Michael Valentin: Künstler durch und durch

Genuss, Vielfalt und Austausch sind Michael Valentin wichtiger als künstlerische Perfektion. Foto: Katja Gesche  Foto: Katja Gesche
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„Vielfalt, Raum und Kommunikation – das ist für mich Kunst.“ Im Leben von Michael Valentin sind Kunst und Kreativität in vielen Facetten wirksam. Die meisten im...

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RIMBACH. „Vielfalt, Raum und Kommunikation – das ist für mich Kunst.“ Im Leben von Michael Valentin sind Kunst und Kreativität in vielen Facetten wirksam. Die meisten im Weschnitztal kennen Valentin als langjährigen Leiter der Jugendmusikschule und Gesangslehrer. Doch er schreibt auch und komponiert, spielt Klarinette und malt, gestaltet Schmuck, steht als Schauspieler auf der Bühne und kocht mit Begeisterung. „Aber eines kann ich nicht – mich selbst gut verkaufen“, meinte er schmunzelnd.

Geboren wurde Valentin 1949 in Darmstadt. Sein Vater war Ingenieur, seine Mutter hatte als Malerin eine künstlerische Ader. Nach dem Abitur studierte Valentin in Mannheim an der Musikhochschule. Seine Schwerpunkte waren Gesang und Klarinette. Danach lebte er für eine Weile in Berlin und lernte dort bei der Opernsängerin Elisabeth Grümmer.

Zurück in Süddeutschland unterrichtete er an der Musikschule in Heidelberg. Er begann, sich mit alter Musik zu beschäftigen, was bis heute ein Steckenpferd von ihm ist. „Das war damals auch eine sehr politische Zeit“, erinnerte er sich.

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Wichtig für seine künstlerische Laufbahn war für ihn eine Aushilfstätigkeit beim Nationaltheater Mannheim. „Das war für mich die eigentliche Ausbildung“, sagt er heute. Als er später in Birkenau lebte, erfuhr er, dass die Jugendmusikschule Weschnitztal/Überwald einen neuen Leiter suchte. Die Schule befand sich Mitte der 1990er in einer schweren Krise. Zusammen mit der langjährigen Verwaltungsleiterin Ute Spiller rettete Valentin die Schule und baute sie aus. „Die Leitung der Jugendmusikschule erforderte, aus vielen Quadraten einen Kreis zu bilden; dazu gehört Kreativität“, erinnerte sich Valentin an diese Zeit.

Im Grünen Salon treffen sich interessante Leute

2013 übergab er die Leitung an Martin Vogel. Dafür engagiert Valentin sich heute im Kunstpalast-Team, das in der Alten Schule Rimbachs diverse Veranstaltungen anbietet. Valentin, zugleich zweiter Vorsitzender des Vereins, betreut den „Grünen Salon“. In dieser Veranstaltungsreihe stellen sich Menschen aus der Region vor, die interessante Dinge zu berichten wissen. „Der Prophet im eigenen Land gilt etwas, das ist mein Motto beim grünen Salon“, erklärte Valentin. Sein Ziel ist es, mit diesem Angebot ein wenig an die Salonkultur früherer Zeiten anzuknüpfen. Da Kochen und Genießen für Valentin einen großen Stellenwert im Leben einnehmen, gibt es zu diesen Anlässen immer etwas zu essen. Lebensmittel finden sich bei ihm auch im Design wieder; so schuf er schon aus getrockneten Zwiebeln und Sellerie filigrane Schmuckstücke. Valentin liebt besonders die bildende Kunst. „Da geht mir das Herz auf“, gesteht der Künstler, der gerne Zeit im Museum verbringt. Er selbst hat vor gut zehn Jahren zu malen begonnen.

Außerdem interessiert Valentin besonders die Verbindung unterschiedlicher Kunstarten. So organisierte er 2014 in der Kunst-Scheune des Abtsteinacher Bildhauers Martin Hintenlang eine Performance mit dem Titel „Kreuzungen“. Musik des Renaissancekomponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina wurde ergänzt von einem Monolog über das Innenleben eines Depressiven. Gleichzeitig wurden Farben über Leinwände geschüttet. Auch die Luther-Revue, die 2017 in Birkenau aufgeführt wurde, vereinigte verschiedenste Stilmittel wie Gesang, Videokunst, Schauspiel und Musik. „Es gibt immer wieder neue Themen, die zu mir kommen“, meinte der vielfältige Künstler.

Viel Freude macht Valentin die Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Rainer Greulich als „Duo Vin Rouge“. Der Name ist dabei Programm. „Sinn und Zweck des Ganzen ist es, vor dem Publikum ein Flasche Wein zu trinken und dabei Musik zu machen“, erläuterte Valentin amüsiert. Dabei geht es nicht um musikalische Perfektion. Perfektion ist sowieso nicht Valentins Schwerpunkt. Er liebt mehr die Vielfalt und den Austausch. „In meinem Alter muss man vor allem Spaß haben“, so sein Motto.