Beim ersten Treffen der Initiative „Mehr Raum für Radfahrer“ werden Ideen gesammelt.
GRIESHEIM. „Die Bessunger Straße könnte eine Fahrradstraße werden“, überlegt einer laut. „Und die Goethestraße zur Gerhart-Hauptmann-Schule könnte die zweite werden“, sagt ein anderer mit Blick auf den Griesheimer Stadtplan. Über ein Dutzend Bürgerinnen und Bürger waren am Montag in die Räume der evangelischen Luthergemeinde gekommen, um bei einem ersten Treffen Ideen zum Radverkehr in Griesheim zu sammeln.
Eingeladen hatte Jörg Ruf von der Initiative „Mehr Raum für Radfahrer“. „Wenn jeder sich alleine aufregt, bringt das wenig“, so Ruf, deswegen wolle er mit einer Gruppe gemeinsam Ziele definieren und angehen.
Blick auf Entwicklung in den Niederlanden
David Grünewald und Stephan Voeth vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) für Darmstadt-Dieburg gaben einen kurzen Überblick, wie der Radverkehr in den Niederlanden von den 1970er Jahren an gefördert wurde. Bis 1971 sei die Verkehrsentwicklung ähnlich wie in Deutschland gelaufen, schilderte Grünewald, nach einem Hoch des Fahrrads in den 1920er Jahren habe das Auto mehr und mehr den Straßenverkehr dominiert. Aber als es in den Niederlanden in einem Jahr 3000 Verkehrstote, darunter 500 Kinder unter 14 Jahren gegeben habe, habe ein Umdenken stattgefunden. Der Umweltaspekt habe demnach nicht im Vordergrund gestanden, so VCD-Vorstandsmitglied Grünewald.
Aber es ist nicht das Rad allein. „Ein reines Radverkehrkonzept funktioniert nicht, es gehört auch der ÖPNV dazu“, sagte Stephan Voeth. Ein Teilnehmer fand, dass die Verkehrsregeln klarer kommuniziert werden sollten. So sei vielen Autofahrern nicht bekannt, dass sie Radfahrer stets mit mindestens 1,50 Metern Abstand überholen müssten. Auch sei der Unterschied zwischen dem benutzungspflichtigen Radweg (weißes Fahrrad auf blauem Grund) und dem „Radfahrer frei“ auf Gehwegen nicht klar. Auf Gehwegen mit „Radfahrer frei“ müssen Radfahrer nicht fahren, erläuterte Voeth, und es gelte dort Schrittgeschwindigkeit wie in Fußgängerzonen.
Eine Teilnehmerin wies darauf hin, dass die Ampel am Markt in die Hofmannstraße nur auf wartende Autos, aber nicht auf Radfahrer reagiere, sodass man, wenn nicht auch ein Auto komme, am Ende bei Rot fahren müsse. Ein großes Thema war eine durchgängige Ost-West Verbindung für den Radverkehr durch Griesheim – aber auf der Wilhelm-Leuschner-Straße sei dafür kein Platz, stellten die Teilnehmer fest. Zudem gebe es da auch Probleme wenn parkende Autofahrer ohne nach hinten zu gucken, die Fahrertür öffneten und es zu Unfällen komme. Die Ost-West- sowie Nord-Süd-Verbindungen für Radfahrer waren dann auf den Feedback-Karten auch die meistgenannten Punkte.
Thomas Grän vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) wies noch darauf hin, dass der ADFC dieses Jahr unter www.fahrradklima-test.de das „Fahrradklima“ in deutschen Kommunen erhebe. 2016 hatte Griesheim eine Gesamtnote von 3,8 bekommen (Weiterstadt und Darmstadt jeweils 3,7). Dort können Radler angeben, wie sie sich als Verkehrsteilnehmer akzeptiert fühlen, ob die Radwege gereinigt werden oder wie der Radverkehr durch Baustellen geführt wird.