Ab heute fahren die acht Kleinbusse in fünf Kommunen im Kreis Darmstadt-Dieburg. Buchungen können via App vorgenommen werden.
Darmstadt-Dieburg. Die ersten Neugierigen kamen schon zur Tür der Babenhäuser Stadthalle herein, bevor die offizielle Vorstellung des Dadi-Liners am Dienstag begonnen hatte. Der unter anderem mit dem Slogan „Dadi-Liner ... das ist Deiner!“ beklebte Elektro-Achtsitzer, ein Mercedes Vito, der direkt vor der Stadthalle parkte, erregte Aufmerksamkeit. Richtig losfahren wird er aber in Babenhausen sowie in Erzhausen, Weiterstadt, Griesheim und Pfungstadt erst ab Samstag, 5. November.
Darauf freut sich schon Peter Weiske aus Babenhausen, einer der Neugierigen. „Es ist schon flexibler“, sagt er, „und es kann ja immer mal vorkommen, dass man gesundheitliche Probleme hat, zum Arzt muss oder kein Auto hat.“ Er werde das Angebot auf jeden Fall nutzen, sagte er, fotografierte den Bus noch mit dem Handy und verschwand wieder.
Acht Busse und 500 Haltestellen
Von ähnlichen Anfragen berichteten sowohl Mitarbeiter der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina) als auch die Bürgermeister der beteiligten Kommunen. Acht dieser Kleinbusse werden in den fünf Kommunen unterwegs sein - ab Samstag. Rund 500 Haltestellen werden dort dann insgesamt angefahren. Im Westen wird es möglich sein, zwischen den vier Kommunen und innerhalb der jeweiligen Ortsgrenzen unterwegs zu sein, zudem werden Wixhausen und Eberstadt angesteuert, um dort in den Nahverkehr umzusteigen. Im Osten wird der Dadi-Liner nur innerhalb der Stadtgrenzen von Babenhausen fahren. Einige Haltestellen sind ausgeschildert, viele nur virtuell – was bedeutet, dass sie nur in der App angezeigt werden, aber an der Straße kein Haltestellenschild sein wird.
Start des Da-Di-Liners in Babenhausen
„Es ist für die Zielgruppe gedacht, die noch kein Auto fahren darf oder es einfach nicht kann“, sagt der Babenhäuser Bürgermeister Dominik Stadler (parteilos). Etwa für Jugendliche, um in den Randzeiten von den Stadtteilen in die Kernstadt zu kommen. Die On-Demand-Shuttles (Kleinbusse auf Anfrage) könnten die Zukunft des Nahverkehrs auf dem Land sein, sagte Stadler, denn oft fahren große Busse dort mit nur wenigen Fahrgästen.
Eine Frage der Finanzierbarkeit
Für Dadina-Vorstand und Ersten Kreisbeigeordneten Lutz Köhler (CDU) ist die Zukunft des Nahverkehrs aber auch eine Frage der Finanzierbarkeit: „Wenn wir als Kommunen die Verkehrswende stützen sollen, dann müssen hierfür auch die finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, sagte er in Babenhausen. Der Dadi-Liner sei „hochbezuschusst“, aber es müsse auch aufgezeigt werden, wie es fortgeführt werden könne, dieses „innovative Verkehrssystem“ Dadi-Liner. Es sei entscheidend, dass es nach dem Förderzeitraum auch weitergehe, sagte Dr. André Kavai, Vorstand beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Gefördert wird das Projekt erstmal bis 2024. Wie es danach weitergehe, wisse niemand, sagte Dadina-Geschäftsführer Matthias Altenhein. Auch Kavai betonte wie Dominik Stadler, dass hinter dem E-Vito von Mercedes, der als Dadi-Liner unterwegs sein wird, auch die Zukunft des Nahverkehrs stehe. Das Angebot müsse nun aber auch genutzt werden, damit es fortgesetzt werden könne.
