Der Arbeitskreis Heimatkunde erforscht und dokumentiert seit zehn Jahren die Heimatgeschichte. Doch es fehlt an ausreichend großen Räumen.
NIEDER-RAMSTADT. Alles begann mit einem Stammtisch. Einmal in der Woche tauschten Geschichtsinteressierte ihr Wissen über Mühltal aus. Ziel war es, „die Erforschung und Dokumentation der Mühltaler Heimatgeschichte voranzutreiben“, wie Wolfgang Valter erzählt. „Die fachliche Diskussion ging bald weit über Stammtischgespräche hinaus“, erinnert sich Valter. Heimatforscher wie Wolfgang und Renate Valter, Helga und Karl-Heinz Schanz sowie Walter Göbel und Gernot Scior sind bis heute dabei. Zwei der Begründer des damaligen Interessenkreises, Heinz Bormuth und Volker Teutschländer, leben nicht mehr.
Aus dem Stammtisch, der bald auf 25 Personen angewachsen war, wurde der Arbeitskreis Heimatgeschichte am 21. Oktober 2009 als Verein gegründet. Dessen Vorsitzender ist Wolfgang Valter, zum Vorstand gehört weiterhin Bernhard Hein, Kassenprüfer sind Renate Schließmann und Gernot Walter. Der Verein hat 41 Mitglieder.
Ziel ist die Förderung der Heimatkunde und Heimatpflege, so Wolfgang Valter. Die Ergebnisse seiner zehnjährigen Arbeit zeigt der Verein zurzeit in einer Ausstellung im Nieder-Ramstädter Rathausfoyer. Hier ist außerdem eine Schau über die Hochwasserkatastrophe an der Modau vor 100 Jahren zu sehen. Valter dankte bei der Eröffnung den Ehrenamtlichen als „tragendes Fundament“ des Vereins für deren „Engagement und Idealismus“. Bereits im Mai 2008 begann der Verein, mit Vorträgen und Exkursionen an die Öffentlichkeit zu gehen. 2010 zeigte er seine erste Ausstellung „100 Jahre Besiedlung des unteren Pfaffenbergs in Nieder-Ramstadt“. Seit Herbst 2011 gestalten Mitglieder das Rathausfenster in Traisa mit heimatkundlichen Themen. Nach zwölf Ausstellungen musste der Arbeitskreis diesen Arbeitsbereich aufgeben. Grund war, dass er seine Lagerräume am Bahnhof nach Abbau der Container verloren hatte und sich mit dem neuen kleinen Raum von zehn Quadratmetern im Alten Rathaus Traisa von den meisten Dingen trennen musste, wie Wolfgang Valter berichtet. Vieles wurde an Heimat- und Geschichtsvereine in der Umgebung gegeben, einiges bei Vereinsmitgliedern eingelagert. „Den überwiegenden Teil mussten wir aber wegwerfen“, beklagt Valter, „das war ein bitterer Rückschlag.“ Eine Besserung der Lage sei nicht in Sicht. „Andere Gemeinden im Landkreis gehen mit ihrer Heimatgeschichte anders um“, sagte Valter bei der Ausstellungseröffnung. Ein weiterer Wermutstropfen: Die Kunststoffstraße des Kreises geht an Mühltal vorbei.
78 Veranstaltungen in Form von Vorträgen, Exkursionen, Filmabenden und Ausstellungen hat der Arbeitskreis in zehn Jahren organisiert. Einer der Schwerpunkte ist dabei die Sepulkralkultur. Gräber bedeutender Mühltaler Bürger und kunsthistorisch interessante Grabmale auf den Friedhöfen wurden vom Arbeitskreis inventarisiert. Einige historisch bedeutsame Grabsteine oder Grabmale bekannter Mühltaler wurden entlang der vom Arbeitskreis initiierten „Museumswand“ am Aufgang zur Trauerhalle des Nieder-Ramstädter Friedhofs umgesetzt.
2011 begann der Arbeitskreis seine Aktion „Denkmalzeichen in Mühltal“, um „das Geschichtsbewusstsein der Mühltaler Einwohner zu stärken und zu zeigen, wie es früher im Ort ausgesehen hat“, wie es in dem umfangreichen Begleitbuch zur Ausstellung über die zehnjährige Vereinsarbeit heißt. Aber auch als „guter und sinnvoller Beitrag zur Verschönerung des Ortsbildes“, wie Wolfgang Valter sagt.
Die Denkmalzeichen weisen auf den historischen Hintergrund von Gebäuden oder auch auf aus dem Ortsbild verschwundene ehemalige Bauwerke hin. Die ersten beiden wurden am Kirchhof, dem früheren Friedhof, und an der evangelischen Kirche selbst angebracht. Bisher hat der Verein 33 Denkmalzeichen, verteilt auf alle Ortsteile, übergeben. Das nächste wird am 12. Oktober am Privatfriedhof der Familie Bullrich, einstige Besitzer des Dippelshofs, die sich um Traisa verdient gemacht haben, enthüllt.