Prozess in Darmstadt: 68 Kilogramm Marihuana im Fahrzeug

Vor dem Darmstädter Landgericht geht es um unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln in Babenhausen. Angeklagt ist ein 46-Jähriger aus Frankfurt.

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BABENHAUSEN/DARMSTADT. Weil der Chef einer Babenhäuser Spedition sich Anfang dieses Jahres ärgerte, dass regelmäßig fremde Fahrzeuge auf seinem Gelände Fracht umladen, steht jetzt ein 46 Jahre alter Frankfurter wegen unerlaubtem Handel mit Betäubungsmitteln vor dem Darmstädter Landgericht.

Der Speditionschef hatte am 2. Februar dieses Jahres die Polizei gerufen, als er wieder einen fremden Lastwagen und einen ihm ebenfalls unbekannten Mercedes-Sprinter auf seinem weitläufigen Gelände entdeckte und deren Fahrer nicht verschwinden wollten. Und dann auch nicht mehr wegkamen, weil Speditionsmitarbeiter die Autos mit ihren Fahrzeugen eingekeilt hatten.

16.000 Euro in Hohlraum im Mittelblock

Die Streife, die wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch losgeschickt worden war, entdeckte dann etwas Merkwürdiges im Mercedes Sprinter. „Aufgefallen ist uns dieser Pressspanblock, der da drin war“, schildert der Polizeikommissaranwärter, der damals einer der Streifenbeamten war, in seiner Zeugenaussage.

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Der „Pressspanblock“ war ein mit Spanngurten fixierter Spanplattenstapel, 2,1 Meter lang, ein Meter breit und 70 Zentimeter hoch. Und die Platten waren nicht so ganz perfekt gestapelt. Wie sich dann herausstellte, lagen zwei Platten lose obendrauf, die anderen waren miteinander verschraubt und ließen sich nur über einen Transponder öffnen. In der Konstruktion entdeckten die Beamten Hydraulikzylinder, die den Deckel, eine Spanplatte, anhoben, sowie eine Autobatterie für die Stromversorgung – und zwölf Müllsäcke. In den blauen Säcken waren dann wieder jeweils fünf bis 13 Plastiktüten mit grünen Pflanzenteilen, die sich als insgesamt 68 Kilogramm Marihuana herausstellten, wie Oberstaatsanwalt Joachim Bührer in seiner Anklage beschrieb. In einem Hohlraum in der Mittelkonsole entdeckten die Ermittler dann noch 16.000 Euro.

Der Fahrer des Sprinters ist der Angeklagte. Bei einer Hausdurchsuchung bei ihm in Frankfurt wurden auch noch rund 68 Gramm Haschisch auf dem Kühlschrank gefunden, sowie drei Smartphones, darunter ein sogenanntes Kryptohandy, ein abhörsicheres Mobiltelefon.

Rechtsanwalt Oliver Wallach gab für seinen Mandanten eine Erklärung ab, in der dieser gestand, drogenabhängig zu sein und als Drogenkurier gearbeitet zu haben. Aber er sei nur „wie eine Schachfigur“ hin- und her geschoben worden.

Fall in Babenhausen Teil eines Frankfurter Verfahrens

Der Anwalt wies weiter darauf hin, dass sein Mandant, der als gelernter Metalltechniker viele Jobwechsel hatte, seit dem Jahr 2000 eine psychische Erkrankung habe, die bei ihm zu einer gestörten Wahrnehmung führe, und dass er sich schnell auf Beziehungen zu anderen Menschen einlasse. Der Angeklagte habe die Fahrten mit dem Transporter gemacht, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können und um an Drogen kommen zu können, sagte der Verteidiger.

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Oliver Wallach kündigte an, dass der Angeklagte, der eine Drogentherapie machen wolle, auf die Kronzeugenregelung verzichten werde. „Er kann nicht einschätzen, was es für ihn bedeuten würde, wenn er Ross und Reiter nennen würde.“

Der Fall in Babenhausen gehört zu einem größeren Verfahren um illegalen Rauschgifthandel, in dem aber hauptsächlich in Frankfurt ermittelt wird. Als Haupttäter gilt laut Staatsanwaltschaft ein anderer Frankfurter. In dem dortigen Verfahren sei der in Darmstadt angeklagte 46-Jährige auch einer der Beschuldigten.

Der Prozess wird am Dienstag, 4. Oktober, um 9 Uhr fortgesetzt.