Eiserne Hochzeit bei den Bellmanns in Dieburg

Gertrud und Werner Bellmann feiern in Dieburg nach 65 Ehejahren die eiserne Hochzeit. Das Paar lebt noch immer im eigenen Haus. Foto: Michael Prasch
© Michael Prasch

Das Dieburger Ehepaar hat vor 65 Jahren in Groß-Umstadt geheiratet und ist seitdem unzertrennlich. Die Erfahrung der Vertreibung hat sie zusammengeschweißt.

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DIEBURG. Seit 65 Jahren sind Werner und Gertrud Bellmann ein unzertrennliches Paar. Nun feiern sie mit ihren Kindern und Enkeln am 16. September ihre eiserne Hochzeit. Und vielleicht dann noch mal ausgiebiger das Wochenende darauf. „Wir haben immer zusammengehalten und uns durchgekämpft“, erzählt Gertrud Bellmann (Jahrgang 1937), die stimmlich noch Temperament und Energie einer jungen Frau hat. Und ihr inzwischen neunzigjähriger Mann Werner lacht zustimmend.

Die beiden haben sich über all die Jahre ihren Lebensmut und eine heitere Grundstimmung bewahrt, obwohl sie beide in Kindheit und Jugend schwere Zeiten erlebten, aus ihrer Heimat vertrieben wurden. In Groß-Umstadt haben sie sich einst kennengelernt und dort auch geheiratet, in Dieburg dann am Ende der Forsthausstraße, nahe dem Bahndamm vor Jahrzehnten ein eigenes Haus gebaut, in dem sie immer noch wohnen.

„Bis auf die Heizung und Strom haben wir das alles selbst mit eigener Hand gebaut. Wir hatten nicht einmal einen Betonmischer“, schildert Werner Bellmann, der einst Dachdecker lernte, dann aber auf Drängen seiner Frau in den Justizdienst wechselte und in der Dieburger Justizvollzugsanstalt tätig war.

Beide Eheleute hatten in jungen Jahren die Vertreibung erlebt. Werner Bellmann verlor seine Heimat im Erzgebirge, seine spätere Frau, wurde als Siebenjährige 1945 aus dem Sudetenland vertrieben. Noch heute kann sie die Erinnerung daran nicht loslassen. Denn sie musste mit ansehen, wie unmenschlich es dabei zuging, wie Leute erschossen wurden, sogar ein kleiner Junge, der nicht schnell genug seiner Mutter folgen konnte.

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Über mehrere Stationen ging es für die beiden nach 1945 nach Westen. Nicht überall wurden sie freundlich aufgenommen, wie sich die beiden Eheleute erinnern. „Auch nicht im katholischen Dieburg“, wie die Katholikin Gertrud Bellmann erwähnt.

Im oberpfälzischen Amberg hatte sie einst die Handelsschule besuchen können. In Dieburg fand sie eine Anstellung bei der AOK. Um 1957 bauten sie sich ein Haus. Nach Groß-Umstadt war sie gekommen, weil dort ihr Vater in der einstigen Kronleuchterfabrik Palme und Walter gearbeitet hatte, die von einem Landsmann aufgebaut worden war.

Zwei Kinder und drei Enkel können nun dem Paar zur eisernen Hochzeit gratulieren, das sich gerne selbst verköstigt. Zu den Lieblingsspeisen gehören Schweinebraten und Knödel. Eine Leidenschaft der beiden war bis ins hohe Alter hinein das Wandern in den Bergen, wie etwa in den Dolomiten. Und mit dem Dieburger OWK unternahm man viele Touren. „Ein Enkel hat diese Wanderlust geerbt. Er nimmt uns jetzt immer noch mit in den Odenwald“, erzählen die beiden.