Bedroht Urberacher Umgehungsstraße Wald und Streuobstwiesen?

Planungen für eine Umgehungsstraße von Urberach könnten auch die Straße von Messel nach Eppertshausen – hier rechts abbiegend – betreffen.

Wieder aufgenommene Planungen könnten das Zerschneiden von Wald oder Streuobstwiesen bedeuten. In Messel traut man den Beteuerungen nicht so recht.

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MESSEL. Vor Kurzem ereilte die Messeler und auch das Rathaus die Nachricht, dass die Pläne für eine Umgehungsstraße von Urberach, also des südwestlichen Teils der Stadt Rödermark, wieder aufgenommen wurden.

Schon seit etlichen Jahren wünscht sich Rödermark eine Umgehungsstraße, verstärkt seit Offenthal mit der L3317 eine Umgehungsstraße hat. Eine Umgehungsstraße für Urberach würde sozusagen einen Lückenschluss bedeuten: Dann gäbe es zwischen der B45 und der A5 keine Ortschaft mehr, die durchfahren werden müsste.

Die Umgehungsstraße für Urberach ist genauso wie die B38 bei Groß-Bieberau und die Erweiterung der B45 zwischen Dieburg und Groß-Umstadt im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans.

Keine Auskunft von Hessen Mobil

Und die Straße hat noch eine Gemeinsamkeit mit der B38 und der B45, auch für sie hat Hessen Mobil keine Planungskräfte. Hat im Fall der B38 und der B45 der Landkreis Darmstadt-Dieburg die Vorplanungen übernommen, weil die beteiligten Kommunen und auch der Landkreis diese beiden stauanfälligen Strecken endlich entstauen wollen, so ist das im Fall von Rödermark die Kommune selbst. Auch sie hat von Hessen Mobil die Zusage der Kosten von Planungsleistungen erhalten.

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Wie aus dem Bauamt von Rödermarkt und auch von Hessen Mobil zu erfahren war, geht damit auch die Pressearbeit einher – Hessen Mobil wollte demzufolge keine Auskunft geben. Laut dem Bauamt von Rödermark betrifft dieses Prozedere zehn Kommunen in Hessen, die zumindest die Planungsvorarbeiten übernehmen.

Rödermark ist auf jeden Fall zuständig für die Leistungsphase 1 und 2 nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, das betrifft also die Grundlagenermittlung und die Vorplanung mit Kostenschätzung. Bei der Grundlagenermittlung geht es vorrangig auch um die Umweltverträglichkeitsuntersuchungen, also die Untersuchungen zur Tier- und Pflanzenwelt in dem doch relativ großen Gebiet von 2000 Hektar, wie der Fachbereichsleiter des Bau- und Umweltamts Thomas Kron in einem Telefonat mit dieser Redaktion mitteilte. Aber nicht nur die schützenswerten Güter müssen in den Voruntersuchungen betrachtet werden, sondern auch die technische Machbarkeit eines Straßenbauwerks.

Ausbau der Straße von Messel nach Eppertshausen möglich

Kron betonte, dass man ergebnisoffen an die Planungen herangehe, und er betonte ebenfalls, dass es noch keine präferierten Trassen gebe. Diese sollten im Anschluss an die Leistungsphasen 1 und 2 definiert und bewertet werden. Kron erklärte auch, dass die dann folgenden Planungen nur im Einvernehmen mit den gebietsmäßig betroffenen Kommunen weitergeführt werden sollten. Das betrifft hauptsächlich Messel.

In Messel traut man den Beteuerungen nicht so recht und befürchtet sowohl im Rathaus als auch vom Nabu her, dass durchaus Messeler Gebiet tangiert werden könne. Das wäre der Fall, wenn schon bestehende Straßen ausgebaut würden. Möglich wäre ein Ausbau der Straße von Messel nach Eppertshausen – diese müsste dann wohl verbreitert werden. Eine andere Variante wäre abzweigend von der L3317, die von der Umgehung von Offenthal nach Messel führt und dann durch den Wald oder die Streuobstwiesen.

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Bürgermeister Thorsten Buhrmester gibt zu bedenken, dass alleine schon die L3317 verbreitert werden müsste, und sowohl Buhrmester als auch Hans Günter Abt, Vorsitzender des Nabu Darmstadt, ist diese Vorstellung, dass die neue Straße dann entweder durch den Wald oder die Streuobstwiesen führen, ein Graus. „Wir haben teilweise sehr alten Baumbestand bei Buchen und Eichen im Messeler Wald“, sagt Abt in einem Telefonat. In den offenen Bereichen hingegen wüchsen Orchideen, und hessenweit gibt es Bestrebungen, Streuobstwiesen wieder neu aufzubauen. Da wäre der Verlust von alten, gepflegten Streuobstwiesen konträr – sowohl der Nabu als auch der Gartenbauverein hat eine in dem infrage kommenden Gebiet.

Baustart frühestens 2028/2029

Auch Bürgermeister Buhrmester verweist auf die Naturschutzgebiete, die Trassen, die südlich von Urberach verlaufen, streifen oder schädigen würden. Er traut auch dem Frieden nicht so ganz, dass Messel als betroffene Nachbarkommune nicht tangiert wird. Hier gab es bei gemeinsamen Sitzungen eine „Konsenssuggestion“.

Buhrmester setzt auch auf spätere Untersuchungen von Hessen Mobil, die ermitteln sollen, wie viele Verkehrsteilnehmer denn eine Umgehung – sollte sie gebaut werden – auch tatsächlich nutzen. Und er setzt auf die Zeit: Frühestens 2028/29, vielleicht etwas später, werde mit dem Bau begonnen, vielleicht hätten sich dann auch bei Land und Bund Zweifel an einer solchen 20-Millionen-Investition eingestellt.