In Groß-Umstadt zeigen rund 300 Menschen ihre Anteilnahme bei einer Mahnwache zum Terror in Hanau. Manche Teilnehmer legen am Marktplatz Blumen nieder.
GROSS-UMSTADT. Für Menschlichkeit und Demokratie haben Groß-Umstädter Bürger ein starkes Zeichen gesetzt. Um der Opfer von Hanau zu gedenken und sich gegen Rassismus und rechten Terror zu positionieren, haben sich am Sonntagabend gut 300 Teilnehmer zu einer Mahnwache auf dem Umstädter Marktplatz versammelt. Gemeinsam wollten sie ihrer Betroffenheit über die fremdenfeindlichen Anschläge in Hanau Ausdruck verleihen und Anteil nehmen.
Nach einer Schweigeminute gab es kurze Redebeiträge von Bürgermeister Joachim Ruppert, der vor falschem, aber schon salonfähig gewordenem Gedankengut warnte und dazu ermunterte, Flagge zu zeigen, sowie von Alex Seipel vom evangelischen Kirchenvorstand. Das gesamte Land sei geprägt von unterschiedlichen Kulturen, sagte dieser, Mentalitäten und Nationalitäten, unterschiedlichen Hautfarben und Religionen. „Wir sind die Mehrheit“, die für Toleranz, Frieden und Liebe stehe. „Wir verurteilen Terror und Gewalt.“
Zu dieser Veranstaltung für alle Bürger, unabhängig von Parteien, Religionen oder Konfessionen, wie der evangelische Pfarrer Christian Lechelt zur Begrüßung gesagt hatte, waren etliche Einwohner auch aus den Stadtteilen gekommen. Viele Teilnehmer, bewegt von den jüngsten Ereignissen in Hanau, versammelten sich hier, um Solidarität zu bekunden, gemeinsam Farbe zu bekennen und zu zeigen: „Wir alle sind Groß-Umstadt.“
„Solchen Terror wie in Hanau wollen wir nicht. Wir wollen in Frieden leben“, sagte am Rande eine seit vielen Jahren in Umstadt lebende Türkin. Es gebe sehr viele ausländische Bürger hier, wo sie seit über 50 Jahren schon wohne, so eine andere. „Wir hatten noch nie Probleme.“ Auch der Ausländerbeirat versuche immer wieder, das Wir-Gefühl zu bestärken, berichtete Vorsitzende Seyhan Akca. Nein zu Rassismus sagen und Ja zu Vielfalt, das wollte Aziz Mouami. „Integration beginnt mit Einigung. Wir einigen uns mit allen, die da sind. Wir sind nicht gleich, wir sind verschieden. Das ist Vielfalt in Groß-Umstadt. Und Verschiedenheit ist ein positives Potenzial.“ Man komme hierher, um zu zeigen, dass man dazu gehöre.
Ganz wichtig fand Inge Stein, „dass wir aufpassen, wie wir miteinander umgehen in unserer Gesellschaft. Wir müssen einfach zu mehr Freundlichkeit, mehr Rücksicht und mehr Anteilnahme untereinander kommen“. Menschlichkeit sei das Wertvollste, „und die Barmherzigkeit, auf jeden zuzugehen“, meinte eine weitere Teilnehmerin.
Direkt hinter dem Eingang der Kirche am Marktplatz gab es in einem windstillen Bereich die Möglichkeit, Kerzen und Blumen niederzulegen. Davon machten zahlreiche Groß-Umstädter Gebrauch.