Polnischer „Schlägertrupp” sorgt für Großeinsatz an der A5

aus Blaulicht

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Eine Gruppierung der polnischen "Rutkowski Patrol" ist am Karfreitag auf der Raststätte bei Gräfenhausen aufgetaucht.

Eskalation des Lkw-Fahrer-Streiks auf dem Rastplatz Gräfenhausen West: Martialisch auftretende Security-Mitarbeiter fuhren mit einem Panzerfahrzeug vor und bedrängten die Fahrer.

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Gräfenhausen. Auf der Raststätte Gräfenhausen West an der A5 ist es am Karfreitag zu einem großen Polizeieinsatz gekommen. Seit etwa einer Woche streiken dort usbekische und georgische Lkw-Fahrer eines polnischen Unternehmens. Gegen 11 Uhr hat nun laut Polizei der polnische Firmeninhaber in Begleitung mehrerer martialisch auftretender Männer eines Security-Unternehmens beziehungsweise einer Detektei namens Rutkowski Patrol versucht, sich gewaltsam Zutritt zu den abgestellten Lastwagen zu verschaffen. Die Personengruppe war zuvor mit mehreren „Einsatz-Fahrzeugen” auf der Rastanlage erschienen, darunter ein gepanzertes Fahrzeug. Zudem trugen die Männer womöglich schusssichere Schutzwesten.

Polizisten kontrollieren das Einsatzfahrzeug der "Rutkowski Patrol" an der A5 bei Gräfenhausen.
Die Mitglieder der Rutkowski Patrol traten in martialischer Kleidung an der Raststätte auf.
Ein Fahrzeug der polnischen Rutkowski Patrol steht auf dem Parkplatz Gräfenhausen West an der A5.

Die alarmierten Polizeistreifen konnten mit Diensthunden und unter Androhung des Einsatzes von Pfefferspray und Schlagstock eine Auseinandersetzung verhindern. Verletzt wurde niemand.

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Bei der Durchsuchung von Personen und Fahrzeugen fanden die Beamten zwei Messer, einen Zahnschutz und Pfefferspray. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurde eine Vielzahl von Beamten zusammengezogen. Die Polizisten nahmen insgesamt 19 Personen vorläufig fest, darunter auch den Speditionsinhaber. Sie wurden ins Polizeipräsidium Südhessen transportiert, ihre Fahrzeuge mussten sie an der Ratstsätte zurücklassen. Gegen die Männer wurden Anzeigen unter anderem wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs, Bedrohung, Nötigung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Störung einer Versammlung erstattet. Die Raststätte blieb für die Dauer des Einsatzes bis 16.30 Uhr gesperrt. Dann zog die Polizei größtenteils ab.

Wie es für die streikenden Trucker weitergeht, war zunächst noch offen. Sie erklärten gegenüber unseren Reportern, zwar Angst zu haben, ihren Ausstand aber weiter fortsetzen zu wollen.

Auf dem Rastplatz Gräfenhausen-West an der A 5 demonstrieren osteuropäische Lkw-Fahrer für bessere Bezahlung. Für die Polizei gab es noch keinen Grund einzuschreiten.
Auf dem Rastplatz Gräfenhausen-West an der A 5 demonstrieren osteuropäische Lkw-Fahrer für bessere Bezahlung. Für die Polizei gab es noch keinen Grund einzuschreiten. (© Guido Schiek)

„Die Fahrer sind glücklich, dass sich die Situation entspannt”, sagte Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstand, nachdem sich die Lage am Nachmittag beruhigt hatte und bedankte sich für das rasche Eingreifen der Polizei. Die Gruppen seien mit einem Absperrband voneinander getrennt worden. 

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Ersatzfahrer wurden nachts eingesammelt

„Gegen 11 Uhr war das eine sehr brenzliche Situation”, sagte Körzell. Der Besitzer habe nicht nur die Security-Leute mitgebracht, sondern in drei kleinen Bussen auch gleich Ersatzfahrer. Diese hätten erzählt, dass sie in der Nacht auf anderen Rastplätzen aus ihren eigenen Lastern geholt worden und nach Gräfenhausen gebracht worden seien. „Dass der Inhaber der Spedition einen paramilitärischen Schlägertrupp inklusive Panzerfahrzeug nach Deutschland schickt, um mit martialischer Bedrohung einen Protest von Lkw-Fahrern zu beenden, ist ein ungeheuerlicher Vorgang”, sagte Körzell. Das müsse Konsequenzen haben. Die Gewerkschaften würden den Fahrern weiter in voller Solidarität zur Seite stehen und in Zusammenarbeit mit einem polnischen Arbeitsrechtspezialisten die Dokumente der Fahrer prüfen, um die rechtliche Lage zu bewerten.

Die rund 50 Lkw-Fahrer streiken seit dem 30. März. Ihren Angaben zufolge wurde ihnen teilweise bereits seit Monaten kein Lohn gezahlt. Sie wollen nun ihre Forderung nach fairer Bezahlung und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen durchsetzen. Unterstützt werden sie dabei auch von Gewerkschaftern und Vereinen. Die Fernfahrer haben ihre rund 35 Laster auf der Raststätte abgestellt, blockieren ihn aber nicht. Laut Polizei handelt es sich um eine Versammlung, nicht um eine Demonstration. Die Polizei gab gegenüber diesem Portal vergangene Woche an, dass der Rastplatz ab und an kontrolliert werde. Bis zum Karfreitagmorgen gab es allerdings keine Anzeichen für Straftaten.