1,8 Kilometer lang ist die neue B-426-Umgehung, die um den Ober-Ramstädter Stadtteil Hahn führt. Ein gut 14 Jahre langes Planverfahren geht damit zu Ende – nun wartet die Bauphase.
Hahn. „Er ist der Vater dieser Umgehungsstraße. Er ist sogar ihr Übervater.“ Markus Schmitt, Planer von Hessen Mobil, verteilt üppiges Lob an Werner Schuchmann. Und einen Spaten, der den ehemaligen Bürgermeister von Ober-Ramstadt an diesen Tag erinnern soll, den es so und jetzt ohne ihn wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Mit einem symbolischen Spatenstich wurde nun oberhalb vom Ober-Ramstädter Stadtteil Hahn der Beginn der Bauarbeiten für die B-426-Umgehung signalisiert. 2025 kann dann ein Weihnachtsmarkt im verkehrsberuhigten Ortskern des kleinen Dorfs mit der engen Durchfahrt stattfinden, verspricht Kathrin Brückner, Abteilungsleiterin Planung und Bau bei Hessen Mobil.
Dann wird es nämlich keinen Durchgangsverkehr mehr geben. „Die Ortsdurchfahrt wird zurückgebaut und zur Sackgasse“, erläutert Hessen-Mobil-Sprecher Jochen Vogel mit Verweis auf die vor Ort aushängenden Pläne. Sie zeigen die letztlich ausgewählte ortsferne Nordvariante, für die keine gesonderten Lärmschutz-Maßnahmen notwendig sind, „weil sie weit genug von den Häusern entfernt ist und im mittleren Abschnitt unterhalb des Geländeniveaus verläuft. Der flankierende Radweg wird verlagert und westlich des kleinen Dorfs mit einer Unterführung unter der Umgehung durchgeführt. Damit werden die Arbeiten beginnen, und deshalb ist dort auch schon eine Fläche als Baustelleneinrichtung befestigt. Jetzt diente sie als Untergrund für ein Festzelt und den Sandhaufen, der für den symbolischen Spatenstich aufgeschüttet worden war.
Auf die Anwohner wartet Entlastung
„90 Prozent Entlastung“ werden den Einwohnern von Hahn in einer kurz gehaltenen Pressemitteilung zugesichert. Das wird sich angesichts von gegenwärtig 15.000 Fahrzeugbewegungen in 24 Stunden anfühlen wie eine Erlösung. Und die ist vergleichsweise schnell auf den Weg gebracht worden, verglichen mit anderen Straßenbauprojekten, die sich bisweilen 50 Jahre oder mehr hinziehen. „14 Jahre“ von dem ersten amtlichen Nicken über Trassenplanung, naturräumliche Untersuchungen, Flächenerwerb, Einleitung eines Flurbereinigungsverfahrens bis hin zum Planfeststellungsbeschluss – das klinge zwar für Laien nach einem langen Zeitraum, sei aber für ein solches Straßenbauprojekt fast schon Rekordzeit, stellt Martin Weber als Abteilungsleiter Straßen und Verkehrswesen im hessischen Wirtschaftsministerium fest. Zu den Motoren gehört auch Peter Schütz, Kopf einer örtlichen Bürgerinitiative, der zum Spatenstich sein T-Shirt mit dem Statement „Yes we can“ trägt.
Ganz genau 5301 Tage seien seit dem Ortstermin am 4. Juni 2008 vergangen, auf dem ganz grundsätzlich die Notwendigkeit einer Umgehungslösung jenseits des aktuellen Prioritätenkatalogs festgestellt worden sei, hat Ober-Ramstadts parteiloser Bürgermeister Tobias Silbereis ausgerechnet. Er trägt beim Festakt eine Art Chronik vor, die mit der Eröffnung des Lohbergtunnels und die Konsequenzen für den Verkehr auf der B 426 beginnt. Ursprünglich sei für die Ortsdurchfahrt von Hahn mit 1400 Lkw gerechnet worden, dann sei aber die 2000er-Marke überschritten worden. Bereits 2008 habe die Stadtverordnetenversammlung die Übernahme der Planungskosten beschlossen, um das Projekt voranzutreiben. 650.000 Euro hat die Stadt dafür hingeblättert. Daraus ist neben der Trassenplanung beispielsweise auch eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung für 250 Hektar bezahlt worden.
Die Einnahmen aus den 2019 in der Tempo-30-Zone aufgestellten Blitzersäulen – mit anfangs bis zu 70, jetzt auf 30 bis 35 zurückgegangenen Überschreitungen pro Tag – werden zur Refinanzierung wohl nicht reichen.
2017 sind die Planungen für die Trasse – jetzt schon auf 1100 Metern dreistreifig für langsame Lkws im Steigungsbereich – auf einer Bürgerversammlung vorgestellt worden. Im Trassenbereich hat Ober-Ramstadt 17,98 Hektar Land erworben. Im vergangenen Jahr mussten dann Zauneidechsen und Feldlerchen umgesiedelt werden. Und im Sommer dieses Jahres ist ein Flurbereinigungsverfahren angestoßen worden.