Diese natürlichen Hausmittel helfen bei Wehwehchen

Es muss nicht immer die Chemiekeule sein, manchmal helfen bei Wehwehchen einfache Dinge aus dem Garten oder einer Gärnterei, vom Wochen- oder vom Supermarkt.
© May-Britt Winkler

Bei schweren Infekten müssen Medikamente her. Wenn es zwickt oder kneift, lässt sich aber auch im eigenen Garten Abhilfe finden, wie zwei Darmstadt-Dieburgerinnen erklären.

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Darmstadt-Dieburg. Wer erkältet, kraftlos und leidend eine Apotheke aufsucht, um sich mit heilenden Arzneien einzudecken, dem geht es manchmal direkt noch schlechter, wenn es ans Bezahlen geht. Nasenspray, Halsschmerztabletten, Fiebersenker, Schmerzstiller, Bronchien-Saft, Hustensirup, Kopfschmerzpräparate, etwas zum Durchschlafen in der Nacht, etwas zum Aufputschen am Tag und dann noch ein paar Vitamine, Zink sowie ein Mittel für freie Nebenhöhlen – will man diese Dinge mitnehmen, wird man schnell ein kleines Vermögen los. Die freiverkäuflichen Mittel sind nämlich allesamt Selbstzahler-Produkte und haben im wahrsten Sinne des Wortes Apothekenpreise. Zu teuer für viele Menschen in Zeiten von Inflation und Krise. Doch bevor die schmerzende Halsentzündung aus Geldmangel unversorgt bleibt – oder auch, wenn es in der Apotheke einmal wieder Engpässe gibt –, kann man sich gern mal vor der Haustür umschauen. 

Die Natur ist eine wunderbare Apotheke.

DB
Dr. Bettina Riese-Dillen Allgemeinärztin

„Die Natur ist eine wunderbare Apotheke, und man muss nicht immer gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen“, sagt Dr. Bettina Riese-Dillen. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin in Seeheim-Jugenheim, hat sich aber spezialisiert auf ganzheitliche Medizin, und dazu gehört neben der Schulmedizin auch die Naturheilkunde. Ebenso hat sie einen Fokus auf der seelischen Gesundheit und der Lebensführung. Stets bei Wehwehchen auf ein chemisches Medikament zurückzugreifen, geht zwar schneller und passt besser in unseren hektischen Alltag, aber es ist mitnichten immer gut für uns und unsere Gesundheit. „Das beste Beispiel ist der Einsatz von Antibiotika“, warnt die Ärztin, denn weltweit wird das Arzneimittel gegen Bakterien leichtfertig eingenommen, selbst wenn die Krankheitserreger Viren sind. Sogar die Nutztiere werden prophylaktisch damit vollgepumpt. „So bilden sich Resistenzen, und dann haben wir irgendwann keine Antibiotika mehr, wenn wir sie wirklich brauchen. Die Forschung kommt da kaum hinterher.“

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Allgemeinmedizinerin Dr. Bettina Riese-Dillen aus Seeheim-Jugenheim hat bei ihren Behandlungen den Menschen ganzheitlich im Blick. Sie sagt, Naturheilkunde sei immer gut, wenn man rechtzeitig damit anfange.
Allgemeinmedizinerin Dr. Bettina Riese-Dillen aus Seeheim-Jugenheim hat bei ihren Behandlungen den Menschen ganzheitlich im Blick. Sie sagt, Naturheilkunde sei immer gut, wenn man rechtzeitig damit anfange.
© May-Britt Winkler

Selbstredend muss bei langanhaltendem Fieber ein echtes Medikament her, aber bei kleinen Infekten helfen eben auch die Gaben der Natur. „Es gibt sogar ein pflanzliches Antibiotikum, das garantiert keine Resistenzen entwickelt“, verrät Riese-Dillen: „Meerrettichwurzel gemischt mit Kapuzinerkresse.“ Man nehme einfach Sahne-Meerrettich aus dem Glas, der sonst gern zu geräucherter Forelle gereicht wird, und Kapuzinerkresse-Blätter vom Gärtner, mische alles und verzehre es dreimal am Tag. Das ist nicht unbedingt lecker, aber „manchmal muss Bös mit Bös vertrieben werden.“ Gleiches gilt für die Chilischote, die hervorragend bei Halsschmerzen und auch verstopften Nasen hilft.

