Bis zu 140 neue Bauplätze in der Gustav-Hacker-Siedlung möglich

Viel Freiraum gibt es zwischen den Häusern in der Gustav-Hacker-Siedlung zwischen Umstadt und Richen – ein großes Potenzial für die Nachverdichtung mit Einfamilienhäusern. Foto: Klaus Holdefehr  Foto: Klaus Holdefehr

Königsberger Straße, Danziger Straße, Böhmer Straße, Stettiner Straße – die Straßennamen in der Gustav-Hacker-Siedlung zwischen Umstadt und Richen sprechen eine...

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GROSS-UMSTADT. Königsberger Straße, Danziger Straße, Böhmer Straße, Stettiner Straße – die Straßennamen in der Gustav-Hacker-Siedlung zwischen Umstadt und Richen sprechen eine deutliche Sprache: Die Siedlung ist in der zweiten Hälfte der 50er Jahre als neue Heimat für viele Vertriebene aus dem Osten entstanden – mit den dafür üblichen Grundstückszuschnitten, im konkreten Fall sogar noch etwas größer als anderswo. Von 1000 bis 1200 Quadratmetern sprach Stadtplaner Christian Eichler jetzt bei der Präsentation einer Studie zu den Möglichkeiten einer Nachverdichtung in diesem 27 Hektar großen Gebiet vor rund 50 Besuchern in der Umstädter Stadthalle.

Die Studie ist von der Stadt als lokale Konkretisierung der Resultate einer kreisweiten Untersuchung in Auftrag gegeben worden, bei der es um die Identifizierung von Baulücken, Potenzialen zur Nachverdichtung und (potenziellen) Leerständen geht. Träger der Untersuchung war eine beim Regionalmanagement der Kreisverwaltung angesiedelte Arbeitsgruppe Innenentwicklung. Zum Teil finanziert mit Fördergeldern aus dem „Leader“-Programm der Europäischen Union, liegen inzwischen Erhebungen für alle Kreiskommunen vor, die allerdings wegen auch personenbezogenen Daten vertraulich behandelt werden.

Dass das Thema in Groß-Umstadt eigeninitiativ weitergeführt wird, hat mehrere Gründe: Auf der „Odenwälder Weininsel“ lastet ein großer Siedlungsdruck, weil etliche Jahre fast kein Bauland ausgewiesen wurde und die Nachfrage die Preise exorbitant in die Höhe trieb. Erst mit dem „Umstädter Bruch“ und aktuell mit dem „Steinborn“ wird dem wenigstens teilweise Rechnung getragen. Dass möglichst wenig Flächen im Außenbereich in Anspruch genommen werden sollen, sei auch eine Prämisse der Kommunalpolitik, ließ Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert in einem Pressegespräch wissen.

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Die Hacker-Siedlung eignet sich besonders für die Untersuchung des Potenzials für eine Nachverdichtung, weil es sich um ein großes Gebiet mit ziemlich homogenen Bedingungen handelt. Die Grundstücksgrößen resultieren aus Bestimmungen des für die Versorgung von Flüchtlingen zuständigen Bundesausgleichsamts für die Errichtung von „Nebenerwerbsstellen“, also Anwesen, die neben Wohnen auch Raum für kleinmaßstäbliche Subsistenz-Landwirtschaft bieten sollten. 1000 Quadratmeter waren im Jahr 1956 die Maßgabe.

Solche Größen gibt es fast überall in der Hacker-Siedlung. Unter der Maßgabe, dass für eine Zweitbebauung etwa 400 Quadratmeter zur Verfügung stehen sollten, identifizierte Eichler die stattliche Zahl von 140 potenziellen Bauplätzen für Einfamilienhäuser, meist auf der Rückseite, längs der zentralen Hans-Kudlich-Straße auch vor der existierenden Bebauung. Das sei äquivalent zu einem Neubaugebiet von fünf Hektar Größe.

Eine Reihe limitierender Faktoren

Es gibt aber limitierende Faktoren, teils baurechtliche, teils in-frastrukturelle. Für das Kerngebiet existiert ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1974, der Ergänzungen auf den Grundstücken nur im unmittelbaren Annex zur bestehenden Bebauung zulässt, eine bauliche Nutzung der weiteren Fläche für Einfamilienhäuser also ausschließt. Also müsste der Bebauungsplan geändert werden.

Zudem verläuft über die Gärten der Häuser östlich der Hans-Kudlich-Straße eine 110-kV-Hochspannungsleitung, unter der nicht gebaut werden darf. Sie müsste unterirdisch geführt werden – wofür der Netzbetreiber einen Betrag von 890 000 Euro genannt hat, wie Ruppert berichtete. Und nicht überall reichen die Kanalisations-Querschnitte für die Aufnahme zusätzlichen Oberflächenwassers. Beispielhaft nannte Ruppert einen Betrag von 330 000 Euro für die Anbindung von zehn Grundstücken mit einem zusätzlichen Kanal an einen nahen Wassergraben. Die Straßen im Gebiet könnten den zusätzlichen Verkehr ohne Probleme aufnehmen, versicherte Eichler. Nun sei es an den Bewohnern der Siedlung, der Kommunalpolitik Resonanz zum Thema Nachverdichtung zu geben, und an den Politikern, entsprechende baurechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Prozess könne bis zu 20 Jahre dauern.