René Bennert über seinen explosiven Job beim...

Auch über 70 Jahre nach Kriegsende braucht‘s Menschen wie René Bennert. Der Bombenentschärfer berichtet als Gast im Handwerksmuseum aus seinem Alltag. Foto: Karl-Heinz Bärtl  Foto: Karl-Heinz Bärtl

Es war eine „Höllenwoche“ für den Feuerwerker René Bennert: Eine 1,8 Tonnen schwere britische Bombe galt es zusammen mit seinen Kollegen Anfang September 2017 in...

Anzeige

ROSSDORF. Es war eine „Höllenwoche“ für den Feuerwerker René Bennert: Eine 1,8 Tonnen schwere britische Bombe galt es zusammen mit seinen Kollegen Anfang September 2017 in Frankfurt zu entschärfen. 65 000 Menschen mussten aus dem eineinhalb Kilometer großen Gefahrenbereich in Sicherheit gebracht werden – eine der größten Evakuierungen der Nachkriegszeit.

Aus seinem außergewöhnlichen Job im Kampfmittelräumdienst berichtete der Roßdörfer René Bennert am Freitagabend bei einem Vortrag im Handwerksmuseum Roßdorf. Dabei stellte der 40-Jährige nicht nur die verschiedenen Munitionen, sondern auch einige spektakuläre Einsätze vor.

Die Problematik in Frankfurt: Die Bombe war flach aufgekommen, sodass sie hinten offen war. Eine Herausforderung für René Bannert und seine Kollegen. Die Bombe hatte drei identische Zündsysteme, aber in völlig unterschiedlichem Zustand: fast wie neu, mittelmäßig, ganz schlecht. „Das ist immer unser Problem, wir wissen nie, was ist mit dem Zünder“, erklärt Bennert. Speziell einer verunsicherte den Experten. Alle Zünder wurden permanent mit Kriechöl eingesprüht, das lange einwirkte, um sie gängiger zu machen. Vorsichtig wurden sie dann mit dem Raketensystem entschärft. Und eine Bombe ist mit der Entfernung der Zünder noch nicht entschärft, sondern die gegen Schläge und Reibung empfindlichen Detonatoren müssen gezogen werden. Am Ende ging bekanntlich alles gut in der größten Entschärfungsaktion der Nachkriegsgeschichte. Entsorgt wird eine Bombe dann in speziellen Zerlegebetrieben.

Ein Held will er nicht sein, sondern heil nach Hause zu seiner Familie kommen, erklärt der Roßdörfer, der seit 2014 für den Kampfmittelräumdienst vom Regierungspräsidium Darmstadt arbeitet. Zuvor beschäftigte er sich bereits 15 Jahre lang bei der Bundeswehr mit dem gefährlichen Job und war in Afghanistan. Trotz dieser reichen Erfahrung sagt er: „Man findet jeden Tag mal was Neues, das man so noch nicht kannte“. Zur Ausübung seiner Arbeit muss er die Klassiker und ein großes Spektrum an Kampfmitteln kennen. So gehe er mit größter Sorgfalt ans Werk.

Anzeige

Keine Angst vorm Zünder, aber Respekt

Auf die Frage, ob er Angst bei den gefährlichen Aktionen habe, antwortete er: „Respekt. Wenn ich Angst hätte, wäre ich falsch“. Der explosiven Kraft des Kampfmittels ist er sich bewusst, wenn er direkt daran das mechanische Zünderausziehgerät anbringt.

Täglich neue Herausforderungen und eine umfangreiche Aufgabe, nennt Bennert als Motivation zur Ausübung seiner Arbeit als Feuerwerker, zu der er durch Zufall während seiner Grundausbildung beim Militär kam.