Normalerweise interessieren sich Ahnen- oder Familienforscher für ihre eigenen Vorfahren. Das bestätigt bei einem Treffen der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung...
RODAU. Normalerweise interessieren sich Ahnen- oder Familienforscher für ihre eigenen Vorfahren. Das bestätigt bei einem Treffen der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung (HfV) auch deren Odenwälder Vorsitzender Wilhelm Wurm. Auch er forscht nach „seinen Würmern“, wie er scherzhaft sagt. Immerhin ist er bis 1680 fündig geworden. 1390 wird dann noch ein Wurm in Groß-Umstadt erwähnt, dazwischen gibt es allerdings für fast 200 Jahre keine Nachweise eines Wurms in der Gegend. Ein Grund für Wilhelm Wurm, seinem Hobby auch weiterhin zu frönen und munter weiter in alten Akten zu stöbern.
Anders verhält es sich dagegen bei Manfred Bräuer. Er ist im Eisenhauer Fieber, auch wenn kein Eisenhauer in seiner Ahnenlinie existiert. Jüngst traf sich die HfV in der Gaststätte Rauth in Rodau. Der Ort war ganz bewusst gewählt, denn Bräuer wollte an diesem Abend beweisen, dass die Vorfahren von Dwight D. Eisenhower, von 1953 bis 1961 der 34. Präsident der Vereinigten Staaten, nicht nur aus dem Odenwald, sondern sogar aus dem kleinen Rodau stammen. Bisher reklamierten die Saarländer die Eisenhauers für sich. Dass ein gewisser Johann Nikolaus Eisenhauer, der 1741 in Philadelphia amerikanischen Boden betrat und den die Familienforscher als Ahn von Dwight D. Eisenhower ausgemacht haben, vom saarländischen Karlsbrunn nach Amerika aufbrach, bestreitet Bräuer nicht.
Ihn irritierte allerdings die Tatsache, dass der Name Eisenhauer im Odenwald gebräuchlich ist und dass viele Ortschaften für sich reklamieren, dass die Vorfahren des amerikanischen Präsidenten hier gelebt hätten. Der Forschungseifer des Heppenheimers Bräuer wurde endgültig geweckt, als die hessischen Familienforscher von ihren Saarländer Kollegen geschmäht wurden. „Schande über die hessischen Genealogen, die unter ihren gegenseitigen Grabenkämpfen wie gelähmt erscheinen und von denen doch die ersten Eisenhauer-Forschungen in Deutschland ausgegangen sind“, heißt es von den Saarländern. „Das konnte ich einfach nicht auf mir und uns sitzen lassen“, so Bräuer mehrfach an diesem Abend, der den Schmähsatz für alle Forscherkollegen sichtbar per Beamer an die Wand geworfen hatte.
Im Gespräch mit dem ECHO zeigt sich Bräuer fest überzeugt, dass die Vorfahren des oben genannten Johann Nikolaus Eisenhauer tatsächlich aus dem kleinen Rodau stammen.
Bräuer begreift seine Suche als Puzzle. Bei beidem könne man süchtig werden. Zwei Puzzlestücke fehlen ihm noch, ansonsten ist er überzeugt, nachgewiesen zu haben, dass der amerikanische Präsident seine Wurzeln in Rodau hat. So lebten die Eltern Johann Friedrich Eisenhauer und Anna Elisabeth Gunkel in Rodau, zogen von dort nach Auerbach und später Stockstadt. Im Saarland erblickte dann Johann Nikolaus das Licht der Welt, der sich dann später mit seiner Ehefrau Anna Margarete Strubel in die Neue Welt aufmachte. Auch die Linie der Ehefrau verfolgte Bräuer, die seinen Forschungen nach aus Biebesheim stammt. Bräuer forderte nun seine Kollegen vom HfV auf, ihm bei der Suche nach den zwei Puzzleteilen zu helfen. Gesucht wird noch ein Nachweis der Geburt des Johann Nikolaus, ebenso wie die Urkunde der Verehelichung mit seiner Gattin Anna Margarete Strubel.
Dennoch kann Bräuer viele Glückwünsche seiner Kollegen entgegennehmen. Ihm sei es überzeugend gelungen, die beiden Theorien, dass die Vorfahren Eisenhowers zwar aus dem Saarland ausgewandert seien, ursprünglich aber aus dem Odenwald stammten, zusammen zu führen. Mit den Nachfahren von Dwight D. Eisenhower in den USA hat Bräuer im Übrigen noch nie den Kontakt gesucht. „Ich forsche lieber in alten Akten“, sagt er zur Begründung.