Die Wahlhelfer Noah und Leon, beide 16 Jahre alt, sitzen am Eingang des Wahllokals und warten auf die ersten Wähler. Einige stehen schon vor der Tür Schlange – die Schüler...
OBER-RAMSTADT. Die Wahlhelfer Noah und Leon, beide 16 Jahre alt, sitzen am Eingang des Wahllokals und warten auf die ersten Wähler. Einige stehen schon vor der Tür Schlange – die Schüler der Klasse 9 d. Darunter Giulia, Nic und Rahele. Sie haben ihre Wahlbenachrichtigungskarte und Personalausweis dabei. „Ohne den Ausweis gibt es auch keinen Stimmzettel“, erklärt Leon. Er und Noah kontrollieren die Daten und überreichen den drei 15-Jährigen die Stimmzettel. Giulia, Nic und Rahele sowie der Rest der Klasse 9 d verschwinden nun nach und nach in der Wahlkabine, die auch aussieht wie eine echte, setzen ihre zwei Kreuzchen und werfen den Stimmzettel anschließend in die Urne, die versiegelt ist.
Die Wahl ist natürlich keine echte Wahl. Es handelt sich vielmehr um die „Juniorwahl 2017 zum Deutschen Bundestag“. Und auch das Wahllokal ist kein reales, sondern ein dafür umfunktionierter Raum der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule (GCLS) in Ober-Ramstadt. Die Gesamtschule ist eine von bundesweit 3478 Schulen, die in diesem Jahr an der Juniorwahl teilnimmt.
„Vor vier Jahren waren wir schon mal dabei, das war so ein Erfolg, dass wir noch mal mitmachen“, erläutert Lehrerin Nicole Krüger, die die Juniorwahl zusammen mit ihrem Kollegen Marc-André Herd organisiert und betreut. 37 Klassen und Kurse der Jahrgangsstufen sechs bis 13 machen seit Anfang der Woche mit. Die Juniorwahl ist einer klassischen Wahl nachempfunden und stellt eine Simulation des regulären Wahlaktes zur Bundestagswahl dar.
Das Einüben von praktischer Verantwortung bei der Stimmabgabe ist eine wichtige Grundlage für die aktive Teilhabe an demokratischen Prozessen und Entscheidungen im späteren Leben. „Es ist Teil der politischen Bildung an unserer Schule“, betont Pädagogin Krüger. „Unser Ziel ist das Üben und Erleben von Demokratie und natürlich auch, den Schülern später die Angst vor der echten Wahl zu nehmen“, so Krüger.
Angst vor der Juniorwahl haben die Mädchen und Jungen nicht. Im Gegenteil. Sie seien vielmehr stolz darauf, wählen zu dürfen. Seit rund vier Wochen werden sie ausreichend in den Fächern Politik und Wirtschaft darauf vorbereitet. Recherchen zu den Wahlprogrammen der Parteien gehören ebenso dazu wie das Einüben des Wahlablaufs.
„Ich finde es eine gute Erfahrung, und ich bin mir sicher, dass ich auch später wählen gehen werde, denn so leistet man ja seinen Beitrag zur Gesellschaft“, betont Neuntklässlerin Giulia. Ihre Prognose zum Wahlausgang? „Die CDU wird vorne liegen“, ist sie sich sicher. Diese Ansicht teilen auch Luc (14) und Lena (14), die ergänzt: „Für meine erste richtige Wahl mit 18 fühle ich mich gut vorbereitet.“ „Wir wissen jetzt, wie’s funktioniert“, meint auch Rahele. Unschlüssig, welche der vielen Parteien er wählen soll, war kurzzeitig Nic: „Als ich in der Wahlkabine stand, hab ich doch noch mal überlegen müssen, obwohl ich mir vorher eigentlich schon sicher war“, so der Schüler.
Am Abend des realen Wahlsonntags, 24. September, wird dann auch das Ergebnis der Juniorwahl feststehen und an die Schüler per E-Mail verschickt. „Im Nachgang werden wir natürlich unser Ergebnis mit dem der realen Bundestagswahl vergleichen“, erläutert Krüger. Hat sie eine Prognose? Ihrer Erfahrung nach wählen die Schüler eher „grün“. „Aber es bleibt abzuwarten“, resümiert sie.