Im Eschollbrücker Bürgerheim gibt es nun einen "Fairteiler", in dem gekühlte Lebensmittel auf Abnehmer warten. Auch Überschüsse aus dem eigenen Garten können dort abgegeben werden.
ESCHOLLBRÜCKEN. Neue Wege beschreitet man im Pfungstädter Stadtteil Eschollbrücken gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Seit Mittwoch steht im Bürgerheim ein Kühlschrank als sogenannter "Fairteiler", in den Bürger oder Geschäfte noch ungeöffnete Lebensmittelpackungen oder auch Gemüse zur kostenlosen Abholung durch ihre Mitbürger deponieren können.
"Dieser Fairteiler ist in Darmstadt und im Landkreis jetzt die vierte Stelle zur Rettung noch genießbarer Lebensmittel", sagten dazu bei der Eröffnung Natalie Lindner und Mirijam Lederer von Foodsharing Darmstadt. Die beiden berichten von den guten Erfahrungen mit solchen Fairteilern in den zurückliegenden drei Jahren und der ebenfalls guten Zusammenarbeit mit dem Hygieneamt Darmstadt, das diese Kühlschränke regelmäßig überprüft.
Keine Konkurrenz zu anderen Angeboten
"Der Foodsharing-Kühlschrank ist keine Konkurrenz zum Eschollbricker Lädsche oder zum örtlichen Warenkorb", sagte Matthias Hirt von der Jugendförderung, der die Initiative von Ortsvorsteher Udo Stoye aufgegriffen und das Vorhaben mit einem gebraucht gekauften Profi-Kühlschrank auf den Weg gebracht hat. "Hier werden viele Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet", sagte er.
Im Schrank dürfen nur ungeöffnete Lebensmittelpackungen, Obst und Gemüse gelagert werden. Erlaubt sind auch diverse Milchprodukte, wie beispielsweise Joghurte, die sich dem Verfallsdatum nähern. Ebenso stehen im Kühlschrank auch ungeöffnete Packungen mit frischem Obst und Gemüse. Bei der Eröffnung gab es neben Gebäck und Süßigkeiten in Tüten zudem einen ganzen Tisch voll Backwaren vom Vortag als Spende einer Bäckerei.
Wie Hirt erläutert, wird der Kühlschrank durch die Jugendförderung täglich kontrolliert und regelmäßig gereinigt. Bürger können während der regelmäßigen Öffnungszeiten des Bürgerheims ihre Lebensmittelspenden bringen, die sie selbst nicht aufbrauchen, oder sich am Fairteiler bedienen. Für Ortsvorsteher Udo Stoye als Ideengeber ist es wichtig, dass nun in Eschollbrücken ein erster Schritt gegen die riesige Lebensmittelvernichtung gemacht wird. Lebensmittel nahe am Verfallsdatum oder sogar knapp darüber seien keineswegs verdorben und ungenießbar, sondern könnten noch unbesorgt verwendet werden. "Foodsharing hat daneben auch soziale Aspekte, denn gerade ältere Menschen scheuen den Schritt zum Pfungstädter Sozialamt, um sich einen Berechtigungsschein für den Warenkorb zu holen, sie können sich nun am Fairteiler bedienen", sagt Stoye.
Ausgelegte Tragetaschen für den Transport
Erste Kunden an diesem Tag waren die Besucher des Drop-In, eines Treffpunkts für jungen Familien mit kleinen Kindern sowie die Teilnehmer der Gymnastikstunden im Obergeschoss des Bürgerheims. Sie hatten teilweise Tüten oder Taschen mitgebracht oder nutzten die von Matthias Hirt ausgelegten Tragetaschen, damit die Waren aus dem Kühlschrank transportiert werden konnten. Kinder bissen genussvoll in die Brötchen aus dem Brotkorb.
"Das ist für Eschollbrücken eine gute Sache", sagt Renate Zech, die sich gerade aus dem Kühlschrank einige Lebensmittelpackungen in den mitgebrachten Einkaufskorb steckt. Etliche umstehende Damen stimmen ihr zu. "Es ist schade, dass so viele gute Sachen einfach weggeworfen werden und ich finde es gut, dass hier auch der Überfluss aus den Hausgärten abgegeben werden kann", sagt Renate Zech.