Windkraftanlagen am Bergstraßenhang?

Eignet sich der Bergrücken zwischen Burg Frankenstein und Melibokus für Windräder? Nach dem Beschluss der Seeheim-Jugenheimer Gemeindevertretung soll dies zumindest geprüft...

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SEEHEIM-JUGENHEIM. Eignet sich der Bergrücken zwischen Burg Frankenstein und Melibokus für Windräder? Nach dem Beschluss der Seeheim-Jugenheimer Gemeindevertretung soll dies zumindest geprüft werden. Eine Mehrheit von SPD und Grünen ist dafür. CDU und FDP befürchten hingegen eine „Verspargelung“ und „Verschandelung“ der Landschaft.

Bisher stand das Gebiet für die Erzeugung von Windstrom nicht zur Debatte. Derzeit befinden sich auf Seeheim-Jugenheimer Gemarkung lediglich drei Windräder, alle auf der Neutscher Höhe bei Ober-Beerbach. Nach dem einstimmigen Willen der Gemeindevertretung sollen diese drei Standorte dauerhaft erhalten bleiben. Auf der Neutscher Höhe stehen insgesamt fünf Windräder. Die beiden anderen gehören zu Modautal.

Bisher sieht die Regionalplanung in Ober-Beerbach keine dauerhaften Windkraft-Standorte vor. Um dies zu erreichen, muss das Gebiet als „Vorrangfläche“ ausgewiesen werden. Darauf zielt die Stellungnahme der Gemeindevertreter an die Regionalplaner beim Regierungspräsidium. Darüber gibt es zwischen den Fraktionen keine Differenzen. Heftig umstritten ist dagegen der Vorstoß der SPD, dabei eine weitere Fläche ins Spiel zu bringen. Nämlich den Bergrücken zwischen Burg Frankenstein und Melibokus. „In ganz Südhessen gibt es nur diese eine zusätzliche Fläche, wo man Windenergie wirtschaftlich erzeugen kann“, sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Weber. Weber erinnerte daran, dass lediglich zwei Prozent der Flächen im Regierungsbezirk Darmstadt überhaupt als Vorrangflächen ausgewiesen werden sollen. Aber selbst dort würden nicht automatisch Windräder gebaut.

Rückenwind bekam Weber von den Grünen. Sie stimmten geschlossen dafür. „Das heißt nicht, dass da in zwei Jahren Bäume gefällt werden“, erläuterte Fraktionschef Walter Sydow. Vielmehr würden die mögliche Gefährdung von Fledermäusen und Rotmilan sowie der Abstand zur Wohnbebauung intensiv geprüft.

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Als „grotesk“ empfand CDU-Fraktionschef Hannjo Nawrath den Widerspruch zwischen Naturschutzforderungen, etwa bei der verlängerten Odenwaldstraße, und der Bereitschaft, für Windräder mehrere Hektar Wald zu opfern. Starke Worte fand auch Jochen Vogt von der FDP. Die Pläne seien „ökonomischer, sozialer und ökologischer Unsinn“. Der Ertrag liege mit 17 Prozent unter der wirtschaftlich sinnvollen Marke von 23 Prozent. Für die fehlende Menge würden die Stromverbraucher über die Abgabe für erneuerbare Energien zur Kasse gebeten. „Ohne Not stellen Grüne und SPD den topografisch reizvollen Bergstraßenhang zur Disposition“, kritisierte Vogt.

Von Peter Gutting