Gegen die Teilnahme am Pilotprojekt hatten sich alle anderen Kommunen im Ostkreis entschieden, das bedauerte Stadler. „Aber mit sechs Stadtteilen sind wir unser eigener Cluster“, sagte er. Im Westen können die Erzhäuser hingegen ab Samstag zum Beispiel auch nach Griesheim fahren. Die Erzhäuser Bürgermeisterin Claudia Lange (GfE) freute sich dann auch, den Bürgern ein Angebot machen zu können, „dass sie derzeit so nicht haben“. Allerdings hatte sie auch noch einen Blick in die Zukunft parat: Den Wunsch nämlich, dass eine übergreifende Fahrt, etwa von Babenhausen mit dem Dadi-Liner und im Kreis Offenbach weiter mit dem dortigen Kleinbus „Hopper“, in einer App durchgebucht werden kann. Derzeit ist das nicht möglich. Fahrten „seamless“, also nahtlos zu machen, sei das Ziel, erklärte Dadina-Geschäftsführer Altenhein. Auch bei dem nun am Samstag startenden Pilotprojekt werde zu Beginn nicht alles reibungslos laufen, schätzte er. Und für den Beginn gebe es auch nicht nur die reinen Fahrgastzahlen als Erfolgskriterien: Kurze Wartezeiten oder Kleinbusse, die ständig in Bewegung seien, zählten da schon. Die wichtigsten Infos für Benutzer im Überblick:
So funktioiniert der Dadi-Liner
Wie buche ich?
Gebucht werden die Dadi-Liner über die App „RMV On-Demand“, die es für Apple und Android gibt, sowie telefonisch unter 06151-360510. Hier gibt es auch Auskunft über die einmalige Registrierung, die für telefonische Bestellungen notwendig ist. Im Gegensatz zum Heiner-Liner hat der Dadi-Liner keine eigene App in den Appstores. Nach der kurzen Registrierung in der RMV-App kann eine Region festgelegt werden. Der Startpunkt kann automatisch von der App bestimmt werden, sie zeigt dann die nächstgelegene Haltestelle an. Das Ziel muss eingegeben werden. Die App generiert ein Passwort, mit dem der Fahrgast sich beim Fahrer ausweist. Telefonische Besteller erhalten es am Telefon. Gebucht werden kann ab 5. November. In der Folge wird es auch möglich sein, Fahrten tagelang im Voraus zu buchen.
Wie bezahle ich?
Entweder in der App mit Paypal oder per Kreditkarte oder bei telefonischer Bestellung beim Fahrer mit Girokarte/Kreditkarte. Bar zahlen geht nicht. „Das ist sehr aufwendig“, sagte Matthias Altenhein in Babenhausen. Bislang sei es noch nicht zu Schwierigkeiten gekommen.
Was kostet es?
Ohne RMV-Ticket kostet die Fahrt zwei Euro Grundgebühr sowie 1,50 Euro Komfortzuschlag und 30 Cent pro Kilometer. Mit RMV-Ticket entfällt die Grundgebühr.
Wann fahren die Busse?
Von Sonntag bis Donnerstag zwischen 5 Uhr morgens und 1 Uhr nachts. Am Freitag, Samstag und vor Feiertagen jeweils von 5 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts.
Wie lange muss ich warten?
Laut Cordula Funk vom Anbieter Clever Shuttle aus Berlin beträgt die durchschnittliche Wartezeit bei sofortiger Buchung auf einen Kleinbus neun Minuten.
Wie viele Fahrer gibt es?
Für den Dadi-Liner sind 32 eingeplant, in 18,8 Vollzeitstellen.
Und Barrierefreiheit?
Der Einstieg in die E-Vitos ist hoch, die Decke niedrig. Dennoch habe es noch keine Probleme gegeben, sagt Cordula Funke von Clever Shuttle. In Darmstadt erhielten die Kleinbusse von den „Barrierechecker:innen“ eine Auszeichnung. Und zur Not helfen auch die Fahrer. Ein Fahrzeug ist behindertengerecht umgebaut.
Wo bekomme ich weitere Informationen?
Informationsstände zum Dadi-Liner wird es an folgenden Tagen und Orten geben: Samstag, 5. November: von 10 bis 11.30 Uhr auf dem Wochenmarkt in Pfungstadt, Kirchstraße. Von 12 bis 14 Uhr auf dem Wochenmarkt in Weiterstadt, Medienschiff. Von 16 bis 17 Uhr beim Seniorennachmittag in Erzhausen, Bürgerhaus, Rodenseeweg. Dienstag, 8. November: von 15 bis 17 Uhr beim Seniorenplauderstündchen in Griesheim. Donnerstag, 10. November: 16 bis 18 Uhr auf dem Wochenmarkt in Babenhausen, Stadthalle. Freitag, 11. November: 14 bis 16 Uhr auf dem Wochenmarkt in Griesheim, Hans-Karl-Platz. Telefonisch unter 06151-360510, per Mail unter info@dadina.de und im Internet unter www.dadina.de/dadiliner.