Im Museum Fechenbach wird derzeit eine Sonderausstellung zur Geschichte des Töpferhandwerks vorbereitet. Schon vor gut 2000 Jahren machten die Römer Dieburg zu einem bekannten...
DIEBURG. Bereits zu Zeiten der Römer, also vor fast 2000 Jahren, war Dieburg ein Zentrum zur Produktion von Gebrauchskeramik, blühte dann im Mittelalter zu einer wahren Töpfer-Hochburg auf. Im Bereich des heutigen Bahnhofs und des Fuchsberges entstand ein großer Töpfereibezirk. 1986 wurden dort Reste alter Brennöfen freigelegt und massenhaft Keramik aus dem Erdreich geholt. In Dieburg wurden vor Jahrhunderten Krüge, Kannen, Becher, Kerzenleuchter und vor allem auch die „Dieburger Nischenkacheln“ hergestellt, wie sie zum Bau von Kachelöfen verwendet wurden.
Bis in das 20. Jahrhundert hinein war die Stadt, wo heute lediglich noch ein Häfnerweg und das Töpfereck an das traditionelle Handwerk erinnern, ein Standort mehrerer Töpfereien. Sie verlor dann mit der Industrialisierung ihre Bedeutung. Um 1960 schloss in Dieburg der letzte Häfner seine Werkstatt. Ein Heimatvertriebener stellte aber noch einige Jahre Schmuckkeramik her. Ältere Einwohner erinnern sich aber noch gut an die einst industrielle Fertigung, nämlich an die „Dieburger Tonwaren“.
Das war eine Firma, die 1937/38 gegründet worden war. An der Frankfurter Straße in Richtung Münster, wo inzwischen der städtische Betriebshof eingerichtet ist, wurden die Tonwaren hergestellt. Die Tonwarenfabrik Dieburg ging hervor aus einem Zusammenschluss der Vorgängerbetriebe Tonwarenfabrik Darmstädter (vormals Grießinger aus dem Jahre 1885) sowie der Firma Ebert, Mitteldeutsche Ofenfabrik und Kunsttöpferei, gegründet 1897.
Das Firmengelände erhielt sogar einen eigenen Bahnanschluss zum Transport der dann „kriegswichtigen Öfen“. Weitere Veränderungen folgten als der Buderus-Konzern die Firma übernahm, dann vor allem Behälter und Tanks aus Kunststoffen hergestellt wurden.
Die Tonwaren-Fabrik war einst ein wichtiger Arbeitgeber in Dieburg, hatte sogar eigene Werkswohnungen an der Frankfurter Straße in der Nachbarschaft des Betriebs. 1988 wurde das Werk geschlossen, das fast 90 000 Quadratmeter große Gelände von der Stadt übernommen. In den aus Backsteinen gebauten Fabrikgebäuden wurde der städtische Bauhof eingerichtet – wofür inzwischen ein Neubau an einem anderen Standort angedacht ist. Und und auf dem Gelände wurden nach und nach an die 20 Betriebe angesiedelt. Als Gewerbegebiet „Am Bauhof“ ist es ein Teil des mehr als hundert Hektar großen Dieburger Industrie- und Gewerbegebiets im Norden der Stadt.
Das Produktspektrum der Tonwarenfabrik Dieburg umfasste unter anderem Keramik-Dauerbrennöfen. Der Ofen bestand außen aus Tonziegeln eigener Produktion und wurde innen mit Schamotte der Firma Blascheck in Eppertshausen ausgestattet. Bei der Herstellung dieser Keramikbrennöfen wurde nonstop im Schichtbetrieb gearbeitet. Um die 400 Leute waren beschäftigt, die teils aus der Umgebung kamen. Es gab sogar eigene Werksmannschaften für Fußball und das Ringen. Und in der schwierigen Nachkriegszeit bekamen die Arbeiter als Lohn teilweise Gebrauchsgeschirr und figürliche Kunstkeramik, also etwas, was sich bei der damals miserablen Versorgungslage im Tauschhandel bei Landwirten gegen Lebensmittel eintauschen ließ.