Die nicht ausreichend dokumentierten Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg, die im Boden schlummern, machen die Brandbekämpfung so schwierig und gefährlich.
MÜNSTER. Die Feuerwehr hat den acht Hektar großen Waldbrand auf dem Gelände der Muna bei Münster weiter unter Kontrolle. Weil das munitionsverseuchte Gelände für Feuerwehrleute lebensgefährlich ist, sind Löschroboter im Einsatz. Mit Unterstützung des Kampfmittelräumdienstes seien Waldschneisen entmunitioniert und freigegeben worden, sodass die Feuerwehrleute näher ins Brandgebiet vordringen können, sagt der stellvertretende Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt auf ECHO Anfrage. 150 Einsatzkräfte seien derzeit vor Ort. "Wir hoffen, dass wir am Mittwochvormittag von der Luft aus löschen können, die Arbeiten im Laufe des Tages einstellen können und nur noch eine Brandwache benötigen."
Brandhitze löst Explosionen aus
Ein normaler Waldbrand wäre längst abgelöscht, betont Maurer-Hardt. Auf dem Muna-Gelände im Breitefeld bei Münster gestalten sich die Löscharbeiten aber weiter schwierig. Zwischenzeitlich konnten die Einsatzkräfte aus Sicherheitsgründen Teile der Fläche nicht mehr betreten. Immer wieder explodieren in der Hitze Munitionsreste.
Es brennt zwar nicht das bundeseigene Gelände der ehemaligen Lufthauptmunitionsanstalt Münster-Dieburg, kurz Muna, sondern der Gemeindewald Münster. Und auch der sei mit Kampfmitteln belastet, sagt Clemens Rupp, Funktionsbereichsleiter Liegenschaften der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), Eigentümerin des rund 250 Hektar großen und eingezäunten Muna-Areals. "Das liegt daran, dass die ursprüngliche Fläche des ehemaligen Muna-Geländes größer war und die Sprengung der Bunker und Munitionslager im Jahr 1945 völlig unsachgemäß ablief." So habe sich die Munition kreuz und quer über das gesamte Gelände und in den umliegenden Wald hinaus verteilt.
Zur Historie: 1939 hatten die Nazis das rund 300 Hektar große Waldstück der Gemeinde Münster beschlagnahmt und dort die Munitionsanstalt errichtet. In der Muna wurden unter anderem Granaten für Flugabwehrgeschütze hergestellt. Nach Ende des Krieges nutzten die Amerikaner das munitionsverseuchte Gelände, auch als Sprengplatz.
Keine Dokumentation über gelagerte Munition
"Über die Menge der noch vorhandenen Munition zum Zeitpunkt der Sprengungen 1945 können wir keine Aussagen machen, es gibt keine Dokumentation darüber", so Rupp. Fakt sei aber, dass seit 1969 auf dem Muna-Areal systematische Kampfmittelräumungen laufen. Fachleute seien dort ständig mit Spezialgeräten unterwegs. "Auch derzeit gibt es Sondierungen und Räumungen durch eine Fachfirma für das geplante Wisent-Projekt", sagt Rupp. Vollständig geräumt und entmunitioniert werden könne das Gelände nie. "Die Sprengsplitter haben sich teils metertief in den Boden gegraben, teils sogar in Baumstämme hinein - das macht es unmöglich", teilt die Gemeinde Münster mit.
Darüber, wie viele Tonnen Kampfmittel im Laufe der Jahrzehnte geborgen und abtransportiert worden sind, gibt es keine genauen Zahlen. "In den Jahren zwischen 2004 bis 2007 wurde eine Fläche von knapp 20 Hektar oberflächensondiert, und dabei wurden mehr als 322 Tonnen Kampfmittel und Kampfmittelteile geborgen", sagt Rupp.
Brandursache nach wie vor unklar
"Es liegen unter anderem Handwaffen und Granaten bis 15 Zentimeter Durchmesser im Boden", ergänzt René Bennert, Feuerwerker des Kampfmittelräumdienstes des Regierungspräsidiums Darmstadt. Bennert war auch am Sonntag in Münster, um die Feuerwehrleute zu beraten. "Nach den vielen Explosionen haben wir festgelegt, dass Einsatzfahrzeuge nur noch die geteerten Wege nutzen und keiner mehr in den Wald rein darf", so Bennert.
Die Brandursache steht noch nicht fest. "Das wäre Spekulation, es kann von einer Glasscherbe, die bei der Trockenheit Feuer fängt, bis hin zur weggeworfenen Zigarette eines Spaziergängers alles sein", sagt der Kreisbrandinspektor. Auch Wildschweine könnten Schuld sein. Bei langer Trockenheit wühlen die Tiere an den noch feuchten schon mal Munition hoch. "Und wenn es sich um Phosphormunition handelt, kann die mit Sauerstoff reagieren und Feuer entfachen", erklärt Bennert.