Immer wieder sind auf den Tatortfotos vom Mord in Dieburg viele Blutstropfen zu sehen. Im Flur, vor Türen oder dem Wohnzimmerschrank. Am Dienstag wurde im Darmstädter...
DARMSTADT/DIEBURG. Immer wieder sind auf den Tatortfotos vom Mord in Dieburg viele Blutstropfen zu sehen. Im Flur, vor Türen oder dem Wohnzimmerschrank. Am Dienstag wurde im Darmstädter Landgericht der Mordprozess gegen einen 28 Jahre alten Mann und seine 38 Jahre alte frühere Freundin fortgesetzt – mit Tatortfotos. Zwei Polizeibeamte zeigten die Aufnahmen, die von einer 3 D-Kamera stammen.
Blutstropfen in der Wohnung
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar vor, eine 81 Jahre alte Rentnerin Ende März 2017 in Dieburg mit elf Messerstichen ermordet zu haben, um an Geld zu kommen und Serienmörder zu werden. Beide wurden wenige Tage später in Spanien festgenommen. Das Paar soll sich durch die Krimi-Dokumentation „Killer-Paare“ inspiriert gefühlt haben.
Der 28 Jahre alte Beschuldigte, der zurzeit in der forensischen Psychiatrie in Haina untergebracht ist, hat bei Vernehmungen die Tat eingeräumt und später auch seine damalige Freundin beschuldigt. Die 38 Jahre alte Angeklagte schweigt zur Sache; sie sitzt in Untersuchungshaft.
Bei den Blutstropfen in der Wohnung vermuteten die Ermittler, dass die sich dort häuften, wo der Angeklagte einen Moment stand. „Der Angeklagte hatte eine arterielle Verletzung an der linken Hand“, erklärte Staatsanwalt Nico Kalb. Die Tote lag im Wohnzimmer, aber auch auf dem Bett im Schlafzimmer war Blut am Rahmen, an einer Ecke der Matratze sowie am Lattenrost. Dazu erklärte der Angeklagte, dass seine Freundin ihm gesagt habe, er solle „die Matratze hochheben und schauen, ob Geld darunter ist“.
Eine Polizistin, die die Angeklagte aus einem anderen Zusammenhang kennt, sagte aus, wie die Polizei auf die Spur nach Spanien kam. Am 29. März habe die Angeklagte sie über ihr Mobiltelefon kontaktiert und behauptet, der 28-Jährige habe sie nach Spanien entführt. „Der Typ hat ein Messer“, habe sie mitgeteilt, schilderte die Beamtin. „Zehn Minuten später hat sie dann geschrieben, Ziel sei Cartagena.“ Die Hafenstadt liegt an der Costa Calida am Mittelmeer.
Allerdings blieb unsicher, ob die Angeklagte sich von sich aus an die Polizistin gewendet hatte. Denn die Beamtin sagte auch, dass sie einen Tag davor an die Angeklagte eine SMS mit dem Text „Hast Du kurz Zeit zum Telefonieren?“ geschickt hatte. Denn ein 34 Jahre alter Ex-Freund der Angeklagten hatte zuvor mit der Polizistin gesprochen und geschildert, dass die Frau am Abend des Tattages bei ihm in Wixhausen gewesen sei.
Dieser Zeuge sagte auch am Dienstag im Landgericht aus. Er schilderte, dass er und die Angeklagte sich 2015 kennengelernt hätten und rund ein halbes Jahr ein Paar gewesen seien. Aber man habe sich immer wieder getroffen. Der Zeuge schilderte die Frau als lebensfroh, kreativ und antreibend. Aber sie sei auch impulsiv und unzuverlässig gewesen.
Am Tatabend sei sie bei ihm gewesen, um noch Sachen abzuholen. „Sie hat mir erzählt, dass sie jemanden mit dem Messer erstochen hat“, sagte der Zeuge. Und sie habe eine Schnittverletzung in der linken Hand gehabt. Auch habe sie angekündigt, ihn töten zu müssen, wenn er die Nachrichten sehe. „Langsam wird‘s abenteuerlich“, kommentierte der Vorsitzende Richter Volker Wagner die Aussage, in der auch teilweise bizarr wirkende Details aus der Beziehung geschildert wurden. „Ich weiß“, sagte der Zeuge, aber er bleibe bei seinen Aussagen.
Der Prozess wird am heutigen Mittwoch, 14. Februar, um 9 Uhr fortgesetzt.