Viel Spaß bei der „Nacht der Spieler“

Wichtige Kommunikation: Dass bei Gesellschaftsspielen von Beginn an viel geredet wird, ist auch der Tatsache geschuldet, dass erst einmal die Regeln geklärt werden müssen. Das ist auch im Bürgerhaus in St. Stephan nicht anders.Foto: Sebsatian Philipp  Foto: Sebsatian Philipp

Wo andere genervt auf ihr Smartphone schauen, ist Michael Emrich, Vorsitzender des Griesheimer Kulturvereins und des Spiele-Clubs, eigentlich ganz froh. „Hier gibt es fast...

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GRIESHEIM. Wo andere genervt auf ihr Smartphone schauen, ist Michael Emrich, Vorsitzender des Griesheimer Kulturvereins und des Spiele-Clubs, eigentlich ganz froh. „Hier gibt es fast keinen Mobilfunk-Empfang.“ Genau das spielt Emrich im Untergeschoss des Bürgerhauses St. Stephan nicht nur sprichwörtlich „in die Karten“. Denn es sind ideale Voraussetzungen für die große „Nacht der Spieler“, die der Spielekreis Darmstadt gemeinsam mit dem Spiele-Club Griesheim für vergangenen Samstag organisiert hatte. Würfel, Ereigniskarten und Figuren? Alles dabei.

Bei „7 Wonders“ werden Weltwunder aufgebaut

Schon kurz nach 16 Uhr haben einige Spieler an den Tischen Platz genommen, am Ende werden es etwa 100 sein. Es ist eine Atmosphäre, die vielleicht einiger Erklärungen von konkreten Spielregeln bedarf, nicht aber, worum es hier geht. „Ich bin wegen des Spaßes hier, den Horizont erweitern, neue Möglichkeiten austesten“, sagt Jürgen Kaminski aus Darmstadt, der erstmals bei so einer Veranstaltung der Gesellschaftsspieler ist, ebenso wie Inka Beißner aus Alsbach, die gerade konzentriert Susanne Hofmann lauscht, die die Regeln von „7 Wonders“ erklärt. Da müssen Weltwunder aufgebaut und Ressourcen abgebaut werden. Das international ausgezeichnete Spiel scheint nicht einfach zu sein. Fesselnd ist es allemal.

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„Die Verlage bemühen sich wieder mehr, Spiele für Einsteiger zu veröffentlichen“, weiß Emrich. Waren es vor fünf bis zehn Jahren noch die Computer- und Videospiele, in deren Konkurrenz die Gesellschaftsspiele ihren Platz behaupteten, ist es heute der Blick aufs Smartphone, der viele Menschen fesselt. „Wir sagen hier wirklich: Legt das Ding weg“, beschreibt Emrich gerne, wie abwechslungsreich die Welt der Spiele inzwischen ist. Es gebe ganz hektische Spiele, bei denen die Spieler nicht einmal miteinander reden dürften, andere sind ganz ruhig. „Wie sagt man so schön: Mensch-ärgere-dich-nicht ist erst zu Ende, wenn einer das Brett vom Tisch fegt.“ Emrich schmunzelt und weiß doch, dass Spiele heute so viel mehr können als der Klassiker der Brettspiele schlechthin.

War ein Trend der vergangenen Jahre, dass bei kooperativen Spielen die Teilnehmer gemeinsam gegen die Regeln des Systems bestehen mussten, beschreibt Frank Heeren, Geschäftsführer des Spieleverlags „Feuerland“, ein anderes Thema, das an Bedeutung gewonnen hat. Bei sogenannten „Legacy-Spielen“ würden sich die Rahmenbedingungen beim Spielen über mehrere Partien hinweg verändern. So könnten etwa Karten aufs Spielbrett geklebt werden, die jedes Mal ein neues Ausgangsszenario schaffen. Heeren steht dabei für einen Verlag, dem eine gewisse Spieltiefe nachgesagt wird. „Wir entwerfen ja nichts. Es gibt Autoren, die kommen mit Spielen und Skripten zu uns.“ Da würden sich die Regeln dann schon einmal über 20 Seiten erstrecken. „Nach einer Partie hat man das Spiel dann meistens erst verstanden, nach vier oder fünf beherrscht man es, und die nächsten 50 Runden versucht man, es zu perfektionieren.“

Doch manchmal geht es immer noch ganz einfach zu. Dem sechsjährigen Marek etwa reicht es, dass bei „Cranium Junior“ Begriffe geraten werden müssen. Und dass dabei auch mit bunter Knete gearbeitet wird? Ist doch fast ein Klassiker.