Das Land will das Biotop bewässern lassen und kommt damit den Forderungen von Naturschützern nach. Restlos zufrieden sind die aber noch nicht.
PFUNGSTADT. Hoffnung für das Pfungstädter Moor: Es soll vor dem Austrocknen bewahrt werden. Das Land Hessen will das darbende Feuchtgebiet wieder bewässern lassen. Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) hat am Donnerstag angekündigt, für den Bau und Betrieb einer Bewässerung aufzukommen. Naturschützer und die Stadt begrüßen die Entscheidung.
"Damit kann das Moor seine alte Funktion zurückgewinnen", freut sich Gerald Hoffmann von den Naturfreunden über die Nachricht aus Wiesbaden. Die als Natur- und Vogelschutzgebiet ausgewiesene 97 Hektar umfassende Fläche ist vor allem als Kohlendioxidspeicher wichtig. "Der Torf bindet das Gas und beeinflusst damit das Klima", sagt Hoffmann. Unter anderem die regenarmen Sommer der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass das Moorgebiet immer mehr ausgetrocknet ist.
Seit Langem fordern deshalb Stadt und Naturschützer, das Areal südlich von Pfungstadt wie vor Jahren wieder zu bewässern. Zwischen 1999 und 2008 wurden 1,84 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Rheinwasseraufbereitungsanlage in Biebesheim zum Moor gepumpt. Bezahlt wurde das Hilfsprojekt für das Biotop vom Wasserverband beziehungsweise von Hessenwasser. Weil die Finanzierung juristisch umstritten war, wurde die Bewässerung eingestellt.
Die frühere Bewässerung ist jetzt von Vorteil. So ist geplant, die alte oberirdische Sickerleitung am südöstlichen Rand des Moores zu reaktivieren und zudem eine neue Direkteinleitung in das östlichste der 2008 angelegten offenen Rinnensysteme zu legen. Von einer Übergabestelle nördlich der früheren Kreismülldeponie soll das Wasser über die vorhandene Rohrleitung zum Ostrand des Moorgebiets geleitet werden.
Es hat Jahre gedauert, bis die Rettung des Moores wieder auf die Tagesordnung kam. In der Zeit hat sich das Moor verändert. Immer mehr Brennnesseln, Brombeersträucher und Götterbäume breiten sich aus, Schilf und Röhricht sind auf dem Rückzug. Weil die Nässe fehlt, bildet sich Humus statt Torf. 2015 hatte der Runde Tisch zur Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried die Bewässerung vereinbart. Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte daraufhin die technischen Möglichkeiten geprüft. Mit einer eigenen Bewässerungsaktion hatten im Oktober 2019 die Pfungstädter Grünen auf die Situation des Moores aufmerksam gemacht und eine Resolution für den Erhalt des Biotops verabschiedet.
Das Land setze jetzt die Vereinbarung des Runden Tisches um, erklärte Ministerin Hinz vor dem Umweltausschuss und bezeichnete das Projekt als "Meilenstein für den Natur- und Klimaschutz". Dem Bund für Umwelt und Naturschutz, der die angekündigte Bewässerung grundsätzlich begrüßt, geht das gleichwohl nicht weit genug. Bernhard Ganter vom Kreisverband Darmstadt fordert zusätzlich eine moderne Schutzverordnung für das gesamte Gebiet des Pfungstädter Moors. Ziel müsse es sein, dies bis zum Hessentag 2023 umzusetzen. "Wenn auf diese Weise eine Natur-Oase im Ried wiederhergestellt würde, dann wären Rummel und Umweltbelastung, die das Fest der Hessen mit sich bringt, besser zu verkraften", sagt Ganter.
Auch die Stadt Pfungstadt ist über die Ankündigung der Umweltministerin erfreut. "Die Bewässerung wird zu einer ökologischen Aufwertung des Pfungstädter Südens und zu mehr Artenvielfalt und Biodiversität auf unserer Gemarkung führen", sagt Pressesprecher Florian Hagenbruch.
Von Wolfgang Görg