Seit Montagabend weht in Otzberg in Sachen Windkraft ein anderer Wind. Die Fläche Märkerwald, die für Windkraftanlagen als Vorrangfläche vorgesehen ist, wurde von der...
OTZBERG. Seit Montagabend weht in Otzberg in Sachen Windkraft ein anderer Wind. Die Fläche Märkerwald, die für Windkraftanlagen als Vorrangfläche vorgesehen ist, wurde von der Gemeindevertretung mehrheitlich abgelehnt. Bürgermeister Matthias Weber (parteilos) ging noch weiter. Auch das Interessenbekundungsverfahren, das die Gemeinde für den Märkerwald eingeleitet hat, soll beendet werden.
Vier Unternehmen bekunden ihr Interesse
Vier Unternehmen hatten sich laut Weber gemeldet, die Windkraftanlagen auf dem Gebiet errichten wollen. „Doch es macht auf Grund aller mir vorliegenden Informationen keinen Sinn, Bürger und Natur weiter zu belasten. Ich werde dem Gemeindevorstand empfehlen, dem Parlament einen Beschlussvorschlag vorzulegen, in dem wir das Verfahren an dieser Stelle beenden“, sagte er.
Er begründete seinen Entschluss mit aktuellen Stellungnahmen des Kreises, darunter von Hessen Forst, der Unteren Naturschutzbehörde und des Denkmalschutzes. Sie führten alle zu dem Schluss, dass es so viele Bedenken gebe, dass Windkraft dort nicht realisiert werden könne, sagte Weber. Der Beschlussvorschlag soll zur Abstimmung in der nächsten Gemeindevertretersitzung eingebracht werden. Wäre dies das Aus für Windkraft im Märkerwald? „Nein. Das tatsächliche Ende für die Windkraft im Märkerwald wäre, wenn der ,Teilplan Erneuerbare Energien‘ verabschiedet wird und die Fläche Märkerwald herausgenommen wurde“, sagte Weber am Dienstag auf ECHO-Anfrage. Doch da es sich fast ausschließlich um gemeindeeigene Flächen handelt, wäre es faktisch auch schon mit der Beendigung des Interessenbekundungsverfahrens so, dass keine Windkraft von Seiten der Gemeinde zugelassen wird, ergänzte er.
Mit zwei Gegenstimmen von den Grünen und je zwei Enthaltungen von SPD und CDU wurde am Montag zunächst beschlossen, eine negative Stellungnahme an das Regierungspräsidium abzugeben. Wie berichtet, war die Gemeinde aufgefordert worden, die „Aufstellung des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen/Regionalen Flächennutzungsplan 2010“ zu bewerten. Der Beschluss betrifft den Planentwurf des Regionalplans Südhessen. Konkret geht es um die Fläche 2-817, auch Märkerwald genannt, die am Montag von den Gemeindevertretern abgelehnt wurde. Alle bisherigen Gutachten gehen von einem hohen Konfliktpotential mit mehreren bedrohten Vogelarten aus. Als weiteres Ausschlusskriterium ist der Schutz des Landschafts- und Kulturbildes in Bezug auf das historische Kulturdenkmal Veste Otzberg anzumerken, heißt es in der Begründung weiter.
„Wir machen uns damit selbst eine Tür zu“, kritisierte Alfred Brüstle (Grüne), der gegen die Beschlussempfehlung stimmte. Die Beschlussempfehlung gegen das Gebiet komme zwar überraschend, sagte Thomas Koch (SPD). Die Sozialdemokraten stimmten jedoch zu. Die Gründe, gegen Windkraft im Märkerwald zu stimmen, hätten sich für sie nicht geändert, sagte Koch. Ruth Juhrig (CDU) ging das zu schnell. Sie wollte zunächst alle Stellungnahmen und Gutachten sehen. „Bevor ich nicht genau weiß, worin die Bedenken liegen, kann ich nichts beschließen“, begründete sie ihre Enthaltung.