Neues Corona-Testcenter ab Mittwoch in Gießen

Die Straße vor der Halle wird zur Einbahnstraße, da dort auch ein "Drive-through" für Abstriche aus dem Auto entsteht. Foto: Friese
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Die Einrichtung, die für Tests auf eine Infektion mit dem Covid-19-Erreger bei Personen aus dem gesamten Landkreis zuständig ist, wird in der Rivers-Sporthalle neben der...

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GIESSEN. Viele haben es gefordert, nun wird es Realität: Am Mittwoch, 1. April - und das ist in diesem Fall kein Aprilscherz -, öffnet ein neues zentrales Coronavirus-Testcenter in Gießen. Untergebracht sein wird die Einrichtung, die für Tests auf eine Infektion mit dem Covid-19-Erreger bei Personen aus dem gesamten Landkreis zuständig ist, in der Rivers-Sporthalle (Stefan-Bellof-Straße 1) an der Automeile neben der Kreisverwaltung. Das bisherige Testcenter beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Lich, wo täglich 40 bis 50 Abstriche vorgenommen werden und das zuletzt überlastet war, ist nur noch bis zum heutigen Dienstag geöffnet. Bei der Schaffung der jetzigen Einrichtung haben der Landkreis, die Stadt Gießen, der die Sporthalle gehört, die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die das Center wie an vielen anderen Orten Hessens betreiben wird, und das Gesundheitsnetz Gießener Hausärzte (GNGH) eng zusammengearbeitet.

Auch das neue Testcenter ist ausschließlich für Personen geöffnet, die auf Anweisung ihres Hausarztes, des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes oder des Gesundheitsamts dorthin geschickt werden. Die Testung von Personen, die ohne vorherige Rücksprache mit einem Arzt oder ohne Überweisung erscheinen, ist nicht möglich.

Eine Halle, "in der voneinander Abstand halten kein Problem ist", sowie keine Schulen, Kindertagesstätten und Lebensmittelläden in der Nähe: Vor allem diese Anforderungen hatte der gesuchte Ort zu erfüllen, zählte Landrätin Anita Schneider auf. Laut Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz wurden "alle städtischen Hallen geprüft", die infrage kommen würden. Doch die an den früheren Rivers Barracks der US Army sei für die Anforderungen "am besten geeignet".

Auf Änderungen vorbereitet

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Dabei hatte man auch im Blick, dass die Bundesregierung eventuell nach dem 19. April die öffentlichen Schutzmaßnahmen lockern, aber weitaus mehr Corona-Tests bei Bürgern verlangen könnte. "Die KV braucht eine Liegenschaft, die das mitmachen kann", sagte Schneider. Dessen ungeachtet läuft der Vertrag zwischen Stadt und Kreis zunächst bis zum Beginn der Sommerferien, ließ Grabe-Bolz wissen. Da der Nutzungsvertrag für die Halle sonst Trainingsmöglichkeiten für Sportler des MTV 1846 Gießen und die Bundesliga-Basketballer der Giessen 46ers vorsieht, sollen diesen für den Zeitraum alternative städtische Hallen zur Verfügung gestellt werden.

Darüber hinaus gilt es, "die ambulante medizinische Versorgung" in Sachen Coronavirus zu stärken - darauf würden die Kliniken immer wieder hinweisen, dass es eben nicht nur auf eine ausreichende Bettenkapazität ankomme, berichtete Schneider. Deshalb ist ebenfalls geplant, in der Halle - dort wird nun ein Boden ausgelegt und auch ein Wartebereich geschaffen - oder in einem Nachbargebäude beziehungsweise in einem noch aufzustellenden Container eine ambulante Schwerpunktpraxis für Corona-Patienten einzurichten. Selbiges plane die KV auch an etwa 100 anderen Orten Hessens.

Darüber hinaus soll vor der Rivershalle ein "Drive-through"-Bereich entstehen, kündigte die Landrätin an. Hier können die Hilfesuchenden für einen Abstrich im Auto sitzen bleiben und dann durch (engl. "through") fahren. Die entlang der Halle führende Straße wird dafür zur Einbahnstraße umfunktioniert. Damit alles in geregelten Bahnen verläuft und keine ungeordneten Warteschlangen entstehen, wird ein Ordnungsdienst eingerichtet. So etwas wie Wartelisten aufgrund der Probleme in Lich gebe es ohnehin nicht, teilte ein KV-Sprecher auf Nachfrage mit.

Auch vom Gesundheitsnetz Gießener Hausärzte wird die Einrichtung des neuen Testcenters sehr begrüßt. "Wir hatten von Anfang an ein solches Zentrum, wo man alles bündeln kann, im Blick", sagte der GNGH-Vorsitzende Horst Rainer und dankte allen Beteiligten. Neben den Abstrichen aus dem Nasen-Rachenraum sollte in solch einem Center nämlich auch die medizinische Versorgung inklusive Untersuchungen gewährleistet sein, machte er deutlich. Leider hatte Rainer auch schlechte Nachrichten mitgebracht: Zwei Gießener Arztpraxen mussten jetzt für zwei Wochen geschlossen werden, weil jeweils ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden war.

Mobile Einheit im Einsatz

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Komplettiert wird das Angebot durch eine Mobile Einheit, die in besonderen Fällen kurzfristig zu Erkrankten nach Hause kommt, um dort einen Abstrich vorzunehmen. Seit einer Woche stellt der Landkreis dafür über den Rettungsdienst ein Fahrzeug zur Verfügung. Dieses komme aber nur zum Einsatz, wenn das Gesundheitsamt es festlegt, etwa, wenn eine Person bereits unter hohem Fieber leidet und der Hausbesuch durch einen Arzt nicht möglich ist.

Von Frank-O. Docter