Bei den bei den gut besuchten Babbelowenden des Worfelder Heimat- und Geschichtsvereins geht es ums frühere Safariland und um Hausnamen.
WORFELDEN. Worschdebrood und Keesbrood mit Gummern, dazu Ebbelwoi, selbst hergestellt von Vereinsmitglied Harald Hock, waren den rund 150 Besuchern der beiden Babbelowende des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) am Wochenende im evangelischen Gemeindehaus und im Anwesen von Rolf und Alexander Klink im Unterdorf willkommene Beigaben zu mundartlichen Vorträgen mit viel Witz und Historie von Alexander Klink, Daniel Kroiß und „Gastbabbeler“ Jürgen Emmer. Musikalisch abgerundet wurden die Abende von Bernd Habann an der Teufelsgeige und Torsten Petri mit seiner „Quetschkommod“.
Schon zum 35. Mal seit 2001 hatte der HGV zu den stets beliebten Babbelowenden eingeladen und auch dieses Mal ließen sich die Zuhörer nicht nur mitnehmen in die Vergangenheit, sondern trugen auch mit eigenen Anmerkungen zur amüsanten Unterhaltung bei. Alexander Klink lud seine Gäste zu einem imaginären Rundgang durch das ehemalige Safariland bei Wallerstädten ein. Dort standen Besucher in den siebziger Jahren Löwen wie dem beliebten „Clarence“ sowie „Tieschern“ Auge um Auge gegenüber. Die Betreiber hofften, freilich vergeblich, auf die Geburt eines Ligers, einer Mischform beider Raubkatzen.
„Unser Gejend war der Hotspot für Freizeitparks in Deutschland“, sinnierte Klink und fügte noch hinzu, dass damals in Groß-Gerau auch noch das „Wunderland der Märchen“ existierte. Weiter ging es bei der Fahrt mit der Einschienenbahn in drei Metern Höhe an Büffeln, Zebras und Antilopen vorbei bis hin zu Kragenbären und Elefantengehege, wohin sich selbst Inge Meysel und Ivan Rebroff einmal verirrten.
In den frühen achtziger Jahren habe der Besitzer noch investiert, unter anderem in ein 180-Grad-Kino, doch ein paar Jahre später wurde das Gelände verkauft und verfiel. Die Stadt Groß-Gerau habe schließlich den Abriss der Bauten veranlasst, informierte Alexander Klink.
Daniel Kroiß wusste ergänzend zu berichten, der Worfelder Gemeindevertretung habe 1967 ein Vorschlag von Geschäftsleuten vorgelegen, eine 70 Hektar große Fläche zu einem Vergnügungspark für „durchreisende Touristen“ umzuwandeln. Voraussetzung sei jedoch gewesen, dass die Grundbesitzer ihre Äcker verkaufen würden, woran das Projekt schließlich scheiterte. „Wenn man es damals ernst genommen hätte, dann hätte mer jetzt Tiescher uffm Acker und koa lange Reihe mit Folie bedeckt“, merkte Klink an.
Kroiß beendete das Thema mit einer sieben Minuten langen Lobeshymne auf „Worfelle“, bevor er sich den Hausnamen zuwandte. „Leid vum Orrd haaße fer Leid vum Orrd onnerschder wie fer de Resd vun de Weld“, stellte er in perfektem Platt fest. Entstanden seien die knapp 200 Hausnamen früher wegen der Verwechslungsgefahr gleicher Vor- und Nachnamen. „Philipp orrer Schorsch“ seien gängige Vornamen gewesen, dazu gab es als Nachnamen „en gonze Houfe Engel.“ Zeitweilig hätten gar zehn Männer mit dem Namen Philipp Engel gleichzeitig in Worfelden gelebt.
Da in den Neubaugebieten keine Hausnamen mehr vergeben wurden und auch die Jugend diese kaum noch kennt, werden Namen wie „s Kees-Fritze“, „s Kiehgässer-Raaße“ oder „s Schusder-Deujels“ wohl in absehbarer Zeit in Vergessenheit geraten, bedauerte Kroiß.
Von Marvi Mensch