Der langjährige Vorsitzende des Portugiesischen Clubs in Groß-Umstadt ist im Alter von 77 Jahren verstorben.
GROß-UMSTADT. 1968 kam Joaquim Fernando de Almeida e Castro aus seiner portugiesischen Heimat Santo Tirso nach Groß-Umstadt. Es mag sein, dass er am Anfang vorhatte, irgendwann wieder nach Portugal zurückzukehren. „Aber als er geheiratet hatte und wir zwei Töchter hier in die Schule gingen, betrachtete mein Vater Groß-Umstadt als sein zu Hause“, sagt Tochter Betty Castro Rodrigues. Am 19. Februar ist Joaquim Fernando de Almeida e Castro im Alter von 77 Jahren überraschend gestorben.
Castro kam, um in Deutschland zu arbeiten, seine erste Stelle fand er bei Palme & Walter, dem Kronleuchter-Hersteller in Groß-Umstadt. Dann wechselte er nach Dieburg zur Firma Buderus, um dann bis zu seiner Rente bei Illing-Plastics in Groß-Umstadt zu arbeiten. Geheiratet hat er seine Frau Maria de Lourdes Castor 1969, aus der Verbindung gingen zwei Töchter hervor und vier Enkel. Seine Frau ist bereits vor drei Jahren verstorben.
Bis zu seinem Tod war Castro Vorsitzender des Portugiesischen Clubs in Groß-Umstadt und daher vielen Bürgern der Stadt bekannt. „Der Club war sein Leben“, sagt Castro Rodrigues und ihre Schwester Elsa Castro Marques ergänzt: „und seine Familie“. Beide erinnern sie sich noch, wie sie als Kinder immer zu den Aktivitäten rund um den Club mitgenommen wurden.
Sein Bruder war Gründungsmitglied des Clube Operário Portugues im Jahr 1969, Castro selbst gründete später die Fußballmannschaft. Vielfältige Posten übernahm Castro im portugiesischen Club, mit 42 wurde er dann Vorsitzender. Ein kurzes Zwischenspiel gab er, als er von 2003 bis 2007 das Casa Benfica gründete und leitete. Als der Club dann aber auch mit dem großen Neubau in Schieflage geriet, übernahm er dort wieder das Ruder.
Die Trommelgruppe „Rote Teufel“ hat er mitgegründet und dafür gesorgt, dass im Club auch Theater gespielt werden konnte. „Papa hat dafür gelebt, dass die Jugend, die hier aufwächst, sich in beiden Kulturen auskennt und leben kann“, sagt Castro Marques. Sein Engagement wurde geschätzt, er wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Auch wenn er nicht vorhatte, wieder ganz nach Portugal zurück zu gehen, seine Heimat hat er regelmäßig besucht. Zuletzt im September 2020, er wollte zusammen mit der ältesten Enkelin und ihrem künftigen Mann eine Location für die Hochzeit aussuchen. Unter der Corona-Krise hat er gelitten, weil er seinen geliebten Club nicht aufsuchen konnte. Wenige Tage vor seinem Tod schenkten ihm deshalb die beiden Töchter die kleine Hündin Luna, damit er nicht so alleine ist.