Der Biebesheimer Gemeindevorstand hat sich für eine Forstbetriebsplanung für die 54 Hektar Wald entschieden.
Von Dirk Winter
Mit dem Biebesheimer Wald hat sich der Ausschuss Bau, Umwelt und Soziales beschäftigt.
(Foto: Vollformat/Robert Heiler)
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BIEBESHEIM - Eine Forstbetriebsplanung ist zwar erst für Waldflächen ab 100 Hektar zwingend vorgeschrieben. Doch obwohl die Gemeinde Biebesheim nur über 54 Hektar Wald verfügt, hat sich der Gemeindevorstand für eine solche mittelfristige Planung entschieden. Denn sie sei, so Bürgermeister Thomas Schell (SPD), eine „durchaus sinnvolle“ Planungsgrundlage. Aus einer aufwendigen Inventur, bei der die Bäume gezählt und vermessen werden, wird die strategische Ausrichtung der Waldwirtschaft über einen Zeitraum von zehn Jahren entwickelt. Diese Planung, die dann im jährlichen Waldwirtschaftsplan konkretisiert wird, wird für Forstbetriebe unter 100 Hektar vom Regierungspräsidium Darmstadt gefördert. Laut Schell gibt es einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent der zuwendungsfähigen Nettokosten.
Aus einer Ausschreibung ging das Forstbüro Tilo Kühne mit einem Preis von 62 Euro pro Hektar als der günstigste Anbieter hervor. Der Otzberger Fachbetrieb erhielt denn auch den Zuschlag. Kühnes nun vorgelegte Forstbetriebsplanung hat als vorrangiges Ziel, so Schell, einen gesunden, stabilen und artenreichen Wald zu erhalten: „Die Bewirtschaftung soll nach den Grundsätzen des naturnahen Waldbaus erfolgen.“
Umweltausschuss befürwortet Vorschläge
Diese Vorschläge hat der Ausschuss für Bau, Umwelt und Soziales (BUS) mit den Stimmen von SPD, CDU und Freien Wählern befürwortet. Den Grünen, die dagegen stimmten, sind manche Aussagen in dem Papier Kühnes nicht konkret genug: „Da hätte noch mehr Butter bei die Fische gekonnt“, sagte Albert Lautenschläger (Grüne) dazu.
BAUMARTEN
Der Biebesheimer Gemeindewald besteht größtenteils aus Eichen und Edellaubbäumen, hat die Inventur des Forstbüros Kühne ergeben: „Mit einem Flächenanteil von 41 Prozent bildet die Eiche zusammen mit dem Bergahorn (17,6 Prozent) und der Esche (15 Prozent) die prägenden Baumarten des Betriebes.“ Weitere Arten sind Pappel (11,7 Prozent), Weide (5,1), Hainbuche (3,2), Linde (2,9), Wildobst (2,3), Kirsche (0,7), Robinie (0,7), Erle (0,4), Kiefer (0,4), Fichte (0,2) und Nuss (0,2). (dirk)
Außerdem wollen die Grünen die heimischen Laubbaumarten Eiche, Buche, Esche und Ahorn aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen wissen. Einen entsprechenden Änderungsantrag legten die Grünen kurzfristig im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) vor, verzichteten aber auf eine Abstimmung, um den anderen Fraktionen Gelegenheit zur Beratung zu geben. Deshalb wurde im HFA auch nicht über die ursprüngliche Beschlussvorlage des Gemeindevorstands abgestimmt.
Im Kühne-Konzept heißt es im Kapitel „Waldbauliches Vorgehen“ unter anderem: „Die Eingriffe sollten mäßig aber kontinuierlich stattfinden, um die Stabilität der Bestände nicht zu gefährden.“ Dabei sind sogenannte Umtriebszeiten festgelegt, wonach beispielsweise Eichen im Normalfall erst ab einem Alter von 200 Jahren gefällt werden dürfen. „Das greift wesentlich zu kurz“, sagte Lautenschläger dazu. Diese Baumart macht mit 40,6 Prozent den größten Teil der Biebesheimer Waldflächen aus. Im Begründungsteil ihres Antrags kritisieren die Grünen, dass die vorgeschlagene Umtriebszeit von 200 Jahren das natürliche Höchstalter von 800 bis mehr als 1400 Jahren verhindere.
Kühne erklärte im BUS-Ausschuss, unter den Biebesheimer Eichen seien viele sogenannte Habitatbäume. Solche Bäume, die Lebensraum für diverse Arten bieten, „sind in der Nutzung sowieso außen vor“, so Kühne. Es sei nur ein minimaler Eicheneinschlag geplant. Gemäß der Inventur des Fachbüros weisen die auf 14 Hektar wachsenden Eichenbestände ein Durchschnittsalter von 32 Jahren auf und seien in gutem Pflegezustand. Die Grünen seien sich bewusst, dass Biebesheim nur wenig Wald hat, sagte Ursula Hammann im HFA: „Aber gerade in unserem dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet glauben wir, dass auch so kleine Waldbestände eine besondere Achtung bedürfen.“
Auch in ihrer Antragsbegründung weisen die Grünen auf die ökologische Bedeutung der hiesigen Wälder hin: „Sie sind Lebensraum für zahlreiche Tierarten und haben eine bedeutende Schutzfunktion für das Wasser, die Luftreinhaltung und den Boden. Daher sollten die Waldflächen vorrangig als Erholungs- und Naturwald genutzt werden und eine forstwirtschaftliche Nutzung unterbleiben.“