Trockenheit in Darmstadt-Dieburg: Der Umweltdezernent appelliert an die Bürger, kein Wasser aus Bächen und Flüssen zu entnehmen. Das gilt vor allem für die Modau und die Gersprenz.
KREIS DARMSTADT-DIEBURG. Am Sonntag war das Bild für die Pegelstände an den Messstellen von Modau und Gersprenz einheitlich: Nach dem Regen vom Freitag fielen die Pegel wieder – aber sie fielen zurück auf ein sehr geringes Niveau. Durch die lang anhaltenden hohen Temperaturen und die geringen Niederschläge der letzten Wochen haben sehr viele Flüsse und Bäche im Landkreis wenig Wasser. Trotzdem lässt sich beobachten, dass immer noch Menschen Wasser aus Gewässern entnehmen, um beispielsweise ihre Gärten zu bewässern. Besonders betroffen ist die Umgebung um Ober-Ramstadt und das Gersprenztal. Die Gersprenz hatte am Sonntagmorgen in Wersau (Odenwaldkreis) noch eine Pegelhöhe von 28 Zentimetern, der Fischbach – ein Zufluss zur Gersprenz – in Groß-Bieberau noch 23 Zentimeter. Zum Vergleich: Vor einem Jahr, im Juni 2021, lagen die Werte drei- bis viermal so hoch.
Kreisumweltdezernent Lutz Köhler (CDU) appelliert deshalb dringend an die Bürger, auf die Entnahme von Wasser aus Bächen und Flüssen zu verzichten. „Aufgrund der sich abzeichnenden Trockenheit in diesem Jahr, die ähnliche Ausmaße annehmen könnte, wie in den vergangenen Jahren, ist zu befürchten, dass schon in den kommenden Wochen die Wasserstände in sämtlichen Oberflächengewässern im Landkreis unter die Marke des kritischen mittleren Niedrigwassersabflusses sinken oder teilweise sogar komplett trocken fallen werden“, sagt Lutz Köhler.
Im Landkreis liegen die Landespegel vor allem an Modau und Gersprenz im Bereich des Niedrigwasserabflusses. Darüber hinaus gibt es aber Meldungen über den Mühlbach in Gräfenhausen, sowie der Semme in Babenhausen, die streckenweise trocken gefallen sind. „Daneben konnten wir aber im Rahmen von Außendiensten feststellen, dass der Katzengraben in Groß-Zimmern, der Neutscher Bach sowie der Sandbach in Pfungstadt eine gute Wasserführung aufweisen“, heißt es auf Nachfrage bei der Kreisverwaltung.
Defizite aus den Vorjahren
Beim Grundwasser ist die Lage fast unverändert zu den Vorjahren: Auch wenn das Hessische Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie bilanziert, dass „sich die Grundwassersituation im Vergleich zum letzten Jahr vielerorts leicht verbessert“ habe, könnten die Defizite aus den Vorjahren nicht wieder ausgeglichen werden. Selbst Starkregen im Frühjahr und Sommer könne das Grundwasser nicht in dem Maß auffüllen. Ein Großteil der Niederschläge fließe oberirdisch ab, da die trockenen Böden nicht in der Lage seien, das Wasser aufzunehmen. An Pegeln von Oberflächengewässern sei nach einem Starkniederschlag immer wieder nur ein kurzer Peak erkennbar, der aber aufgrund der Gewässerstrukturen schnell wieder zurückgehe, teilt der Kreis mit.
Nur durch ein effektives Wasser-Resourcen-Management könne dem entgegengewirkt werden. Zum Beispiel dürfen die Böden nicht versiegelt werden. Wasser muss versickern können, damit sich die Grundwasserspiegel erholen. Die Landwirtschaft könnte gezielter bewässern und auf Nutzpflanzen umgestiegen werden, die weniger Wasser benötigen. Und Abwässer könnten als Brauchwasser beispielsweise für Toilettenspülungen aufbereitet werden. Denn auch in Hessen wird immer noch 95 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Derzeit verbraucht jeder Hesse täglich rund 125 Liter. Doch der tägliche Verbrauch schießt rasant in die Höhe, wenn im Hochsommer Pools befüllt und Gärten gewässert werden.
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