Wie wird dieser Corona-Winter, Dr. Schmenger?

Ein Coronavirus mit Fingern auf eine Schneefläche gezeichnet.

Niedrige Inzidenzen, kaum Beschränkungen. Alles wieder normal? Eine Prognose des Intensivmediziners aus Darmstadt-Dieburg für die kommenden Monate.

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Dr. Schmenger, die Inzidenzen sind niedrig, Corona-Beschränkungen gibt es kaum. Masken sind fast verschwunden. Die Weihnachtsmärkte Darmstadt-Dieburgs sind ebenso in Planung, wie die Fußball-WM in Katar. Wird dieser dritte Corona-Winter wieder ein bisschen normaler als die vergangenen beiden?

Das dürfen wir hoffen, ja. Die Omikron-Variante hat alles verändert in diesem Jahr: Im ersten Corona-Winter hatten wir keinen Impfschutz. Im zweiten Corona-Winter waren schon viele Menschen geimpft, tödlich verlief er aber für die Ungeimpften und für Menschen mit Vorerkrankungen wegen der gefährlichen Delta-Variante. Und nun, im dritten Corona-Winter, führt Omikron nur noch bei sehr wenigen Patienten zu schweren Verläufen. Es gibt weiterhin Corona und es gab über den Sommer auch sehr hohe Inzidenzen besonders in Südhessen. Aber die Patientenzahlen in den Kliniken mit Covid-19 als Hauptdiagnose blieben dennoch relativ niedrig. Wir als Gesellschaft brauchen nun wieder gemeinsame Feste oder Veranstaltungen. Dies ist für die Psyche ganz wichtig, damit wir keinen noch größeren Schaden nehmen. Es war für uns alle eine sehr große Belastung. Zuhause bleiben war absolut richtig, aber jetzt wird es Zeit, dass wir wieder gemeinsam etwas unternehmen. Vielleicht wird dieser Winter nur noch nicht ganz so unbeschwert wie vor 2019.

Chefarzt Dr. med. Patrick Schmenger
Chefarzt Dr. Patrick Schmenger arbeitet an den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg (© Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg)
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Sie schauen als Intensivmediziner also relativ entspannt in den Winter?

Was die Patienten angeht schon. Wir haben aktuell in Südhessen 31 Covid-Patienten. Davon werden zwölf beatmet. Vor genau einem Jahr war die Zahl der Patienten die gleiche, aber fast alle brauchten eine Beatmung. Eine ganz deutliche Veränderung. Die meisten Patienten, die jetzt als Covid-Patienten in die Statistik eingehen, kommen außerdem nicht wegen Corona ins Krankenhaus, sondern mit Corona. Covid ist in den meisten Fällen die Nebendiagnose. Das ist ein erheblicher Unterschied. Mit dieser Situation könnten wir also gut umgehen. Wenn wir genug Mitarbeiter, besonders Pflegekräfte hätten.

Und das haben Sie nicht?

Das ist ein großes Thema! Mit dem Thema Pflegepersonal haben die Kliniken gerade alle massiv zu kämpfen. Das führt zu Einschränkungen in der Patientenversorgung. Das geht uns an den Kreiskliniken leider nicht anders. Seit dem Frühjahr treffen auch uns Kündigungen. Die Pflegekräfte können nicht mehr nach zweieinhalb Jahren Pandemie. Und sie sind enttäuscht, weil aus dem Applaus und aus den markigen Versprechungen aus Berlin so wenig geworden ist. Sie wandern ab, gehen als überqualifizierte Kraft in andere Berufsfelder. Der Schichtdienst spielt hier auch eine Rolle. Oder, seit die Lebenshaltungskosten so drastisch steigen, reduzieren sie ihre Arbeitszeit zudem und nehmen einen Zweitjob an. Das ist katastrophal. Das ist ganz klar ein Pandemieschaden.

Wie versuchen die Kliniken gegenzusteuern?

Manche Kliniken arbeiten mit externen Kräften. Die sind für uns als Kreiskliniken allerdings unbezahlbar. Ein Klinikum in einem Nachbarbundesland nicht weit von hier lockt nun Pflegekräfte mit einer E-Auto-Flotte, andere mit mehr Urlaubstagen. Man wirbt sich gegenseitig die Fachkräfte ab. Das ist nicht mehr sinnvoll, wir brauchen da ein neues gemeinsames System. Wir sehen den Markt an Honorarpflegekräften äußerst kritisch. Da wird dem Markt Personal entzogen, was uns fehlt. Wir an den Kreiskliniken versuchen es derzeit mit viel Teambildung, mit Motivation, mit Sensibilität für die persönliche Lage der Mitarbeiter. Wir mussten nun auf unserer Intensivstation in Jugenheim allerdings dennoch die Bettenzahl verringern. Wir brauchen 4,2 Pflegekräfte für zwei Betten. Wir können nur so viele Patienten betreuen, wie wir Pflegekräfte haben. 

Es wird also nicht der Winter der Schwerkranken, sondern der Winter der schwierigen Dienstpläne?

Sozusagen. Corona bleibt natürlich auch dann ein Problem, wenn Intensivpfleger mit milden Verläufen ausfallen. Oder Dachdecker. Oder Erzieherinnen. Die Pandemie bleibt.

Was hat Corona in Ihren Augen verändert?

Ich habe vor kurzem mit meiner Familie den Martinsmarkt in Dieburg besucht. Die Menschen kommen zurück, auch wenn Gedränge herrscht, tragen nur wenige Maske. Man spürt schon, dass die Sehnsucht danach nicht verloren ist. Wo ich aber einen Unterschied spüre, der wohl auch bleibt: Viele Menschen sind sensibilisiert für ihre eigene Gesundheit, und sie achten auch mehr auf die der anderen. In eine hustende Menge begeben sich wohl nur die wenigsten Menschen derzeit ohne schlechtes Gefühl.

Vor einem Jahr gab es noch ziemlich komplexe Beschränkungen: 2G und 3G in Geschäften oder Gastronomie, Hygienekonzepte für Veranstaltungen, Tests in Schulen. Sind Sie als Intensivmediziner einverstanden damit, dass jetzt fast die komplette Freiheit herrscht?

Wir brauchen aktuell keine Beschränkungen. Was wir brauchen, ist ein gutes Monitoring der Lage. Wir müssen schauen, wie sich das Coronavirus verändert und was es dann tut. Darauf müssen wir dann reagieren.

Die Nachfrage nach dem zweiten Booster ist bei der Impfambulanz des gemeinsamen Gesundheitsamtes in Darmstadt und Darmstadt-Dieburg gering. Auch das ist anders als im letzten Winter. Impfmüdigkeit?

Eine Hoffnung hat sich ja nicht erfüllt: Die, dass die Impfung wirklich immun macht. Aber sie verhindert schwere bis tödliche Verläufe in deutlichem Maß. Nun, da Omikron mildere Krankheitsverläufe schafft, ist die Corona-Impfung oder der Booster vielleicht nicht mehr so sehr auf der Agenda. Die Stiko hat aber eine in meinen Augen sehr sorgfältige und ausgewogene Empfehlung ausgesprochen: dass der zweite Booster für über 60-Jährige und Menschen mit Vorerkrankungen sinnvoll ist. Für jüngere, gesunde Menschen ist er derzeit nicht nötig.

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