Im Pfungstädter Museum wird manch sonderbares Exponat gezeigt. Darunter ein Original mit überalteter Spielgeltechnik.
PFUNGSTADT. Ein nicht alltägliches Fernseherlebnis erwartet die Besucher der derzeitigen Sonderausstellung des Pfungstädter Museums zur 90-jährigen Fernsehgeschichte, die über die Fernseh AG in Darmstadt, bei der viele Pfungstädter gearbeitet haben, auch direkten Bezug zu Pfungstadt hat.
In der Remise, dem zweiten Standbein des derzeit wegen Umbau geschlossenen Museums, sind seit August zahlreiche historische Fernsehgeräte zur Geschichte dieses Mediums aus privater Sammlung zu sehen. Sie geben einen umfassenden Einblick in die fortschreitende Entwicklung der Fernsehtechnik. Nun ist es dem Experten Axel Paap gelungen, einen Oldtimer, der bisher nicht funktionierte, zum Laufen zu bringen.
Dabei handelt es sich um ein optisch ungewöhnliches Gerät, dessen Röhre wegen ihrer Länge von rund 70 Zentimeter nicht waagrecht in ein Gehäuse eingebaut werden konnte, sondern die ein senkrechtes Holzgehäuse erhielt mit den Bedienungsknöpfen an der Oberseite, sodass der eigentliche Bildschirm vom Betrachter aus nur von oben eingesehen werden konnte. Um diese Unbequemlichkeit beim Fernsehgenuss zu vermeiden, haben die Entwickler dieser Technik über dem senkrecht stehenden Gerät einen Deckel mit Spiegel eingebaut, der zu dessen Nutzung aufgestellt wird. In diesem Spiegel können die Zuschauer bequem dem hier gespiegelten Geschehen des Bildschirms folgen.
„Diese Spiegeltechnik wurde Anfang der 1930er Jahre entwickelt und erlebte ihren Höhepunkt Ende des Jahrzehnts in der amerikanischen Herstellung“, erläutert Liam O‘Hainnin, der Besitzer des Geräts. Er hat es vor Jahren als nicht funktionierendes Modell von einem holländischen Sammler gekauft und in sein privates Farvis-Fernsehmuseum aufgenommen.
Reparatur ist eine besondere Herausforderung
„Das Gerät stammt aus den Jahren 1949/50, als diese Technik eigentlich schon wieder veraltet war und wurde von einer in Michigan in den USA ansässigen Firma hergestellt“, erläutet O‘Hainnin. Auch in Deutschland habe es in Kiel einen Hersteller gegeben, der in den fünfziger Jahren solche Spiegelgeräte in kleiner Stückzahl produziert habe. „Interessanterweise findet sich eines dieser Modelle bei einem australischen Sammler“, hat er herausgefunden.
Axel Paap, der in seiner Jugend eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker absolviert hat und heute als Nachrichtentechniker arbeitet, fühlte sich durch diesen Spiegelfernseher herausgefordert. „Für mich ist es eine richtige Faszination, wie man diese alten Geräte wieder instand setzen kann, denn Bildröhren kann man austauschen und Tonröhren wieder reparieren“, sagt er.
Allerdings stellte der alte amerikanische Sparton-Spiegelfernseher ihn vor ganz andere Herausforderungen. „Bei diesem Oldtimer waren die Kondensatoren defekt, weil sie in ihrer alten Papphülse Feuchtigkeit angezogen hatten.“ Rund 60 solcher Kondensatoren hatte dieses Modell, das er in etwa sechzigstündiger Arbeit wieder ertüchtigt hat durch den Einbau neuer und besserer Kondensatoren. „Der ist jetzt wie neu und vollkommen alltagstauglich.“