Die Szene spielt in einem Darmstädter Café um die Jahrhundertwende. Die Journalistin Josephine macht sich hier Notizen. Ein anderer Gast murmelt Zahlen vor sich hin, schreibt...
ROßDORF. Die Szene spielt in einem Darmstädter Café um die Jahrhundertwende. Die Journalistin Josephine macht sich hier Notizen. Ein anderer Gast murmelt Zahlen vor sich hin, schreibt sie auf. Die Kellnerin Lieselotte liest ab und zu etwas lauter in ihrem Reclam-Heft, sodass die Redakteurin erschrocken zusammenfährt. Major a.D. Gröber möchte die Militärwochenzeitung lesen, er ist wütend, da sie schon vergeben ist. „Ja verdammt noch mal, zu wat habt ihr denn die Zeitungen, wenn se dauernd gelesen werden?“ Nach weiterem Wortwechsel ist er verärgert und möchte das Café nie wieder betreten – doch das sage er jedes Mal und käme dann doch immer wieder ….
Nachdem einige Akteure vom Äbääg-Theater die Komödie im Staatstheater gesehen hatten und diese auch Jahre zuvor bereits angedacht war, entschieden sie sich für das verrückte Lustspiel „Pension Schöller“. „Es ist ein lustiges Stück und man kann aus ihm so viel herausholen“, erklärt Alexander Göttsching, der im Stück Fritz Bernhardy spielt. Es könnten gut sehr schrullige Charaktere gespielt werden und das Stück sei konzeptionell relativ einfach umzusetzen. Man habe die Vorlage an die regionalen Gegebenheiten angepasst, es spiele in Darmstadt. Gemeinschaftlich entschieden sie über die Rollenvergabe.
Das zehnköpfige Laienensemble erarbeitete diesmal alles eigenverantwortlich ohne den Regisseur Matthias Lorenz. Er spiele nun im Pipapo-Kellertheater in Bensheim. Es gibt noch einen weiteren Wechsel in der Gruppe. Marie Steinbrügge habe wegen ihres Studiums das Ensemble verlassen. Ihre Schwester Tabea ist nun dabei.
„Manche spielen nun schon beim 13. Theaterprojekt in Folge mit, da ist die Routine groß“, so Göttsching. Das Stück wurde in einzelne Szenen unterteilt. Die Kostüme sind entweder aus dem Fundus, neu gekauft oder selbstgenäht. Die Requisiten kommen auch aus dem Fundus, von privat oder aus dem Recyclingkaufhaus.
Steffen Hahn spielt die Hauptrolle Philipp Klapproth. „Die Rolle hat viele Charakterzüge“, schildert der Akteur. Er wandle sich vom normalen hektischen, von der Großstadt begeisterten Menschen zu einem Wahnsinnigen. Das mimen dieser Entwicklung sei ihm schwer gefallen. Die Nebenrolle des Fritz Bernhardy verkörpert Alexander Göttsching. Er sei eine sehr exzentrische Persönlichkeit, die ständig die Welt bereist und immer in einem anderem Kostüm aus einem anderen Erdteil auftaucht. Diese Eigenschaft gefalle ihm, da er selbst gern reise.
Philipp Klapproth möchte in Darmstadt etwas Besonderes erleben: Er möchte ein Irrenhaus von innen kennenlernen. Sein Neffe Alfred, der dringend Geld braucht, verkauft ihm die Pension Schöller als Irrenanstalt. Der Onkel bemerkt bei den vielen merkwürdigen Bewohnern den Schwindel nicht. Das hat fatale Folgen….
Ob ein duellwütiger Major, eine Räuberpistolen dichtende Dame oder ein angehender Schauspieler, der das „L“ nicht aussprechen kann: In der frischen, frechen und verknappten Neufassung kommt das Komödienkarussell enorm auf Touren.