„Wie die Nibelunge de Bach enunner gange sin“

Die Autorin Edith Keil (links) aus Mühltal hat das Nibelungenlied in Odenwälder Mundart übersetzt. Das Buch wird vom Odenwald-Verlag in Otzberg, deren Inhaberin Liliane Spandl-Wildner (rechts) ist, herausgegeben. Foto: Hans-Fritz Lang
© Hans-Fritz Lang

Edith Keil zeichnet das Drama am Wormser Hof in Odenwälder Dialekt nach. Erschienen ist das Buch im Otzberger Odenwaldverlag.

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OTZBERG. Märchen und Sagen der Umgebung gehören seit der Kindheit von Edith Keil zu ihrer Lebenswelt. Und auch das Nibelungenlied. Jetzt hat die Autorin ein Buch geschrieben, das den Titel „Wie die Nibelunge de Bach enunner gange sin“ trägt. Beim Odenwaldverlag im Otzberger Ortsteil Zipfen hat Edith Keil das Werk jetzt vorgestellt.

Es steckt eine Menge Fleiß in dem Buch. Denn immerhin hat sich die Autorin aus Mühltal der Herausforderung gestellt, aus der Vielzahl von Aventiuren, Strophen und Versen die Geschichten von Siegfrieds Herkunft, seinem Leben am Wormser Hof, den Intrigen zwischen den beiden Königinnen Kriemhild und Brunhild, Siegfrieds Tod sowie Kriemhilds Rache und den Untergang der Burgunder im Hunnenland zusammenzustellen. Sie hat den Verstext in südhessische Mundart übersetzt und zum besseren Verständnis eine hochdeutsche Version „Die tragischen Ereignisse um die Nibelungen“ gegenübergestellt.

Es ist keine Komödie, nur manchmal etwas derb

Das Buch sei keine komödiantische Verharmlosung des Nibelungenlieds, betont die Autorin. Dazu habe sie viel zu viel Respekt vor dem mittelalterlichen Werk, das seit 2009 zum Weltdokumentenerbe gehört. Im Gegenteil, der Sagenstoff habe sie von Kindheit an gefesselt. „Da werden Menschen gezeigt, die machtvolle Entscheidungen treffen – und die katastrophalen Folgen daraus.“ Es sind tragische Konstellationen aus Begehren, Selbstüberschätzung und Machtwillen einerseits und strengem Ehrenkodex, Bündnistreue und Abhängigkeiten andererseits.

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In ihrer Umdichtung in die Mundart hat sie einen einfachen Mann aus dem Volk als Erzähler gewählt, einen Stallknecht, der aus dem Modautal stammt, und eben in seiner Mundart und gemäß seinem schlichten Weltbild die Ereignisse am Königshof in Worms und am Etzelhof weit im Osten schildert. Dadurch hat die Sprache manchmal einen derben oder auch humorvollen Klang. „Aber das darf sie haben, wird doch das allzu Grausame erträglich mit Humor“, sagt Edith Keil. Und für Mundartunkundige gibt es auch jede Seite als Hochdeutsch-Version in Prosaform.

Edith Keil verbrachte ihre frühe Kindheit in der Umgebung der Neunkircher Höhe im Odenwald, wo die Großeltern als Bauern und Handwerker lebten. Nach dem Abitur wählte sie das Studium für das Lehramt an Gymnasien mit den Schwerpunkten Religionswissenschaften und deutsche Literatur. Danach wirkte sie über drei Jahrzehnte in Dietzenbach. Heute ist sie im Ruhestand.