AfD-Politiker Hans Mohrmann sieht sich als Opfer von...

Hans Mohrmann (AfD) kommt derzeit selten zum Entspannen. Grund ist auch ein Streit mit dem Landesverband, der ihn nun aus der Partei ausschließen lassen will.   Archivfoto: Andreas Kelm
© Andreas Kelm

Hans Mohrmann, Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag sowie Kandidat der Partei für die Oberbürgermeisterwahl in Darmstadt, hat am Sonntagnachmittag eine überraschende...

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DARMSTADT-DIEBURG/DARMSTADT. Hans Mohrmann, Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag sowie Kandidat der Partei für die Oberbürgermeisterwahl in Darmstadt, hat am Sonntagnachmittag eine überraschende Presseerklärung versendet. Überschrift: "Die wollten mich fertigmachen." Darin gibt Mohrmann an, dass gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren seitens des Landesvorstandes - vor allem von Albrecht Glaser und Bärbel van Dijk (Reinheim) - angestrengt worden sei. Zudem wirft er Landes- und Bundesvorstand "massivste Wahlkampfbehinderung" in Darmstadt vor und kritisiert "verfassungswidrige Tendenzen" in seiner Partei.

Am Donnerstag noch anderslautende Aussage

Überraschend kommt die Mitteilung auch deshalb, weil er dem ECHO am Donnerstag noch erklärt hatte, an dem Gerücht über einen Ausschluss oder Austritt aus der AfD sei nichts dran. In seiner zweiseitigen Stellungnahme vermutet Mohrmann nun, dass dieses Gerücht nur aus der Partei selbst stammen könne. "Auch dies offenbar ein Versuch, mir zu schaden." Allerdings räumt Mohrmann nun ein, dass ihm am 10. März von Seiten der AfD-Fraktion im Kreistag nahegelegt worden sei, den Vorsitz niederzulegen.

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Zu den Gründen für das Parteiausschlussverfahren schreibt Mohrmann: Mitte Dezember habe die Antifa aus seiner privaten Facebook-Seite zwei Posts "entführt", mit denen er "zum sexistischen Monster" stilisiert worden sei. Wie berichtet, hatte Mohrmann sich gegen das Frauenwahlrecht ausgesprochen, es schließlich als Satire erklärt, den gelöschten Post aber dann wieder ins Netz gestellt. "Ich gestehe meine Mitschuld. Ich hielt die Posts für nichtöffentlich, was sie nicht waren. Das waren Chauvi-Sprüche am virtuellen Stammtisch, die allerdings nicht wirklich einen sexistischen Inhalt hatten. Bei den Darmstädter Damen habe ich mich in aller Form entschuldigt, und wiederhole das gerne auch noch einmal."

Der Vorfall sei von "Glasers Handlangerin" Bärbel van Dijk, die Ende des vergangenen Jahres aus der AfD-Kreistagsfraktion ausgeschlossen worden war - auf Betreiben Mohrmanns, wie sie sagt -, "Hand in Hand mit einer der AfD feindlich gesonnenen Presse mitten im Wahlkampf aber gezielt dazu genutzt worden, um sich öffentlich zum Opfer eines sexistischen Autokraten zu stilisieren. "Ich soll wegen der entführten Facebook-Posts die Partei geschädigt haben, wo doch van Dijk diese Posts aktiv benutzt hat, um mir im Wahlkampf zu schaden", so Mohrmann.

Bärbel van Dijk aus Reinheim, die ebenfalls Mitglied des Landesvorstandes ist, reagierte am Sonntagabend unwirsch auf die Frage nach den Gründen für den Parteiausschluss. "Kein Kommentar", sagte sie und verwies auf die Sprecher des Landesvorstandes, darunter Albrecht Glaser. Diese waren jedoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Man wollte von Seiten des Landesvorstands, insbesondere seines Sprechers Glaser, auch nur einen kleinen Wahlerfolg meiner Person aktiv verhindern", erklärt hingegen Hans Mohrmann. "Der Grund ist für mich klar: Für Glaser bin ich ein Hemmschuh für die von ihm vorangetriebene Entwicklung der AfD zu einer Partei, die tendenziell linkspopulistische Programmatik mit brachialer fremdenfeindlicher Rhetorik verbindet - bis hin zu verfassungsrechtlich höchst bedenklichen Programmentwürfen." Glaser sehe ihn als einen seiner Intimfeinde. Grund sei wohl auch seine Tätigkeit als Anwalt für Flüchtlinge und Ausländer und Strafverteidiger. "So einer hat nach der Ansicht so mancher in der AfD sowieso keinen Platz", so Mohrmann.

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Schwere Vorwürfe gegen Albrecht Glaser

"Glaser arbeitet seit meiner Wahl als Spitzenkandidat der AfD zur Kommunalwahl und seit meiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden aktiv an meinem Sturz. Das hat sich noch gesteigert, als mich die AfD in Darmstadt mit nur einer Gegenstimme zum OB-Kandidaten gewählt hat."

Glaser habe vor allem Bärbel van Dijk benutzt, um den Kreisverband Darmstadt-Dieburg zu spalten und die Fraktion zu zerstören. Es sei symptomatisch, dass der Konflikt im Kreisvorstand van Dijk und dem Vorstand mit einer Auseinandersetzung über ausländerrechtliche Fragen begonnen habe. Mohrmann sei schon damals mit einem Parteiausschlussverfahren bedroht worden.

"Wenn sich Glasers Taktik und Programmatik durchsetzen, ist dies nicht mehr die Partei, in der ich Mitglied sein möchte", endet die Erklärung von Hans Mohrmann.