Groß-Umstadt feiert zwar dieses Jahr kein Johannisfest, schmückt aber trotzdem den Marktplatz und setzt damit ein buntes Zeichen der Verbundenheit.
GROß-UMSTADT. Seit 30 Jahren feiern die Portugiesen in Groß-Umstadt Ende Juni ein großes Fest zu Ehren des Heiligen Johannes. São João heißt in Portugal der Johannistag, der traditionell auf den 24. Juni, den Geburtstag des Apostels, fällt.
Am kommenden Wochenende hätte das Fest wieder einige Tausend Menschen nach Groß-Umstadt locken sollen. Doch Corona-bedingt fällt die Veranstaltung aus. Die Stadt möchte trotz oder gerade wegen der schwierigen Situation etwas Farbe in den Alltag der Menschen bringen. Und nicht zuletzt sich selbst als heimliche Kulturhauptstadt des Kreises in Szene setzen – auch ohne Feier.
Wie zum Johannisfest üblich, wurde deshalb nun der Marktplatz mit bunten Girlanden geschmückt. „Als Zeichen der Solidarität“, wie Saskia Holzapfel erklärt. Die Idee sei in der portugiesischen Abteilung des Partnerschaftskomitees entstanden. Wegen der Corona-Pandemie wird Groß-Umstadt in diesem Jahr keinen Besuch von Gästen aus der nordportugiesischen Partnerstadt Santo Tirso erhalten. Auch die Besuche aus Saint Peray (Frankreich) und Dicomano (Italien) sind abgesagt.
„Die Dekoration auf dem Marktplatz soll eine Art Mutmacher sein. Ein Signal, dass wir uns nicht unterkriegen lassen und aneinander denken, auch wenn wir uns nicht sehen“, sagt Saskia Holzapfel, die sich um die Kommunikation zwischen dem Partnerschaftskomitee und der Stadtverwaltung kümmert.
Solidarität hat in Corona-Zeiten eine große Bedeutung und wurde in den zurückliegenden Monaten mit allerlei Symbolik versehen. Auch die Girlanden, die seit Dienstagmittag den Umstädter Marktplatz schmücken, sollen als Zeichen von Verbundenheit und Gemeinschaftssinn verstanden werden. 22 Bänder aus glitzernden Blüten wurden in einer gut dreistündigen Aktion über den Marktplatz gespannt.
Als um 8 Uhr am Dienstagmorgen die Hebebühne auf dem Marktplatz fährt, ist außer einigen Gastwirten noch niemand unterwegs. Während sie Tische aufstellen und Sonnenschirme aufspannen, bespricht Saskia Holzapfel mit den Mitarbeitern des beauftragten Unternehmens und Helferinnen aus dem Partnerschaftskomitee das Vorgehen. Der acht Meter hohe Fahnenmast, der sonst vor dem Rathaus steht, wird zunächst in die Marktplatzmitte versetzt.
„Vor sieben Jahren, zum 25-jährigen Jubiläum des Johannisfestes, haben wir den Marktplatz erstmals mit Girlanden geschmückt. Dabei ist es auch geblieben“, erzählt Holzapfel. Um die Girlanden anbringen zu können, wurde an der Spitze des Fahnenmasts ein Ring angeschweißt. Von diesem gehen später die Girlanden aus. Der Aufbau erfolgt hingegen umgekehrt. Erst werden die bunten Bänder an den Häusern rund um den Marktplatz befestigt und erst zum Schluss an der Fahnenstange fixiert. Die vier am Rathaus befestigten Girlanden sind in den Nationalfarben von Deutschland, Portugal, Frankreich und Italien gehalten. Alle anderen sind einfach bunt.
Bunt ist auch das Treiben, das allmählich auf dem Marktplatz beginnt. Den Gästen gefällt die Aktion. „Schön, dass das auf diese Weise gezeigt wird, dass man trotz Corona nicht in Trübsal verfällt“, meint ein Gast. Auch Emanuela Lucchetta, die ein italienisches Eiscafé am Markt betreibt, findet den Anblick und die Idee gelungen. Mit ihr hätten viele Gastwirte dennoch gemischte Gefühle. „Für uns ist die Zeit sehr anstrengend“, sagt Emanuela Lucchetta. Neben ihrer Hauptaufgabe als gastfreundliche Dienstleister müssten die Gastwirte und ihre Mitarbeiter etliche Hygieneauflagen einhalten und die Gäste stets aufs Neue darauf aufmerksam machen, dass auch sie eine Mitverantwortung haben, darunter die Einhaltung von Abständen. Viele Gäste seien verständnisvoll, manche leider nicht.