Lebensmittelausgabe startet im Januar im Haus Hufnagel. Zunächst wird es keine Bedürftigkeitsprüfung geben.
SEEHEIM. Altersarmut, Arbeitslosigkeit und die finanziellen Sorgen von alleinerziehenden Müttern: Auch im vergleichsweise reichen Seeheim-Jugenheim sind dav on viele Menschen betroffen. Deshalb wird es ab dem 22. Dezember eine eigene „Tafel“ in Seeheim geben, die einmal in der Woche kostenlose Nahrungsmittel abgibt und einen warmen Mittagstisch anbietet. „Der Bedarf ist da – das sieht man allein schon an den zahlreichen Wohngeldanträgen“, sagt der zuständige Fachdienstleiter Ralf Sturm.
Zuständig für die neue „Darmstädter Tafel/AWO Seeheim-Jugenheim“ ist die Darmstädter „Tafel“, die sich bereit erklärt hat, die Organisation einer neuen Zweigstelle zu übernehmen. „Wir haben etwa 20 Seeheimer Kunden, die wöchentlich zur Darmstädter ‚Tafel‘ kommen – trotz der Fahrtkosten von etwa 6 Euro“, sagt Gert Hauschild vom Vorstand der Darmstädter Tafel.
Diese und viele weitere bedürftige Personen sollen in Zukunft wohnortnah mit Lebensmitteln unterstützt werden können – eine Prüfung der Bedürftigkeit wird es dabei zunächst nicht geben. „Wir wollen die Hürden erstmal möglichst niedrig halten“, so Sturm. Ohnehin sei der Gang zur „Tafel“ für viele Menschen beschämend – man rechnet deshalb bei den ersten Ausgabeterminen auch mit zunächst geringem Zulauf. „Nach unseren Erfahrungen wird das dann nach einiger Zeit besser, wenn die Leute ihre Freunde mitbringen und merken, dass man sich hier auch gut austauschen kann“, so Hauschild.
Die Lebensmittel für die neue „Tafel“ werden von der „Tafel“ Darmstadt, die über genügend Reserven verfügt, gestellt, die Räumlichkeiten im Haus Hufnagel stellt die Gemeinde kostenlos zur Verfügung.
Betreut wird die Essensausgabe gemeinsam von Helfern der Darmstädter „Tafel“ und der beiden Arbeiterwohlfahrtsvereine in Seeheim und Jugenheim, die nach einer Einarbeitungsphase wohl immer mehr Aufgaben bei der Organisation der „Tafel“ übernehmen werden: „Mittelfristig wird die Tafel bestimmt zu 100 Prozent mit Seeheim-Jugenheimer Helfern laufen“, sagt Roman Zarenkow, Wirtschaftsleiter der Darmstädter „Tafel“. Freiwillige, so Sturm, gebe es jedenfalls bislang genug, sogar private Sponsoren hätten sich bereits gemeldet – in Zukunft, so Zarenkow, sei so auch die Anschaffung eines eigenen kleineren Autos für die Seeheimer Tafel denkbar, mit dem zusätzliche Lebensmittel etwa von lokalen Bäckereien eingesammelt werden könnten.
Aufgebracht hatte die Idee einer „Seeheimer Tafel“ ursprünglich die Hausärztin Gabriele Trebeljahr aus Seeheim, die vor allem bei ihren älteren Patienten einen Bedarf an derartigen Hilfen sah. Es folgten interne Gespräche und im Oktober 2018 ein Auftrag der Gemeinde, die Möglichkeiten einer Tafel auszuloten. Wichtig war den Verantwortlichen, neben der Darmstädter „Tafel“ auch lokale Vereine einzubinden. In einem ersten Treffen im Frühjahr 2019 kristallisierten sich dann schnell die beiden AWO-Vereine als geeignete Kooperationspartner heraus.