Disput um Schutz vor Mobilfunkstrahlung in Büttelborn
Im Büttelborner Umweltausschuss plädiert Bürgermeister Rotzinger für ein Überdenken der Situation, der Ausschussvorsitzende Best dagegen.
Von Peter Mikolajczyk
Mobilfunkmasten stehen bislang nur außerhalb von Büttelborn an der Kreismülldeponie im Südosten und an der Zentralkläranlage Richtung Groß-Gerau.
(Fotos: Wulf-Ingo Gilbert)
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BÜTTELBORN - Während im nahen Darmstadt die Testphase für das superschnelle 5G-Mobilfunknetz begonnen hat, ist in Büttelborn noch immer ein Beschluss der Gemeindevertretung von 2001 gültig, nach dem neue Sendemasten nur dann gebaut werden dürfen, wenn die Strahlungsgefahr ausgeschlossen werden kann. Angesichts dieser Tatsache sprach selbst der Vorsitzende der Bürgerinitiative Büttelborn 21, Armin Hanus, von einem „gallischen Dorf“.
Der Umweltausschuss befasste sich in seiner jüngsten Sitzung im Rathaus erneut mit dieser Thematik, die sich nun bereits über Jahre hinzieht, angesichts der neuen technischen Entwicklung aber wieder Fahrt aufgenommen hat. „Die Zeiten haben sich geändert“, argumentierte Bürgermeister Andreas Rotzinger (CDU), einst Mitbegründer der BI „Kein Handymast im Wohngebiet“. Seit 2001 sei viel passiert, neue Erkenntnisse lägen vor, und der Beschluss der Gemeindevertretung müsse revidiert werden. Darüber waren sich die Ausschussmitglieder einig, nur über den einzuschlagenden Weg herrschte Unsicherheit.
In den zurückliegenden Jahren habe es immer wieder Anfragen von Mobilfunkanbietern gegeben, die die veraltete Technik in Büttelborn verbessern wollten. Der Umweltausschuss hatte auch bereits einige Vertreter angehört, die ihre Vorstellungen unterbreiteten. Doch die Anbieter wollten immer den für sie preiswertesten Weg gehen: Sendemasten mitten im Ort, am besten auf dem Rathaus. Das akzeptierten die Gemeindevertreter aber nicht.
Um einen Ausweg aus der Situation zu finden, hatte die SPD-Fraktion beantragt, eine Bürgerversammlung einzuberufen, bei der die Mobilfunkanbieter informieren sollten. Doch diese sagten ab, womit der Sinn hinfällig geworden ist. Angesichts dieser Tatsache, so Marcus Merkel, sei die SPD-Fraktion bereit, ihre Forderung nach einer Bürgerversammlung zu überdenken. Diese sollte ursprünglich der Gemeindevertretung Hilfestellung geben. Tatsache sei, dass es in allen drei Ortsteilen Defizite gebe.
Armin Hanus schließlich sagte, „Wenn alles so dramatisch eingetreten wäre, wie 2001 befürchtet worden ist, dann wäre ein Drittel der Menschheit schon ausgestorben. Wer noch immer Angst vor der neuen Technik habe, der dürfe auch nicht in die 5G-Stadt Darmstadt fahren.“
Arbeitsgruppe zum weiteren Vorgehen
Ganz so einfach war die Sache jedoch für den Ausschussvorsitzenden Peter Best (GLB) nicht: Der Schutz vor Mobilfunkstrahlung müsse nach wie vor ernst genommen werden, weil sie für die Bildung von Tumoren verantwortlich sein könne. Schließlich sei auch mit Asbest oder dem Nikotin Jahrzehnte sorglos umgegangen worden, bis man die Gesundheitsgefahren erkannt habe.
Eine Arbeitsgruppe soll nun das weitere Vorgehen klären. Dabei ging es auch darum, ob ein Gutachter weiter helfen könnte. Dieser aber kostet rund 60 000 Euro. Der Nutzen einer erneuten Expertise für Büttelborn sei allerdings fraglich, zumal es bundesweit bereits viele gibt. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es nun, alle diese Fragen zu prüfen und dem Ausschuss Vorschläge zu unterbreiten.