Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt gegen Beamte der Polizeistation Bischofsheim. Sämtliche Polizisten der Station sind aus disziplinarischen Gründen versetzt worden.
BISCHOFSHEIM. Weil sie sich in der Asservatenkammer der Polizeistation Bischofsheim (Kreis Groß-Gerau) bedient haben sollen, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt Ermittlungsverfahren gegen mehrere Polizistinnen und Polizisten eingeleitet. Sämtliche betroffene Beamte des Streifen- und Ermittlungsdienstes wurden im Zuge eines Disziplinarverfahrens versetzt. Auch die Stationsleitung wurde neu besetzt. Das haben die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Polizeipräsidium Südhessen am Samstag auf Anfrage mitgeteilt.
Die Behördenleitung des Polizeipräsidiums hatte nach eigenen Angaben Anfang August dieses Jahres von dem Vorgang erfahren, der sich im Herbst 2018 in der Polizeistation Bischofsheim abgespielt haben soll. Daraufhin sei umgehend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden, hieß es am Samstag. Diese eröffnete Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Verdachts der Unterschlagung. Zugleich leitete das Polizeipräsidium disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen die Betroffenen ein.
Kosmetika, Alkohol, Süßigkeiten – und Honig
Auslöser der Ermittlungen war die Feststellung, dass in einem Verfahren sichergestellte Kosmetika, Alkoholika, Süßigkeiten und auch Honig nicht mehr auffindbar sind. Es besteht der Verdacht, dass sie aus der Asservatenkammer mitgenommen wurden. Zunächst hatte das Internetportal bild.de über die Vorwürfe berichtet. Nach diesen Angaben stehen 23 Beamte unter Verdacht. Die Zahl wurde am Samstag von Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst nicht bestätigt.
Die Polizeistation wird jetzt von Polizeihauptkommissar Burkhard Benkelberg geleitet. Polizeipräsident Bernhard Lammel hatte ihn am 15. Oktober offiziell mit der Stationsleitung betraut, wie am Samstag bekannt gegeben wurde. „Mit Burkhard Benkelberg konnte ein erfahrener und verantwortungsvoller Stationsleiter gewonnen werden, der sich bereits in anderen Funktionen, unter anderem als Polizeiführer vom Dienst, im Polizeipräsidium Südhessen bewährt hat“, sagte Polizeipräsident Lammel.
Verwundert über das, was sich in der örtlichen Polizeistation abgespielt haben soll, zeigte sich der Bischofsheimer Bürgermeister Ingo Kalweit (CDU). „Ich habe auch erst aus den Medien von dem Vorfall erfahren“, sagte Kalweit im Gespräch mit dieser Zeitung: „Für jemanden, der nicht bei der Polizei ist, ist das schon ein verblüffender Vorgang.“ Offiziell sei er nicht im Vorfeld unterrichtet worden. „Gewünscht hätte ich mir das schon“, betonte Kalweit. Der damalige Leiter der Polizeistation wollte sich auf Anraten seines Anwalts gegenüber dieser Zeitung nicht äußern, da er noch keine Einsicht in die Ermittlungsakten gehabt habe.