Weihnachtsmärkte in Darmstadt-Dieburg ohne Buden?

Auf der Burg Frankenstein sollen an den Adventswochenenden bis zu zehn wechselnde Stände stehen. Archivfoto: Marc Schüler

Viele Adventsmärkte in Darmstadt-Dieburg suchen noch händeringend Standbetreiber. Den Budenbesitzern fehlt das Personal. Über die neuen Herausforderungen im dritten Corona-Winter.

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DARMSTADT-DIEBURG. Vier Wochen noch, dann starten die ersten Adventsmärkte im Landkreis. Mancher wird jedoch kleiner ausfallen als geplant. Andere sind noch mitten in der Planung. Und im Otzberger Ortsteil Hering könnte einer der beiden Märkte sogar ganz ausfallen.

An allen Ecken und Enden klemmt es, wie die Nachfrage dieser Redaktion ergab. Das betrifft sowohl Veranstalter, die derzeit noch Budenbetreiber suchen und auch einige Standbeschicker selbst, die sich vor Anfragen für Märkte zwar kaum retten können aber händeringend Mitarbeiter suchen. Und wo sonst schon längst alle Plätzchen fertig zum Verkauf waren, wird noch eifrig vom Chef selbst gebacken, weil gar keine Aushilfen dafür zu bekommen sind.

Bis zu 35 Stände beim „Wintermärchen“ auf dem Schloss

Von Pfungstadt über Alsbach bis Otzberg reichen die Orte, in denen Veranstalter seit Wochen Annoncen aufgeben in der Hoffnung, genügend Stände mit einem bunten Mix an Speisen, Getränken, Kunsthandwerk und Weihnachtlichem anbieten zu können. „Normalerweise sind wir um diese Zeit schon viel weiter gewesen“, sagt Kathrin Hunek, die mit ihrem Partner Mirko Tekkelenburg den Adventsmarkt auf dem Alsbacher Schloss organisiert. Normalerweise, das bedeutet vor der Pandemie.

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Bis zu 35 Stände sollen am 19. und 20. November für Weihnachtszauber beim „Wintermärchen“ auf dem Schloss sorgen. Marktleiterin Hunek hat schon vor einigen Wochen mit den Planungen begonnen. Wenige freie Plätze gibt es aber noch, sagt sie. Das liege auch daran, dass Standbetreiber, die zum festen Stamm in Alsbach gehörten, während der Corona-Zeit aufgegeben haben. „Erst fielen Märkte wegen Corona aus, dann konnten sie, wenn überhaupt, nur mit Einschränkungen laufen. Das haben einige vor allem kleine Standbetreiber finanziell nicht geschafft“, nennt Mirko Tekkelenburg seine Erfahrungen.

„Finanzielles Desaster“

Von einem „finanziellen Desaster“ der Weihnachtsmärkte mit bis zu einem Drittel Einbußen sprach der Deutsche Schaustellerbund nach der Saison 2021. Für einige Marktbeschicker lohne es sich nicht mehr, an Weihnachtsmärkten teilzunehmen, berichtet Mirko Tekkelenburg vom Austausch mit Kollegen. Nach der Pandemie bremsten nun Mindestlohn, hohe Energiekosten, Kaufzurückhaltung bei Kunden und Personalmangel die Standbetreiber aus, sagt er.

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Doch Tekkelenburg und Hunek haben Glück. Weil der Markt als einer von wenigen vor dem ersten Advent startet, sind sie zuversichtlich, alle Plätze belegen zu können. Und sie haben recht früh mit den Planungen begonnen. Das konnte Carsten Reimers von der Veste Otzberg nicht. Sein Konzept für den Weihnachtsmarkt hat das Land Hessen, dem die Veste gehört, erst vor wenigen Wochen genehmigt. Nun sucht er Standbetreiber, etwa ein halbes Dutzend sollen es sein. Dasselbe Problem haben auch die Organisatoren des Markts in Hering unterhalb der Veste. Um Reimers keine Konkurrenz zu machen, überlegen sie, ganz auf ihren Markt zu verzichten.

Mindestlohn, Energiekosten und Planungssicherheit

Eine frühe Planung kommt auch den Organisatoren des Weihnachtsmarkts am Schloss Braunshardt zugute. „Wir mussten sogar Interessenten absagen“, sagt Jürgen Merlau von der Stadt Weiterstadt. Die rund 70 Standplätze seien längst vergeben, schon an Ostern hatten die Planungen begonnen. Wie in Alsbach werden auch im Schlosspark bekannte und neue Buden für Adventszauber sorgen. Ebenso wie auf Burg Frankenstein, wo an den Adventswochenenden bis zu zehn wechselnde Stände stehen sollen. Während sich dort nur noch wenige Anbieter anmelden können, fehlen für den Adventsmarkt in Lichtenberg derzeit noch etwa 20 Stände, wie Marktleiter Hendrik Maul vor wenigen Tagen gegenüber dieser Redaktion sagte. Mindestlohn, Energiekosten und Planungssicherheit setzten den Märkten zu, sagt auch er.

In Weiterstadt hat Thomas Schmitt ganz andere Sorgen. Der Standbetreiber kann sich vor Anfragen für seine beiden Stände kaum retten und ist bis Weihnachten von Groß-Gerau über Alsbach bis Ober-Ursel im Einsatz. „Aber mir fehlen Aushilfen für die Plätzchenproduktion“, sagt er. Die beiden Helfer aus Rumänien, die in den Vorjahren bei ihm beschäftigt waren, seien in diesem Jahr nicht mehr gekommen. Andere Aushilfen hätten ihn versetzt oder seien nach wenigen Tagen nicht mehr aufgetaucht. „Ich werde wohl noch ein paar Wochen in der Backstube stehen“, sagt Schmitt, der jährlich mehr als zwei Tonnen Plätzchen aus 27 Sorten herstellt. Ob er noch die etwa zehn Helfer bekommt, die er für seine Stände benötigt, wisse er noch nicht. „Sowas wie in diesem Jahr gab es noch nie“, sagt Schmitt.