Wald soll einer Kiesgrube weichen

Für seine Kiesgrube bei Babenhausen hat das Unternehmen Kaspar Weiss Expansionspläne. Foto: Ursula Friedrich
© Ursula Friedrich

Das Unternehmen Kaspar Weiss will seine Betriebsfläche bei Babenhausen erweitern. Das Stadtparlament muss am 26. September darüber entscheiden.

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BABENHAUSEN. Die Gersprenzstadt ist reich an Bodenschätzen: Quarzsand und Kies werden seit über einem Jahrhundert systematisch aus dem Erdreich gefördert. Geologisch liegt die Stadt im Hanauer Becken – dort, wo sich über Jahrtausende massives Felsgestein zu Sand und Kies zersetzt. Insbesondere für die Baubranche ist dieser nicht erneuerbare Rohstoff essenziell, steckt in Beton, Mörtel, Putz, Asphalt und mehr.

Derzeit holen drei Unternehmen den Rohstoff aus bis zu 50 Metern Tiefe – ein Nebeneffekt dieser Tätigkeit sind zahlreiche Baggerseen, etwa der Sickenhöfer See oder der Hasselsee. Gewässer, die inzwischen auch der Naherholung dienen und Vereinen eine Heimat bieten.

Bereits im Mai 2018 beantragte das Unternehmen Kaspar Weiss GmbH & CoKG aus Goldbach, seine Betriebsfläche „In den Fuchslöchern“ um 18 Hektar größtenteils bewaldeter Fläche zu erweitern und auf bereits angepachtetem Areal den Förderbereich auszudehnen.

Geschäftsführer Peter Weiss erläuterte am Dienstagabend vor dem städtischen Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Umwelt und Verkehr sowie dem Ortsbeirat Harreshausen seine Pläne. Ziel: Mindestens 2,5 Millionen Kubikmeter Quarzsand und Kies sollen in den nächsten zehn bis 15 Jahren an dieser Stelle gefördert werden, 500 000 Kubikmeter jährlich. Im Sitzungssaal stimmte der Ortsbeirat für die Erweiterung des Kiesabbaus, auch der Tenor im Bauauschuss war positiv – dennoch gab es viele Detailfragen.

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Das Gelände „In den Fuchslöchern“ wird von der Bundesstraße B 26 im Süden, dem westlich gelegenen Hasselsee, der Bahnlinie mit dem Ortsteil Harreshausen im Norden und der bayrischen Landesgrenze im Osten umrahmt. 30 Hektar der dortigen Fläche hatte das Unternehmen bereits 1990 für 12 Mark je Quadratmeter von der Stadt gepachtet, nun möchte Weiss seine Betriebsfläche erweitern. Aus landesplanerischer Perspektive, so Geschäftsführer Peter Weiss, seien die Weichen für die Nutzung gestellt: „Im Regionalplan Südhessen ist das so vorgesehen, um die Rohstoffsicherung am bestehenden Standort weiterzuführen.“ Mehrere Gründe sprächen dafür, sogar Argumente der Nachhaltigkeit. Zum einen sei das geologische Vorkommen des Rohstoffs nachgewiesen, zum zweiten die Infrastruktur bereits vor Ort. Ziel sei zudem die ortsnahe Versorgung, statt Kies und Sand von weither heranzuschaffen.

„Wieviel Wald muss fallen?“ kam die Nachfrage von CDU-Fraktionschef Stephan Sawallich, „und in welchem Zustand bekommen wir die Flächen zurück?“ Auch Wolfgang Heil für die Freien Wähler hakte nach: „Wir möchten die Industrie nicht vertreiben, aber alle betroffenen Parzellen sind bewaldet. Ich tendiere zu einer ganzheitlichen Sichtweise.“

Die Expansionspläne des Unternehmens sind an sechs Stellen des Standorts vorgesehen, 17 Hektar, zum Teil besonders schützenswerter Wald müssten fallen. Für die Rodungen werde an anderer Stelle im Verhältnis 1:1 oder 1:2 wieder aufgeforstet, so Peter Weiss, im Zuge des Genehmigungsverfahrens würde das Wieviel und Wo geklärt.

Der Fachbetrieb möchte seine derzeitige Infrastruktur unterhalb des größeren Altsees nach Süden Richtung B 26 verlagern, um dort Halden einzurichten, Aufbereitungsarbeiten durchzuführen und die freiwerdende Fläche auszukiesen. 7,2 Hektar städtischen Waldes müssten angepachtet werden. Außerdem ist eine Erweiterung in südöstlicher Richtung um 2,17 Hektar geplant. Drei weitere Teilstücke von 8,6 Hektar mit teilweise hochwertigen Misch- und Eichenwaldbeständen soll ebenfalls ausgebaggert werden.

Die finale Entscheidung zur Erweiterung der Kiesgrube Weiss soll in der Sitzung des Stadtparlaments am Donnerstag, 26. September, fallen.