Weißkohl hilft bei Knieschmerzen.

AG
Andrea Göbel Bezirksvorsitzende der Landfrauen

Pflanzen im Garten oder im Töpfchen in der Wohnung zu haben, rät auch die Bezirksvorsitzende der Landfrauen Andrea Göbel. Thymian und Salbei hat sie das ganze Jahr über vorrätig, um aus den Blättern bei Erkältungen einen heilsamen Tee zu kochen. Bei Ohrenschmerzen hackt sie Zwiebeln klein, wickelt sie in ein Stofftaschentuch und legt sie auf das schmerzende Ohr. „Wenn jemand keine Zeit hat, um sich damit hinzulegen, setzt man einfach eine Mütze auf, dann verrutscht nichts.“ Bei Knieschmerzen behilft sich die Landfrau mit Weißwohl-Wickeln: „Mit dem Nudelholz die Blätter andrücken, damit die ätherischen Öle freigesetzt werden, aufs Knie legen und mit einem Schal fixieren. Das kostet fast nichts und hat schon meiner Großmutter geholfen.“ Aus Winterrettich und Kandiszucker braut sie einen Top-Hustensaft, völlig ohne Chemie: „Den Rettich vom Wochenmarkt aufschneiden und aushöhlen, die Spitze unten abschneiden, Kandiszucker reinlegen, und über Nacht zieht das dann Flüssigkeit“, plaudert Göbel aus dem Nähkästchen.

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Gesundheit braucht Zeit

Dr. Riese-Dillen hat noch viel mehr Hausrezepte selbst erprobt. So hilft Babys bei Erkältung Muttermilch; einfach ins verstopfte Näschen getropft. Ansonsten ist Inhalieren ein wirksames Mittel, um die Nase frei zu kriegen. „Aber es kostet Zeit, die viele heutzutage für ihre Gesundheit nicht haben.“ Eine Pille geht halt schneller, doch ein Topf mit heißem Wasser und Salz, wahlweise auch Eukalyptus, Salbei oder Kamille wirkt wahre Wunder. „Ein Dampfbad mit Kamille ist nebenbei noch toll für die Haut“, so die Ärztin.

Sie schwärmt außerdem für einen Erkältungs-Tee aus Thymian, Pfefferminze, Salbei und Kapuzinerkresse, deren Blätter man einfach mit kochendem Wasser übergießen kann. Alles erhältlich in einer gut sortierten Gärtnerei. Bei Unruhe rät Riese-Dillen zu Melisse und bei Schlafstörungen zu Baldrian, Hopfen, Passionsblume oder auch Hafer; vielleicht in Form von einem warmen Porridge. Wärme tut ohnehin gut: „Mit kalten Füßen kann man nicht gut schlafen. Deshalb empfehle ich vor dem Zubettgehen – außer bei Krampfadern – ein aufsteigendes warmes Fußbad.“ Warmes Lavendelöl beruhigt ebenso, und die Streicheleinheiten – wenn man es einer Person sanft auf die Haut reibt – entspannen zusätzlich.

Bei Zahnschmerzen helfen Nelken: „Einfach draufbeißen oder lutschen. Das wirkt betäubend“, weiß Riese Dillen. Warme Kamille-Wickel entkrampfen bei Bauchweh, Ingwer-Wickel erleichtern das Atmen bei Lungenerkrankungen und kalte Wadenwickel senken das Fieber viel schonender als chemische Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Wer zu viel (Durchfall) oder zu selten (Verstopfung) auf der Toilette weilt, der sollte es mal mit „Indischen Flohsamenschalen” probieren. Die reinigen den Darm und regulieren die Verdauung. Und dann gibt es noch etwas ganz Banales: „Tiefes Atmen aus dem Bauch heraus entlastet das Herz, reinigt die Lunge und entspannt Körper und Geist.“

Viele gute und gesunde Dinge im Leben sind umsonst. Oder alt. Weil frische Luft das Immunsystem stärkt, empfiehlt Landfrau Göbel nämlich alte Klamotten: „Damit man bei Wind und Wetter vor die Tür gehen kann.“