Investoren kritisieren dritte Offenlage der Pläne durch das Parlament. Laut der involvierten Firma Aumann droht nun eine Brache auf dem Areal.
BABENHAUSEN. Als die Privatbrauerei Michelsbräu ihren Standort in der Babenhäuser Innenstadt aufgab, waren die Visionen zur Neuentwicklung des innerstädtischen Filetstückchens groß. Schon im Jahr 2009 waren 3000 Quadratmeter an die K&S-Unternehmensgruppe verkauft worden, die dort nach Abriss des alten Verwaltungsgebäudes und Schalanders ein Seniorenpflegeheim baute.
Die Firma Aumann, die 6000 Quadratmeter des geschichtsträchtigen Brauereistandorts erwarb, plant und investiert seit dieser Stunde Null im Jahr 2015. Mit der millionenschweren, aus Sicht des Investors unrentablen Sanierung des denkmalgeschützten Sudhauses, dem Abriss der asbestbelasteten Hallen und mehr, kam das Babenhäuser Unternehmen den großen Plänen nach – zur Querfinanzierung dieser Maßnahme war der Bau eines Mehrfamilienhauses abgesprochen, so Markus Aumann seitens der Investoren.
Doch nach zweimaliger Offenlage der Pläne gibt es jetzt wieder kein Baurecht. Auch nicht für das Appartementhaus für seniorengerechtes Wohnen, das ein Tochterunternehmen des K&S-Gruppe auf dem Areal plant. Neben der K&S-Pflegeeinrichtung ist ein mehrgeschossiges Wohnobjekt für Senioren geplant.
Für die Investoren geht es jetzt also wieder in die Warteschleife. Die dritte Offenlage – erstmals wurde die Öffentlichkeit 2018 beteiligt – wurde von der Verwaltung empfohlen und im Stadtparlament beschlossen – einstimmig. Gründe sind unter anderem die Höhe der geplanten seniorengerechten Häuser zur Spessartstraße, wo nach derzeitigem Planungsstand 13 Meter Gebäudehöhe und eine viergeschossiger Bau mit Flachdach möglich wären. Am Spessartplatz, wo das Unternehmen Aumann ein dreigeschossige Objekt plus zurückversetztem Staffelgeschoss mit 13 Wohneinheiten realisieren möchte, hat sich die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Darmstadt-Dieburg eingeklinkt, möchte die Gebäudehöhe auf nur 11,50 Meter begrenzen. Damit wäre das obere Staffelgeschoss nicht mehr realisierbar, so Markus Aumann. Der Immobilienökonom spricht von einer „Schikane“. Nach sechs Jahren Planungsprozess habe er von der neuerlichen Verzögerung durch ein drittes Offenlageverfahren aus der Zeitung erfahren, „mit uns als Vorhabenträger war nichts abgesprochen.“ Auch der Investor K&S sei am verzweifeln und prüfe, ob die Bebauung überhaupt noch rentabel sei. Seitens des Traditionsunternehmens Aumann gibt es ein klares Nein: Ohne Staffelgeschoss sei das Objekt nicht rentabel, „aber wir haben keinen Druck, dann bleibt das Gelände brach liegen“. Inzwischen zweifelt Aumann daran, dass – „wider aller Landesentwicklung“ – eine geordnete städtebauliche Verdichtung in Babenhausen überhaupt gewünscht sei.
Kritik kam aus verschiedenen Richtungen: In der ersten Offenlage der Pläne 165 Einwendungen seitens der Öffentlichkeit, 43 waren es bei der neuerlichen Offenlage 2021. Im städtischen Bauamt hatte man nun dringend eine nochmalige Planänderung und erneute Beteiligung der Öffentlichkeit empfohlen. Auch schließt die Verwaltung nicht aus, dass Kritiker der Bebauung den juristischen Weg einschlagen.
Zu den aktuellen Problemen im Verfahren zählt auch die Einschätzung des Brand- und Katastrophenschutzes des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Ob das Hubrettungsfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Babenhausen zum Einsatz gebracht werden kann, bewerteten die Katastrophenschützer mit widersprüchlichen Aussagen – eine finale steht noch aus.