Mit „Step 2030“ formuliert die Stadt Lorsch, wie künftig Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen gestaltet werden können.
LORSCH. Was findige Werbetexter in den 1970er Jahren in den Slogan „Für ein lebens- und liebenswertes Lorsch“ gepackt haben, heißt im Soziologendeutsch des Stadtentwicklungsplans „Step 2030“ nun „Leitbild“ und definiert die Stadt als „naturnah und klimaaktiv“, „traditionell und innovativ“ sowie „gemeinsam und nachhaltig“.
Lorsch will seine städtebauliche Entwicklung koordiniert fortsetzen und hat daher seit gut einem Jahr seinen „Stadtentwicklungsplan 2000 Plus“ fortgeschrieben. Das Elaborat heißt „Step 2030“ und hält auf 165 Seiten fest, wie Lorsch zukünftig seine Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen gestalten möchte.
Der Step markiere den politischen Rahmen für die Stadtentwicklung, sagt CDU-Fraktionssprecher Alexander Löffelholz über das Planwerk. Das Papier enthalte wichtige Zielvereinbarungen, an denen wir uns orientieren sollten, stellte Grünen-Fraktionssprecher Matthias Schimpf im Bauausschuss fest. Von „Leitpfosten für die Stadtentwicklung“ sprach Frank Schierk (SPD). Er wies aber auch auf im Plan enthaltene Zielkonflikte hin. So stünden etwa mögliche Ausweisungen neuer Gewerbegebiete im Widerspruch mit der Vermeidung von weiteren Flächenversiegelungen.
Das sehen auch die Bürger wie die örtlichen Landwirte so, die im Rahmen des Beteiligungsprozesses für den Stadtentwicklungsplan mitdiskutierten. Insbesondere das mehr als 20 Hektar große Areal „Sallengraben“ an der Gemarkungsgrenze zu Bensheim als mögliche neue Gewerbefläche stößt dabei auf Kritik aus der Bürgerschaft, aber auch von kommunalen Mandatsträgern.
„Nichts ist in Stein gemeißelt“, wies Bürgermeister Christian Schönung (CDU) auf den informellen Charakter der Stadtentwicklungsplanung hin. Der Plan schreibe nichts vor, sei vielmehr ein Orientierungsrahmen für die Stadtentwicklung mit dem Horizont 2030.
Die Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans wurde von drei Fachbüros bearbeitet und koordiniert. „Umbau-Stadt“ (Frankfurt) zeichnete für die Bereiche Stadtentwicklung und Städtebau sowie schlussendlich für die integrierte Konzeption der Planung verantwortlich. Das Büro „Stete-Planung“ (Darmstadt) kümmerte sich um die Mobilitätsplanung, die Verkehrsentwicklung und das Mobilitätsmanagement. Schwerpunkte des Büros „Planquadrat“ (Darmstadt) waren die Flächen- und Projektentwicklung. Eine fachliche Begleitung durch Planungsbüros ist eine Voraussetzung für den Erhalt von Fördermitteln bei der Realisierung von Projekten, die aus dieser Zukunftsplanung entwickelt werden. Nach Auskunft von Lorschs Bauamtsleiter Volker Knaup wird die Stadtentwicklungsplanung die Stadt rund 100 000 Euro kosten.
Koordiniert wurde der Prozess von einer Lenkungsgruppe aus Vertretern von Magistrat, Verwaltung und Stadtverordnetenversammlung sowie Vertretern der Kirchen, Schulen und Vereine. Zusätzlich gab es drei Bürgerbeteiligungen sowie Interviewrunden mit Experten. Der einstimmig vom Bau- und Umweltausschuss befürwortete Plan soll in der nächsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 23. Mai verabschiedet werden.
Ein Schwerpunkt der Stadtplanung ist auch die innerstädtische Entwicklung. Nach Aufnahme der Stadt in das Landesprogramm „Aktive Kernbereiche“ wird derzeit ein städtebauliches Entwicklungskonzept (Isek) erstellt, das Voraussetzung für die Bereitstellung von Fördermitteln ist. Das Entwicklungskonzept beinhaltet auch einen Maßnahmenkatalog, den der Bau- und Umweltausschuss einstimmig befürwortet hat. Größte Einzelmaßnahme ist die Sanierung und Modernisierung der Nibelungenhalle. Gefördert werden sollen aber auch Konzepte zur Umwandlung von Leerständen in der Innenstadt, eine Machbarkeitsstudie für die Nutzung des alten Feuerwehrgeländes sowie ein städtebaulicher Wettbewerb für das Areal des Krankenhauses.