Geschenk an Schaafheimer

Der Mittelalter-Markt mit historischen Umzügen und Ritterspielen war am Wochenende der bisherige Höhepunkt der Veranstaltungsreihe zum 1200-jährigen Bestehen der Gemeinde Schaafheim. Foto: Melanie Schweinfurth

"Kunigunde" macht das Rennen. Nur ein paar Sekunden dauert es, bis die Maus sich für einen der winzigen Torbogen entschieden hat, blitzschnell hindurchschlüpft. Der kleine,...

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SCHAAFHEIM. "Kunigunde" macht das Rennen. Nur ein paar Sekunden dauert es, bis die Maus sich für einen der winzigen Torbogen entschieden hat, blitzschnell hindurchschlüpft. Der kleine, braune Nager hat das Tor der "Käseburg" für sich entdeckt und beschert allen, die einen Taler darauf gesetzt haben, einen symbolischen Gewinn.

"Mäuse-Roulette" heißt das Spiel, mit dem Walter Rath nur wenige Meter vom Eingang entfernt Besucher des mittelalterlichen Spektakels in Schaafheim empfängt. Die Gemeinde feiert ihr 1200-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltungsreihe, die sich übers Jubiläumsjahr erstreckt. Der zweitägige Mittelalter-Markt am Wochenende war gleichsam ein Geschenk an die Schaafheimer Bürger.

Denn die Gemeinde stellte das Gelände in den Auewiesen zur Verfügung, beauftragte die "Trimburger Ritterschaft" mit der Ausrichtung des Festes und übernahm die Kosten. Eintritt wurde somit nicht verlangt - weder in Talern oder Gulden noch in Euro. Knapp 70 Stände mit allerlei historisch anmutenden Spielsachen und Kleidern, Schmuckstücken, Handarbeiten und Accessoires aus Holz, Metall und Stoffen verteilen sich auf dem Gelände.

Inmitten des Marktgeschehens ist ein Reitplatz zur Showarena umgestaltet worden. Dort tritt an den beiden Markttagen Reinhold Horst Wahler vors Publikum und lädt als Herold die Besucher ein, das nicht immer finstere Mittelalter noch einmal aufleben zu lassen.

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"Wir bilden auf unseren Märkten und in den Showeinlagen die gesamte Epoche ab", erläutert Wahler. So vielfältig wie dieses Zeitalter seien auch die Beweggründe für einen Besuch auf mittelalterlichen Märkten, sagt der "Trimburger Ritter" und Chef der Veranstaltung in Schaafheim.

"Manche Gäste möchten einfach einen unterhaltsamen Tag erleben und das bunte Treiben beobachten. Andere sind sehr an Geschichte interessiert und suchen das Gespräch mit Standbetreibern und Lagerleuten." Zu jenen, die im Lager neben dem Veranstaltungsgelände ihre Zelte aufgeschlagen haben, gehören Thomas (33) und Dani (38). Während Thomas für die Zeit im Wikingerlager den Namen Bragi annimmt, trägt seine Freundin im Alltag und in ihrer Rolle als Wikingerfrau den gleichen Namen.

Bis zu 15 Lagertreffen machen sie jährlich mit. "Wir lösen uns dann von Smartphone und Tablet und versuchen, auch andere Dinge wegzulassen, die erst mit der Industrialisierung aufgekommen sind." Dazu zählt alles, was aus Kunststoff gefertigt ist. Wenn die Gruppe abends ein Lagerfeuer entzündet und Speisen zubereitet, kommen keine Lebensmittel auf den Tisch, die den Weg nach Europa zur Wikingerzeit noch nicht gefunden hatten.

Mit ihnen teilen sich die Mitglieder der "Schaafheimer Ritterschaft" den Lagerplatz. Die Gruppe um Thomas Draxler hat sich eigens für den Markt zusammengefunden. "Damit es wenigstens eine Gruppe aus dem Ort gibt", sagt Draxler, der nicht nur Gefallen an der Darstellung des Ritters hat, sondern auch die ritterlichen Tugenden leben möchte.

Als "Trimburger Ritter" die glänzenden Rüstungen anlegen, die Visiere herunterklappen und gegen Widersacher auf edlen Schlachtrössern antreten, zücken nicht nur die Marktbesucher ihre Handykameras, um das Schauspiel zu filmen.