, die bis heute im Glockenturm hängt.
Buntglasfenster nach Restaurierung verschollen
Ebenso wies der Heimat- und Geschichtsverein auch auf die Fenster der Kirche hin. Nur noch eines der ehemals sieben Buntglasfenster ist heute in der Kirche zu sehen. Die Fenster waren 1972 bei der Restaurierung mit „lebloses Antikglas“ ersetzt worden und sind seitdem verschollen. Zufällig wurde 1989 eines dieser Fenster wiedergefunden und wiederhergestellt.
Prunkstück der Pfarrkirche ist aber die Orgel, wie nicht zuletzt Organist Dieter Graf den Besuchern erläuterte. Sie wurde vom Bamberger Orgelbauer Adam Knauth 1623/24 für die Darmstädter Schlosskirche gebaut und ist heute noch eine der ältesten spielbaren Orgeln Deutschlands. 1830 erwarb die Gemeinde Worfelden das Instrument, das seitdem in der Pfarrkirche steht und 1983 eine grundlegende Restaurierung erfuhr, bei der auch die farbliche Gestaltung aus dem Jahr 1681 freigelegt wurde, die heute wieder so zu sehen ist.