Brücke wird aufgehübscht

Mit vielen Zuschauern wird das neue Geländer an der Modaubrücke im Ortskern von Nieder-Ramstadt samt Laterne und Sandsteinsockel an die Gemeinde Mühltal übergeben. Die Kerbburschen geben dazu ein Lied zum Besten. Foto: Karl-Heinz Bärtl  Foto: Karl-Heinz Bärtl

Frank Köth weiß, wie man Dinge in Szene setzt. Deshalb wurde die Übergabe des Brücken-Ensembles am Sonntag zum Festakt mit gereimter Rede im Dialekt, Gesang der...

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NIEDER-RAMSTADT. Frank Köth weiß, wie man Dinge in Szene setzt. Deshalb wurde die Übergabe des Brücken-Ensembles am Sonntag zum Festakt mit gereimter Rede im Dialekt, Gesang der Kerbeborschen und Verköstigung. Knapp 100 Gäste waren gekommen. Der Anlass: die Übergabe des neuen Ensembles auf der Modaubrücke bestehend aus zwei Pollern, Geländer und Laterne an die Gemeinde Mühltal.

„Wir haben das, was im Ort so alles darüber geredet wurde, in unserer Rede verarbeitet“, sagt Niels Starke. Der Ortsvorsteher von Nieder-Ramstadt trug mit Initiator Frank Köth die launige Ansprache vor. Ob die Farbe des Geländers etwas mit Frau Dr. Mannes zu tun habe, fragte Starke. Die frühere Mühltaler Bürgermeisterin hatte die Anfänge des Projekts noch zu ihrer Amtszeit unterstützt. Nach dem Motto „Das Ortsbild muss man pflegen“ verteidigte Köth die Initiative, das alte Alugeländer mit der „silbrig-rostigen Patina“ durch ein neues zu ersetzen, das das ursprüngliche nachbilden sollte.

Ein historischer Sandsteinpoller und eine Nachbildung dessen fassen das Geländer ein. Eine historische Laterne steht auf einem der beiden. Der von Frank Köth mitgegründete Kultur- und Förderverein hat das Projekt mit Firmen- und Privatspenden unter Genehmigung des Gemeindevorstandes umgesetzt, denn „es ist zu wenig Geld in de’ Gemeindekass’“, so Köth.

Dass die Brücke ein halbes Jahr gesperrt war, brachte Starke zur Sprache, „man könnt’ meine’, es war de’ Flughafen in Berlin.“ Köth konterte: „Das dauert seine Zeit, damit es passt und dann auch gescheit.“ „Warum ist das Eisen nicht gedreht und das Geländer nicht bunt, die Linien sind grade und die Kanten sind rund?“ Dies erklärte Köth mit „Vater Staat und seinen Regulierungen“, die dies vorschrieben. Nur die Farbe Schwarz, die sei „tatsächlich traditionell“.

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Anschließend gab Frank Köth noch einen Ausblick: Bis zur Kerb soll das Geländer zur Bleiche hin („Platz de la Borsche“) noch ausgetauscht und ein dritter Poller gesetzt werden. „Wir hoffen nun auf mehr Geld, damit es schneller vorangeht“, sagt Ortsbeiratsmitglied Margret Neunhoeffer, die den Kultur- und Förderverein mitgegründet hat. Fördermittel würden derzeit beantragt. Weitere Poller und Geländer sollen langfristig noch bis zur Kreuzung hoch gezogen werden. Wie das ganze Projekt weitergeht, „werden wir gemeinsam klären“, sagte Edelgard Heymann, Erste Beigeordnete und kommissarische Bürgermeisterin.

Das Projekt stößt nämlich auch auf Kritik. Nächste Woche spricht Edelgard Heymann mit dem Arbeitskreis Heimatgeschichte. Dessen Vorsitzender Wolfgang Valter hat sich mit einem Schreiben an die Gemeinde gewandt. Er zeigt sich empört über das Geländer: „Das hat mit historischer Rekonstruktion nichts zu tun“, sagte er gegenüber dem ECHO. Wenn eine originale Rekonstruktion wegen aktueller Sicherheitsvorschriften nicht möglich sei, „soll man es lassen“, so Valter. Auch die Laterne entspreche nicht dem Original.