Andrea Schwind von der Wohnraum-Beratungsstelle des Kreises gibt Tipps zum Umgang mit dem Rollator. Dabei sollte ein Augenmerk auf die richtige Auswahl des Gefährts gelegt werden.
Von Marc Schüler
Im Familienzentrum Biebesheim stellt Andrea Schwind (links) von der Wohnraum-Beratungsstelle des Kreises verschiedene Rollator-Typen, deren Einstellmöglichkeiten und die Körperhaltung vor.
(Foto: Vollformat/Robert Heiler)
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BIEBESHEIM - Das Thema „Rollator“ stand im Biebesheimer Familienzentrum im Vordergrund. Zahlreiche Interessierte waren gekommen und lauschten den Ausführungen von Andrea Schwind von der Wohnraum-Beratungsstelle des Kreises Groß-Gerau. Sie stellte einige Modelle vor, gab vor allem aber nützliche Tipps zur Nutzung der immer beliebter werdenden Gehhilfe im Alter.
„Soviel vorweg: ich arbeite nicht im Sanitätshaus, noch in der Altenpflege. Daher kann es sein, dass ich den Rollator-Profis unter Ihnen nicht viel Neues erzähle“, begann Schwind ihren 45-minütigen Vortrag. Sie führte aus, für wen Rollatoren geeignet sind und welche Modelle es gibt. Schließlich beantwortete sie auch die wenigen, offengebliebenen Fragen.
Wichtig war es Schwind, zu betonen, dass es keine allgemeingültige Lösung gibt: „Jeder Mensch hat sein eigenes individuelles Befinden. Allerdings ist es falsch, wenn Menschen einen Rollator aus Bequemlichkeit anschaffen und so ein Stück eigene Beweglichkeit abgeben. Ebenso ist es falsch, sich zu genieren mit einem Rollator auf die Straße zu gehen, wenn er eigentlich notwendig ist.“
Mitunter gäbe es allerdings bei der Auswahl eines Modells große Unterschiede, nicht zuletzt preislich. „Ich habe einmal im Internet recherchiert. Der günstigste Rollator, den ich gefunden habe, kostet 53 Euro. In der Regel übernimmt die Krankenkasse aber nur die Kosten für ein Basismodell, das sind meist um die 100 Euro“, so Schwind. Nach oben gäbe es da nur wenige Grenzen. Je mehr ein Rollator leisten könnne, desto teurer werde es.
Vielfältig seien dabei die verschiedenen Modelle der Hersteller. Mittlerweile gäbe es Modelle mit Elektroantrieb, andere ließen sich mit einigen Handgriffen zum Rollstuhl umbauen und auch aus Carbon seien einige Modelle und somit etwa halb so schwer wie die normalen. Diese angesprochenen Modelle seien jedoch bevorzugt im hochpreisigen Segment zu finden, so die Ergotherapeutin.
Wie wichtig die Wahl des richtigen Rollators sei, betonte die Referentin ebenso. Als Erstes solle jeder Interessierte sich aufrecht vor die Gehhilfe stellen und die Arme herunterhängen lassen. „Die Griffe sollten so einstellbar sein, dass sie etwa auf Höhe der Handgelenke sind. Normale Rollatoren tragen ein Gewicht bis 130 Kilogramm, sollten sie mehr benötigen, gibt es da spezielle Modelle. Und ganz wichtig: Viele machen den Fehler und laufen etwas gebückt hinter dem Rollator. Man soll aber aufrecht innerhalb der Griffe laufen“, erklärte Schwind.
Als guten Tipp gab sie ihren Zuhörern mit auf den Weg, über einen Rollator für innen und einen für außen nachzudenken: „Dann kommt der Staub und Dreck der Straße nicht mit in die Wohnung. Zudem gibt es Rollatoren für innen, die sich leichter schieben lassen, quasi wie ein Teewagen.“ Dabei solle die Wohnung aber auch Rollator-gerecht eingerichtet sein. Teppiche und zu enge Durchgänge zwischen den Möbeln seien hier unerwünschte Hindernisse. Auch Türen müssten sich noch mit Rollator öffnen lassen.
Während es sicher unproblematisch sei, einen Rollator im Internet zu bestellen, solle jeder Interessierte bedenken, dass dieser auch angepasst werden solle, am besten durch ein Sanitätshaus. Hier gäbe es auch eine gute Beratung. So würden zu dünne Reifen beim Laufen zum „Flattern“ neigen, zu dicke Reifen könnten schwerfällig wirken. Auch die Bremsen solle besser ein Fachmann einstellen und dann einmal im Jahr überprüfen.
„Und auch das Zusammenklappen des Rollators für die Fahrt mit dem Auto oder dem Bus sollte geübt werden. In einigen Kommunen gibt es bereits Kurse für das richtige Einsteigen in öffentliche Verkehrsmittel mit Rollator, so etwas wäre hier im Kreis Groß-Gerau sicher auch sinnvoll“, so Schwind.