In Südhessen sind zwei Güterzüge kollidiert, ein Lokführer starb. Ab Anfang kommender Woche sollen zwischen Aschaffenburg und Darmstadt in Teilabschnitten wieder Züge fahren.
MÜNSTER. Bei einem Unfall mit zwei Güterzügen in Münster-Altheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) ist ein Lokführer ums Leben gekommen. Nach Angaben eines Bundespolizeisprechers habe sich der Unfall gegen 4 Uhr morgens auf freier Strecke ereignet. Nach ersten Erkenntnissen ist ein Güterzug auf einen anderen aufgefahren. Einer der Güterzüge habe gestanden oder sei langsam gefahren. Durch die Kollision entgleiste die Lok und Teile des auffahrenden Güterzuges. Der Lokführer wurde in der entgleisten Lok eingeklemmt und verstarb noch an der Unfallstelle.
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Derzeit sei noch unklar, wie es zu der Entgleisung kam, ob zuvor die Oberleitung gerissen ist oder ob sie durch den Unfall heruntergerissen wurde.
Update 15.30 Uhr
„Nach unseren Informationen kann die Vollsperrung der Strecke bis Anfang nächster Woche dauern“, sagt Peter Runge von der Hessischen Landesbahn auf Anfrage dieser Zeitung, „das ist aber nur eine vorsichtige Prognose.“ Am Tag des Unglücks war ein eilig eingerichteter Schienenersatzverkehr auf der Strecke unterwegs mit vier Bussen. Ab Freitag soll es einen Fahrplan geben, der mit fünf Busse bedient wird. Der Fahrplan wird auf den Internetseiten der Hessischen Landesbahn (hlb-online.de) und des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (rmv.de) veröffentlicht und soll so bald wie möglich auch an den Haltepunkten ausgehängt werden. Ob das bis Freitagmorgen gelingt, konnte Runge jedoch nicht sagen. In einigen Tagen soll nur noch der Abschnitt zwischen Dieburg und Babenhausen gesperrt sein, dann sollen von beiden Seiten bis zur Unglücksstelle wieder Züge pendeln. Also von Darmstadt bis Dieburg und zurück und von Aschaffenburg bis Babenhausen und zurück. Nur dazwischen werden die Fahrgäste dann noch mit Bussen transportiert. Laut Ralf Ströher von der Bundespolizei ist die Beweisaufnahme vor Ort mittlerweile fast abgeschlossen. Er geht davon aus, dass die Bahn noch am Donnerstagabend mit den Aufräumarbeiten beginnen kann. Die Ermittlungen dauern aber noch länger, denn die Aufzeichnungen in der Lok sowie die des Fahrdienstleiters müssen auch noch ausgewertet werden.
Update 11.45 Uhr
Laut Peter Runge von der Hessischen Landesbahn, die auf der Strecke zwischen Aschaffenburg und Darmstadt die Regionalbahn 75 betreibt, ist derzeit ein Notverkehr eingerichtet, der aber noch keinem festen Fahrplan folgt. „Wir pendeln noch nach Möglichkeit derzeit. Die Kollegen in Wiesbaden sitzen aber an der Planung für einen regulären Schienenersatzverkehr“, sagt Runge auf Anfrage. Morgen früh, so die Hoffnung, können die Busse in einem festen Takt als Ersatz für die RB 75 fahren. Eventuell sei in wenigen Tagen auch möglich, wieder einen Teil der Strecke mit Zügen zu befahren. Aber: Dazu müssen die Züge wenden, und das ist nicht überall möglich, weil die Umkehr der Fahrtrichtung auch von bestimmten Signalen und der Stromgebung abhänge. Und die gebe es nicht an jedem Haltepunkt.
Update 10.40 Uhr
Die Bahnübergänge bei Sickenhofen und Hergershausen sind inzwischen wieder geöffnet. Bis etwa 10.30 Uhr mussten sie Schranken dort unten bleiben. Nach dem Unfall am frühen Morgen hatte die Bahn wegen der zerstörten Oberleitung aus Sicherheitsgründen den Strom auf der ganzen Strecke abgestellt, daher blieben alle Schranken unten. Die Bahn fuhr die Strecke ab und öffnet die Schranken händisch. In Folge des Unfalls waren die automatischen Schwellen, die für das Öffnen der Schranken sorgen, deaktiviert.
Die Schranken an den Übergängen in Grube Messel und in Altheim sind bereits um 9 Uhr wieder offen gewesen. In Messel kam es zu Staus, inzwischen sei die Lage aber durch den Ausfall des Zugverkehrs „entspannter als sonst“.
Eine Bahnsprecherin gab an der Unfallstelle weitere Details zum Unglück bekannt. Aktuell gehe die Bahn „von Tagen“ aus, um die Strecke wieder freigeben zu können. Die Oberleitung ist sichtbar zerstört. Sie hängt an der Unfallstelle herab. Noch ist allerdings unklar, ob auch die Schienen und das Gleisbett schaden genommen haben. Alleine die entgleiste Lok wiege 80 Tonnen. Sie und mehrere Waggons sind entgleist und liegen teils etliche Meter neben dem Gleisbett im Feld und auf dem angrenzenden Feldweg. Um den Zug abzutransportieren, müssen Kräne anrücken. Im Anschluss werden die Schäden begutachtet und geklärt, wie hoch der Schaden ist.
Auf der betroffenen Strecke fahren normalerweise zwei Regionalbahnen sowie Güterverkehr. Für die Regionalbahnen ist bereits ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, der nun wohl zumindest einige Tage aufrecht erhalten werden muss. Der Güterverkehr werde laut Bahnsprecherin bereits weiträumig umgeleitet. Güterzüge, die schon auf der Strecke sind, stehen aktuell. Etwa ein unter anderem mit Autos beladener Zug bei Sickenhofen.
Update 10.05 Uhr
Die rote Lok liegt neben den Gleisen im Kornfeld. Die Waggons sind teils zusammengeschoben. Getränkekisten, die offenbar zur Ladung des einen Güterzugs gehörte, liegen rund um die Gleise. Eine weiße Trennwand neben der Lok zeugt von der traurigen Gewissheit, dass der Unfall ein Menschenleben gekostet hat.
Ein Großaufgebot der Feuerwehr und der Polizei ist vor Ort. Die Unfallstelle ist abgesperrt. Ein Sprecher der Feuerwehr Münster schilderte die Lage bei Eintreffen der Retter. „Wir wurden zu einem Bahnunfall alarmiert. Beim Eintreffen waren zwei Güterzüge kollidiert.“ Zur gerissenen Oberleitung konnte der Sprecher nichts sagen. Unklar ist, ob das eine Folge des Unfalls ist oder die Oberleitung zuvor beschädigt war.
Die Unfallstelle liegt auf freier Strecke zwischen den beiden Bahnhöfen in Münsters Ortsteil Altheim und in Dieburg.