„Familienband“: Die Broilers spielen auf dem Hessentag

Was die Düsseldorfer Rocker vor ihrem Konzert auf dem Hessentag über Heimat, die Bundeswehr auf dem Landesfest, ihren Auftritt dort und einen Stadtrundgang mit Andrea Berg sagen.
Pfungstadt. Die Broilers sind nach den Toten Hosen inzwischen der zweitgrößte Rockexport der Stadt Düsseldorf. In Deutschland gehören sie auch zu den bekanntesten Bands, die letzten drei Platten landeten alle auf Platz eins der Charts. Am Donnerstag, 8. Juni, spielen sie auf dem Hessentag in Pfungstadt. Keyboarder Chris Kubczak erzählt im Interview, was er vom Hessentag weiß, wie er zum Bundeswehrauftritt dort steht und was die Fans vom Konzert in der Sparkassen-Arena erwarten können.
Hi, mal ehrlich, Herr Kubczak: Schon jemals von dem Hessentag oder Pfungstadt gehört?
Auf dem Hessentag haben wir schon mal gespielt. Könnte fünf bis zehn Jahre her sein. War ´ne schöne Veranstaltung. Generell finde ich diese Feste nett, wo ganz viel drumherum passiert. Parallel zu uns spielt ja auch Danger Dan, das wird bestimmt ‘ne schöne Veranstaltung.
Der Hessentag ist ja eher ein Familienfest, passt Ihr da eigentlich rein vom Image und der Musik her?
Ja, wir sind ja auch ´ne Familienband. Mittlerweile kommen ja auch Mutti, Vati, Omi und Opi zu uns. Es wird immer durchmischter bei uns im Publikum. Das passt schon.
Was kann denn die Familie erwarten von dem Konzert?
Es wird auf jeden Fall ein guter Mix durch all die Jahre. Wir haben an der Setlist gebastelt für den Sommer. Wir haben bei den Warm-Up-Shows auch einige Sachen mit reingenommen, die wir schon lange nicht mehr oder noch gar nicht live gespielt haben. Etwa „Alter Geist“ von der letzten Platte. Wir wechseln gerne ab, weil wir auch viele Leute haben, die mitreisen. Die können sich dann auch freuen, dass sie jeden Abend was Neues hören.
Ist Hessen eigentlich ein gutes Land für die Broilers? Habt Ihr hier auch eine Fanbase?
Das letzte größere Konzert in Hessen war in Frankfurt, in der Festhalle. Und das war schon ´ne gute Abriss-Party. Das war ´ne gute Referenz für Hessen.
Euer Gitarrist hat ja noch einen richtigen Wattie-Gedächtnis-Irokesen-Schnitt. Und im Vorprogramm werden die Berliner Punker von Vizediktator auf dem Hessentag auftreten. Wieviel Punk steckt denn noch in den Broilers?
Och, ne ganze Menge. Die ganzen Wurzeln, die da sind, die bleiben auch. An die erinnern wir uns gerne. Und das ganze Drumherum ist auch sehr punkig. Es ist alles nicht so durchorganisiert, wie es vielleicht sein könnte und sollte. Wir machen einfach vieles auch selbst. Selbst wenn es musikalisch sich weiterentwickelt und erweitert hat: der Spirit ist auf jeden Fall noch da.
Nur ein paar Kilometer nördlich von Pfungstadt liegt Frankfurt, da kommen die Böhsen Onkelz her. Wie steht Ihr denn zu der Band?
Ach, die Onkelz. Ich persönlich hatte wenig Berührungspunkte mit ihnen. Ich habe die Musik nie wirklich verfolgt oder deren Karriere.
Wo wir gerade von Verhältnissen zu anderen Bands reden: Wie ist denn Euer Verhältnis zu den Toten Hosen? Zusammen auf Tour wart Ihr schon. Gibt es auch private Kontakte?
Wir haben 2009 unser erstes größeres Konzert in Düsseldorf im Stahlwerk veranstaltet, und etwa zwei Jahre später kam das Management der Hosen, JKP, auf uns zu und konnten es kaum fassen, dass so etwas an ihnen vorbeigegangen war. Dass ´ne Band aus Düsseldorf größer werden kann, ohne dass denen das aufgefallen wäre. Sammy, unser Sänger und Gitarrist, hat damals Shirts designt für die Hosen. Und so kam der erste Kontakt zustande. Über die Jahre zusammen sind wir zu Freunden geworden.
Zum Hessentag gab es Debatten darum, dass die Bundeswehr sich hier mit Panzern und Hubschraubern präsentiert. Was sagt Ihr denn zu sowas?
Das fand ich schon beim letzten Mal sehr suspekt. Ich bin nicht der große Verfechter einer Armee, sehe aber in der heutigen Zeit die Notwendigkeit, dass es so etwas geben muss. Aber ob etwas unbedingt auf so einem Familienfest sein muss, sei mal dahingestellt. Als Top Gun damals im Kino lief, in den 80ern, hatte die Air Force massive Zuläufe, weil die sich einfach vor die Kinos gestellt haben und versucht haben, die Leute in die Armee zu ziehen. Und das finde ich schon nicht so cool.
In Pfungstadt gibt es noch eine Brauerei seit 1831, die aber bis zum Jahresende verschwunden sein wird. Für viele Menschen hier eine Katastrophe, weil ein Stückchen Heimat damit verschwindet. Könnt Ihr so etwa nachempfinden?
Ja, absolut. Gerade, wenn es traditionelle Unternehmen sind, die auch in der Stadt verwurzelt sind und Identifikation für die Leute schaffen. Wenn so etwas verschwindet, ist es immer schade. Das wäre auch so, wenn in Düsseldorf eine der Traditionsbrauerein schließen müsste. Das wäre dann auch ein Verlust für die Menschen.
Andrea Berg spielt auch auf dem Hessentag, an einem anderen Tag als ihr. Sie will sich das Städtchen vorher mal anschauen. Wäre das was für die Broilers: Ein Stadtrundgang durch Pfungstadt mit Andrea Berg?
Haha, ob es jetzt ein Stadtrundgang mit Andrea Berg sein muss, weiß ich nicht. Aber warum nicht? Generell schauen wir uns die Örtchen und Städte, in denen wir spielen, mal an. Kommt immer drauf an, wieviel Zeit man hat. Meistens ist es ja so, dass man abends ein bisschen länger auf den Beinen ist und dann morgens ein bisschen Schlaf nachholen muss.