Stadtverordnete beschließen mehrheitlich, der neuen kommunalen Vermarktungsgesellschaft für den kommunalen Wald beizutreten.
WEITERSTADT. Wald wird bewirtschaftet und das Holz verkauft. Aber von wem? Für das Holz aus den Wäldern der Stadt Weiterstadt war das bislang der Landesbetrieb „HessenForst“ im Auftrag der Stadt. Aber „HessenForst“ darf aus kartellrechtlichen Gründen das Holz nicht mehr vermarkten, wenn die Wälder, auch Privatwälder, größer als 100 Hektar sind. Daher beraten zur Zeit die Kreiskommunen, ob sie einem öffentlich-rechtlichen „Holzkontor Darmstadt-Dieburg-Offenbach“ beitreten. Der Zusammenschluss soll eine bessere Verhandlungsposition schaffen.
Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert (SPD) ist eine der federführenden Personen bei der Kontorgründung. „Die meisten Kommunen haben jetzt ihre Abstimmungen“, schilderte er dem ECHO, dass er nach und nach über die Beschlüsse informiert werde. Zugestimmt hätten unter anderem Groß-Umstadt, Griesheim, Fischbachtal, Otzberg und Seeheim-Jugenheim. Prinzipiell ändere sich durch das Holzkontor wenig, kommentierte Joachim Ruppert die vom Land vorgegebene Gründung kritisch, „aber initial wird es aufwendiger und teurer“. Dabei sei noch gar nicht geklärt, ob die vom Kartellamt ausgemachte Marktmacht bei „HessenForst“ überhaupt bestehe, so Ruppert.
Weiterstadt müsste dem Kontor eigentlich nicht beitreten, denn die kommunalen Wälder sind gerade mal rund 30 Hektar groß. Etwas widersprüchlich erklärte dazu Bürgermeister Ralf Möller (SPD) im Stadtparlament: „Wir machen das aus reinem Eigeninteresse.“ „Das Risiko, eine eigene Infrastruktur aufzubauen, wäre höher.“ Aber der Magistrat, dessen Chef der Bürgermeister ist, schreibt in seiner Magistratsvorlage, die ans Parlament ging: „Die Stadt Weiterstadt schließt sich dieser Anstalt des öffentlichen Rechts als starker Gemeinschaft aus solidarischen Gründen an.“ Auf den Hinweis der CDU dazu gab es keine Erklärung.
ALW und CDU wollten im Parlament dem Kontor nicht beitreten, jedenfalls nicht jetzt. Heinz-Günter Amend (ALW) und Sebastian Sehlbach (CDU) waren gemeinsam der Meinung, dass Weiterstadt schon solidarisch genug mit dem Landkreis sei.
Heinz-Günter Amend war für abwarten. „Wir können immer noch der Gesellschaft beitreten, wenn es sich als sinnvoll erweisen sollte“, sagte er. Sebastian Sehlbach fand auch, dass man besser warten solle, weil der hessische Landtag noch Anschubfinanzierungen beschließen werde. Zudem gefiel Sebastian Sehlbach nicht, dass eine Kommune erst nach fünf Jahren aus dem Kontor austreten könne. Das müsse schon nach einem Jahr möglich sein, forderte er.
Kurt Weldert vom SPD-Kooperationspartner Freie Wähler sah hingegen wenig Risiken bei dem Kontor. 1600 Euro für die Einlage und 500 Euro laufende Kosten im Jahr hielt er für vertretbar.
Mit der Mehrheit von SPD und FWW war das Parlament dafür, dem Kontor beizutreten.