Christian Döring moderiert zum letzten Mal „Flutlicht“

Die 500. „Flutlicht“-Sendung im SWR-Fernsehen ist für Christian Döring, den das kleine Foto mit Dirk Nowitzki zeigt, gleichzeitig die letzte. Fotos :SWR
WORFELDEN - Ein Riese, dieser Christian Döring. Ein langer Lulatsch von 2,13 Metern, der Dirk Nowitzki auf Augenhöhe begegnen konnte. Aber dann zeigte die Regie den Fernsehmoderator und den daneben stehenden Basketball-Heroen nicht mehr ab Brusthöhe, sondern in der Totalen: Als Döring dann herunterstieg von dem Wasserkasten, auf dem er die SWR-Sportsendung „Flutlicht“ eröffnet hatte, überragte ihn Nowitzki wieder um eineinhalb Köpfe. Viele Jahre sind seither vergangen. Am Sonntag, 13. Januar, um 21.45 Uhr im SWR-Fernsehen Rheinland-Pfalz moderiert er die Sendung zum 500. und zugleich letzten Mal.
Der 59 Jahre alte „Worfelder mit Büttelborner Migrationshintergrund“ (O-Ton Döring) hat viel erlebt, seit er am 4. Oktober 1992 seinen Einstand im Moderatorenteam von „Flutlicht“ gab. Im Fußball beispielsweise der Triumph des 1. FC Kaiserslautern 1998, als der damalige Aufsteiger auf Anhieb deutscher Meister wurde. Oder der erste Bundesliga-Aufstieg des FSV Mainz 05 im Jahr 2004. „Flutlicht“ war mit Sondersendungen dabei.
Hintergrundgeschichten aus dem Materialwagen
Gerne erinnert sich Döring, in jungen Jahren selbst Radrennfahrer, an seine SWR-Reportagen von der Tour de France – darunter Hintergrundgeschichten aus dem Fahrerhotel und dem Materialwagen.

Foto:
Warum also verbindet Döring sein „Flutlicht“-Jubiläum am Sonntag mit seinem Abschied? „Ich gehe mit einem guten Gefühl“, sagt er: „26 Jahre so eine Sendung zu machen, ist in dieser schnelllebigen Branche nicht selbstverständlich.“ Das Ende dieser beruflichen Ära habe er selbst bestimmen wollen. Also schlug der Worfelder Anfang 2018 seinen Chefs vor, die 500. Sendung zu seinem Finale zu machen. Und es sollte gerade diese Sendung am 13. Januar sein, weil darin die rheinland-pfälzischen Sportler des Jahres gekürt werden. „Dann ist sozusagen die ganze Sportfamilie bei uns im Studio präsent“, sagt Döring. Der gebürtige Elsässer kennt mehrere Sportarten aus eigenem Erleben. Vor allem den Radrennsport, den er auf Leistungssportniveau betrieb. In Büttelborn spielte Döring zudem Handball und Tennis.
ZUR PERSON
Christian Döring, in Burnhaupt-le-Bas im Elsass geboren, wuchs in Nauheim auf. Er war 14 Jahre alt, als seine Familie mit ihm und den beiden jüngeren Brüdern nach Büttelborn zog. Dort wurden die Dörings heimisch. Seine ersten journalistischen Gehversuche hatte Christian Döring, der mit seiner Frau in Worfelden lebt, schon als Schüler: Er schrieb gelegentliche Artikel für eine Radsport-Fachzeitschrift. Mit einem Volontariat bei der Mainzer Allgemeinen Zeitung stieg er in den Journalistenberuf ein. Er gab dort 1984 eine Festanstellung als Sportredakteur auf, um als Freiberufler zum Hörfunk des Südwestfunks (SWF) zu wechseln. Später bekam er das Angebot, fürs SWF-Fernsehen zu arbeiten. Bei dem Sender, aus dem später der Südwestrundfunk (SWR) wurde, hat Döring an vielen Sendungen vor und hinter der Kamera mitgewirkt. Der Vater zweier erwachsener Kinder machte eine Zeit lang sowohl Hörfunk als auch Fernsehen – bis ihm diese Doppelrolle zu viel wurde. In der Frühe eine Radiosendung, am Abend dann „Flutlicht“ zu moderieren, führte auch zu einem kuriosen Versprecher: Um 22 Uhr eröffnete Döring die Sportsendung mit den Worten „Guten Morgen aus Mainz“. (dirk)
Seine erste „Flutlicht“-Sendung konfrontierte ihn damals, als „angespannten Moderations-Neuling“, wie er sagt, mit einem reservierten, wortkargen Fußball-Bundestrainer Berti Vogts. Ganz anders zur Sache ging es viele Jahre später im Interview mit Stefan Kuntz, seinerzeit Präsident des sportlich und finanziell kriselnden 1. FC Kaiserslautern. Mit Kuntz’ Antworten gab sich Döring nicht zufrieden, er bohrte nach, und es entwickelte sich ein feuriger verbaler Schlagabtausch. „Nach so einer Sendung schlafe ich immer schlecht“, sagt er. Da gehe ihm durch den Kopf, ob er seinen Gesprächspartner zu hart rangenommen habe. Oder ob er an der einen oder anderen Stelle noch mehr hätte nachhaken sollen.
Auf eine Erfahrung hätte Döring gerne verzichtet: Seine Miene verfinstert sich, als er davon erzählt, wie ihm der ehemalige Radprofi Udo Bölts vor laufender Kamera seine Dopingvergehen beichtete. Das brachte Döring die Anerkennung des Senders ein, eine aufsehenerregende Exklusivgeschichte geliefert zu haben. Aber als der Beitrag dann am Abend in den „Tagesthemen“ gesendet worden war, die Anspannung des Arbeitstags von Döring abfiel, „habe ich erst mal Rotz und Wasser geheult“, sagt er. Dass der Radrennsport – seine Sportart – so im Doping-Sumpf versunken war, habe ihm sehr zu schaffen gemacht.
Journalistisch schaffen wird Christian Döring weiterhin, nur eben nicht mehr als „Flutlicht“-Moderator. Er werde weiterhin Filme machen, auch längere Reportagen. Zudem sei er in die Themenplanung von SWR-Sendungen involviert. Auch moderieren werde er noch, etwa „Sport am Samstag“ oder Sondersendungen. Döring betont: „Das ist für mich nicht Arbeit, sondern ein Traumjob, der mir Spaß macht.“