Ausschüsse befürworten den Plan von Landwirt Patrick Meinhardt, in Weiterstadt eine Pilotanlage zu errichten. Dazu müssen Bebauungsplan und Flächennutzungsplan geändert werden.
Weiterstadt. Einen Nachteil, der gerne vergessen oder ausgeblendet wird, gibt es beim Strom aus den erneuerbaren Energiequellen Wind und Sonne – Wind muss wehen und Sonne muss scheinen. Außer, erzeugter und gerade überschüssiger Strom kann gespeichert werden für trübe und windstille Tage. Dann sind auch die Erneuerbaren grundlastfähig.
Aktuell werden zwei Vorhaben mit Fotovoltaik (FV) im Weiterstädter Stadtparlament beraten, eines in Braunshardt, eines in Gräfenhausen. Das Projekt der Meinhardt Real Estate GmbH auf rund 5,7 Hektar in Braunshardt ist so geplant, dass es grundlastfähig ist. Hinter der GmbH stehen die Eheleute Lisa und Patrick Meinhardt vom Weiterstädter Tannenhof, beide sind auch Stadtverordnete in der CDU-Fraktion.
Es geht um mehr als Stromerzeugung. „Es geht darum, eine Pilotanlage zu errichten, in der Nahrungsmittel, Strom, Wasser und Wärme produziert werden“, erläutert Patrick Meinhardt. Die FV-Anlagen sollen so auf landwirtschaftlichen Nutzflächen aufgestellt werden, dass dort noch Landwirtschaft betrieben werden kann. „Aus dem Strom, der produziert wird, soll grüner Wasserstoff produziert werden“, erklärt der Agrarökonom und Gärtner. Bei grünem Wasserstoff kommt der Strom für die Wasserstofferzeugung im Elektrolyseur aus erneuerbaren Quellen. „Der Wasserstoff wird auf Nachfrage des Netzes umgewandelt in Strom“, erklärt er, dass der Wasserstoff der Energiespeicher für die Dunkelflaute ist. „Wir machen die Solaranlage grundlastfähig“, betont Patrick Meinhardt.
Wasserstoff kann vielfältig genutzt werden
Das Wasser und die Wärme, die die Anlage erzeugt, kann man als Nebenprodukte bezeichnen. Wasser bildet sich, wenn der Wasserstoff verbrannt wird. Und die dabei freigesetzte Wärme kann auch genutzt werden. Beispielsweise zum Trocknen geernteter Produkte oder zur Nachverstromung.
„Die Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff sind vielfältig“, weist der Landwirt hin. Man könne damit Erdgas ersetzen, heizen oder den Wasserstoff als Kraftstoff verwenden. Zum Beispiel entwickelt der Landmaschinenhersteller John-Deere Fahrzeuge, die mit Wasserstoff angetrieben werden können.
Geplant ist die Pilotanlage mit Solarmodulen, Elektrolyseur und der speziellen Brennstoffzelle auf landwirtschaftlichen Flächen westlich von Braunshardt nahe der Eisenbahnlinie. Sie soll so gebaut werden, dass ein Rückbau möglich ist, erklärt Patrick Meinhardt. Die Flächen mit den kostspieligen Anlagen werden eingezäunt und innen kameraüberwacht, weist er hin.
Bebauungsplan muss noch beschlossen werden
Die FV-Anlage „Solarpark Gräfenhausen“ will die Reelux UG aus Lauffen am Neckar auf etwa 1,8 Hektar bauen, zwischen der Autobahn 5 und dem Hardtweg. Die Anlage soll Solarstrom ins Netz einspeisen, wenn er produziert wird. Die Fläche ist wegen der ICE-Trassenpläne der Deutschen Bahn 0,5 Hektar kleiner als 2019, als das Vorhaben vorgestellt wurde.
Für beide Projekte muss das Parlament einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan beschließen und den Flächennutzungsplan teilweise ändern. Die Chancen dafür stehen inzwischen besser als im Oktober 2019. Damals sahen Stadtparlamentarier und der Bürgermeister den „Solarpark Gräfenhausen“ eher kritisch ob des Verbrauchs landwirtschaftlicher Flächen.
Diese Woche beriet der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Mobilität beide Projekte und damit Änderungen im Bebauungs- und Flächennutzungsplan. Beide wurden einstimmig befürwortet.